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„Stop War!“: Botschaft der BVB-Mannschaft in einem früheren Spiel.

© Imago/Kirchner-Media

Rüstungskonzern Rheinmetall sponsert Borussia Dortmund: An strategischer Dummheit kaum zu überbieten

Der Waffenproduzent Rheinmetall steigt bei Borussia Dortmund ein. Der Klub, der gerne seine moralische Aufrichtigkeit proklamiert, macht vor dem Finale der Champions League in London einen großen Fehler.

Martin Einsiedler
Ein Kommentar von Martin Einsiedler

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Zunächst einmal ist da das grauenhafte Timing. Am Samstag spielt der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund das Finale in der Champions League in London, der Stadt, auf die während des Zweiten Weltkrieges die deutsche Luftwaffe viele Tausend Tonnen Bomben niederprasseln ließ. Produziert wurde das Kriegsmaterial auch vom deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall, der damals unter staatlicher Kontrolle war.

Just vor diesem Spiel in London also hat Borussia Dortmund nun seine zunächst auf drei Jahre angelegte Zusammenarbeit mit Rheinmetall bekannt gegeben. Der Vertrag soll jährlich einen einstelligen Millionenbetrag in die Klubkassen spülen, als Gegenleistung ist der Rüstungskonzern offiziell „Champions Partner“. Rheinmetall taucht unter anderem auf der Bandenwerbung auf. Das Logo soll sogar schon im Vorfeld des Finales in der Champions League zu sehen sein. Die Engländer werden den deutschen Finalteilnehmer nun nicht herzlicher empfangen.

Die PARTEI hat schnell reagiert. „BVB – wir schießen nicht nur Tore“, schreibt sie in einer Anzeige. Darunter abgebildet: ein Panzer in schwarz-gelben Farben. Die Empörung ist groß in der Fan-Szene, etliche Anhänger haben bereits angekündigt, ihre Mitgliedschaft im Verein ruhen zu lassen. Die Friedensgesellschaft kündigte für den Mittwoch eine Protestaktion vor der BVB-Geschäftsstelle an.

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Die Empörung fällt dabei gewiss nicht zu klein aus. Man hat die Spieler des BVB noch vor Augen, wie sie vor einem Spiel ein Plakat mit der Aufschrift „Stop War“ in ihren Händen hielten. Ohnehin geriert sich besonders der Profifußball als Ort, in dem Dinge wie eben Frieden, Vielfalt und Freiheit proklamiert werden. Gelebt werden sie aber – mit Blick auf das Sponsoring – nicht.

BVB war kürzlich noch ein Botschafter des Friedens

Sicher, die Debatte über Krieg und Frieden hat sich seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verändert. Deutschland soll seine wohlfeile Haltung in Kriegsbelangen aufgeben, sich der Realität stellen, mehr Geld für Sicherheit, mehr für Waffen ausgeben. So sehen das viele. Und das machen sich die Verantwortlichen des BVB nun zunutze, um einen neuen, äußerst finanzstarken Sponsor unter Vertrag zu nehmen.

Die Argumentation von Borussia Dortmund klingt heuchlerisch. Aus ihr kriecht aus allen Ecken der Kapitalismus hervor, der sich nun einmal bei den besten Klubs in besonders starker Ausprägung eingenistet hat.

Martin Einsiedler

Um einer großen Empörungswelle vorzubeugen, verlautete dem „Handelsblatt“ zufolge aus dem Klub, dass man mit der Zusammenarbeit bewusst einen Beitrag zur Diskussion um die Wehrhaftigkeit in diesem Lande führen wolle.

Aber wie ehrlich sind diese Bekundungen eines Profiklubs, der bis vor Kurzem angeblich noch ein Botschafter des Friedens war? Und warum sollte diese Diskussion rund um einen Fußballklub geführt werden, in dessen Stadion sich Menschen versammeln, um für 90 Minuten unterhalten und von all den Sorgen abgelenkt zu werden?

Man merkt schon: Die Argumentation von Borussia Dortmund klingt heuchlerisch. Aus ihr kriecht aus allen Ecken der Kapitalismus hervor, der sich nun einmal bei den besten Klubs in besonders starker Ausprägung eingenistet hat. Borussia Dortmund tun die Millionen so gut wie den Bayern einst das Geld aus Katar, den Schalkern die Gazprom-Millionen oder – in abgeschwächter Form – Werder Bremen das Sponsoring von Wiesenhof.

Die scheinheiligen Erklärungen der Klubs für die unheilvollen Kooperationen hat man noch im Ohr. Nicht nur beim BVB herrscht das Primat der finanziellen Rentabilität gegenüber der moralischen Aufrichtigkeit. Und dennoch: Dass Borussia Dortmund überhaupt und vor dem Spiel der Spiele in London ein Engagement mit Rheinmetall eingeht, ist an strategischer Dummheit kaum zu überbieten.

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