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„Schmerzvoller als erwartet”: Das sagen Union-Fans über die Rückkehr von Urs Fischer
Zwei Jahre nach seinem Abschied vom 1. FC Union Berlin ist Urs Fischer als Trainer von Mainz 05 zurück in der Bundesliga. Köpenicker Fans erzählen, was das mit ihnen macht.
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Die Farben haben immerhin gestimmt. Vor rot-weißen Tribünen ließ sich Urs Fischer fotografieren, als er Anfang der Woche seine Rückkehr in die Fußball-Bundesliga offiziell machte. Für die Fans des 1. FC Union Berlin war es trotzdem ein schräger Anblick.
Zwei Jahre nach seinem emotionalen Abschied von Union ist Fischer plötzlich zurück. Am Donnerstagabend steht er in der Conference League gegen Lech Posen (21.00 Uhr, RTL) erstmals als Trainer des FSV Mainz 05 an der Seitenlinie. Bei seinen früheren Verehrern in Köpenick löst das gemischte Gefühle aus.
„Das wird sicherlich noch eine Weile schmerzen“, sagt Union-Fan Cornelia Wolter. „Ich freue mich, dass er wieder als Trainer arbeiten kann. Es hätte meinetwegen aber lieber eine Liga im Ausland sein können, Italien zum Beispiel. Denn die Nachricht war trotz vorherigem Gerücht schmerzvoller als erwartet.“

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Bei Union ist der Schweizer schließlich eine Legende, der mit Abstand erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte. In seinen fünfeinhalb Jahren an der Wuhle machte er aus Union zunächst einen Bundesligisten, dann den größten Club der Hauptstadt und dann sogar einen Champions-League-Teilnehmer. Wie Cornelia Wolter sagt: „An das Standing von Urs Fischer als Union-Trainer wird vielleicht nie wieder jemand heranreichen.“
Spieler, Trainer, Funktionäre gehen – wir Fans bei Union bleiben treu.
Torsten Eisenbeiser, Union-Fan und Initiator des Weihnachtssingens
Lange konnte man sich ihn bei keinem anderen deutschen Verein vorstellen. 2018 wechselte Fischer direkt aus der Schweiz nach Berlin, seit der Trennung 2023 hatte er keinen anderen Job angenommen. Laut Oliver Jauer vom Union-Blog „Textilvergehen“ wird man sich aber schnell daran gewöhnen: „Es ist am Ende total normal, dass Urs irgendwann irgendwo unterkommt.“
Ähnlich sieht es Torsten Eisenbeiser, der Initiator des berühmten Weihnachtssingens bei Union. „Urs ist Trainer, somit hat er ein Recht, diese Arbeit auszuüben“, sagt er. „Spieler, Trainer, Funktionäre gehen – wir Fans bei Union bleiben treu. Es hat einige Jahre gedauert, das zu begreifen, aber in der Neuzeit ist das der Fußball.“
Am 10. Januar gibt es das große Wiedersehen
Dass Fischer auch bei seiner neuen Trainerstation Erfolg haben wird, davon ist man in Köpenick überzeugt. Mainz steht zwar gerade ganz unten in der Bundesligatabelle, mit fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz. Für Wolter sei das mit Fischer aber aufzuholen.
„Es wird vielleicht einen Moment dauern, aber Urs Fischer ist bekannt dafür, Wert auf taktische Disziplin und Genauigkeit zu legen. Das wird sich über kurz oder lang auszahlen“, sagt die Union-Anhängerin. Auch Blogger Jauer findet, dass der Mainzer Kader mit den früheren Union-Spielern Benedict Hollerbach und Lennard Maloney „locker bundesligatauglich“ ist.
Ob man es dem alten Trainer auch gönnt, ist eine andere Frage. Schließlich steht Union selbst nur vier Punkte vor der Abstiegszone und ist damit ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt. Alte Liebe wird da zur Nebensache.
„Mich interessiert am Ende nur Union. Und da wir sowas von im Tabellenkeller dabei sind, möchte ich, dass alle anderen da unten immer verlieren. Schlussendlich ist mir Mainz 05 auch mit Urs Fischer total egal“, sagt Union-Blogger Jauer.
Für Eisenbeiser gibt es ebenso keinen Grund, den Rheinhessen die Daumen zu drücken: „Ich liebe Fasching, aber Berlin und Fasching passen nicht wirklich zusammen: Wir feiern lieber überall.“
Eine emotionale Rückkehr kann Fischer dennoch erwarten, wenn er am 10. Januar mit seinem neuen Verein wieder in der Alten Försterei gastiert. Bei Union ist es zwar üblich, ehemalige Spieler und Trainer herzlich zu begrüßen, bei dem Schweizer Erfolgstrainer wird es laut Jauer aber „den bestmöglichen Empfang“ geben: „Mit offizieller Verabschiedungsbegrüßung und einem Dach, das vom Krach wegfliegt.“
„Das wird sehr, sehr emotional und garantiert fulminant werden im Stadion“, freut sich auch Cornelia Wolter. „Ich werde definitiv ein Päckchen Taschentücher dabei haben.“
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