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Schwimmer Lukas Märtens ist Olympiasieger: Mit Armen und mit Köpfchen zu Gold
Eine Überraschung ist es nicht, aber die Freude ist dennoch enorm: Lukas Märtens gewinnt Gold in Paris über 400 Meter Freistil. Am Ende wird es ein Schwimm-Krimi.
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Erst schaute er verwundert drein, dann, ein paar Sekunden später, holte Lukas Märtens aus und knallte seine Hand auf das Wasser. Er tat das aber nicht aus Ärger, sondern vor Genugtuung. Märtens blickte auf die Tribüne in der „La Defense“-Arena in Paris uns sah deutsche Fans mit Tränen in den Augen. Der Magdeburger hatte sich soeben im Finale über 400 Meter Freistil durchgesetzt und die erste Goldmedaille für Deutschland bei den Olympischen Spielen geholt.
Der 22-Jährige feierte einen Start-Ziel-Sieg, war anfangs sogar unter der Weltrekordzeit unterwegs. Am Ende standen dann 3:41,78 Minuten auf der Anzeigetafel, viel länger hätte das Rennen nicht mehr sein dürfen. Auf den letzten 25 Metern schmolz sein Vorsprung bedenklich dahin.
Aber das dürfte ihm nach dem Rennen egal gewesen sein. Zweiter wurde Elijah Winnington aus Australien, Bronze ging an Kim Woomin aus Südkorea. Wenig später, als bei der Siegerehrung die deutsche Nationalhymne abgespielt wurde, kamen dem Deutschen die Tränen. „Da hat einfach alles gekribbelt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist einfach wunderschön“, sagte er später in der ARD.
Und versuchte seinen Erfolg irgendwie einzuordnen: „Ich habe mich die letzten Jahre jetzt so krass entwickelt“, sagte er. „Nicht nur von der Persönlichkeit, sondern auch von der Konstanz. Die letzten Jahre liefen schon phänomenal, jetzt die Krönung in diesem wirklich sehr, sehr schwierigen Jahr.“
Vor dem Rennen hatte er komplett kontrolliert gewirkt, Nervosität war Lukas Märtens nicht anzumerken. Aber das tut es fast nie beim Schwimmen. Die Gesichtszüge der Profis sind teils durch Bademütze und Brille verdeckt. Außerdem beherrschen die Schwimmer eine perfekte Atemtechnik. Und jedes winzige Detail, bereits vor dem Start, ist tausendfach einstudiert. Der Kopf hat alles viele Male durchgespielt.
Es war der erwartete Erfolg. Märtens ist derzeit der schnellste Mann über diese Distanz. Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin im April dieses Jahres hatte er den 15 Jahre alten Weltrekord von Paul Biedermann in 3:40,33 Minuten nur ganz knapp verpasst, um 26 Hundertstelsekunden.
Am Samstag schlug er in seinem Halbfinallauf in überlegenen 3:44,13 Minuten an. Für Beobachter war klar, dass Gold im Grunde nur an den Sportler aus Deutschland gehen konnte. Doch genau darin lag die Gefahr. Und auf der letzten Bahn geriet der Erfolg tatsächlich noch einmal in Gefahr, wie er lächelnd zugab: „Am Ende stand ich. Ich habe nicht überpaced, aber ich musste das Rennen von vorne gehen. Weil, ich wusste, die Konkurrenz ist am Ende extrem stark.“
Den entscheidenden Sprung machte mit der Arbeit im Kopf
Für die deutschen Schwimmer und auch für das Team Deutschland als Ganzes könnte Märtens Goldmedaille eine Signalwirkung haben. Jeder Erfolg in der Mannschaft beflügelt und beruhigt gleichermaßen die zu Beginn der Spiele angespannten Nerven.
Nerven sind im Falle von Lukas Märtens ohnehin das Stichwort. Er galt immer als riesiges Talent, aber den entscheidenden Sprung machte er laut eigener Aussage nicht unbedingt mit der Arbeit im Becken, sondern mit der Arbeit in seinem Kopf.
Mentales Training, das betonte Märtens zuletzt immer wieder, hat aus ihm den Weltklasseschwimmer gemacht, der er nun ist. Und natürlich ist sein Trainer Bernd Berkhahn zu erwähnen. Dieser feilte an seiner Ausdauerfähigkeit.
Denn auch dies ist eine interessante Geschichte in der Karriere von Märtens: Lange Zeit kam er auf seiner jetzigen Paradestrecke, den 400 Metern Freistil, überhaupt nicht klar. In einem Interview bezeichnete er sie einmal seine Hassstrecke. Nun ist er darauf der dominierende Schwimmer auf der Welt.
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