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Zum Schreien: Gegen Bayern München kassierten Luke Sikma (links) und Landry Nnoko (rechts) mit Alba Berlin die fünfte Niederlage in den letzten sechs Pflichtspielen.

© Matthias Balk/dpa

Siva und Cavanaugh fallen länger aus: Wie sich Alba Berlin gegen den Negativstrudel stemmt

Gegen Bayern kassierte Alba die fünfte Niederlage in sechs Spielen. Doch der Klub verfolgt eine klare Linie, damit es wieder besser wird.

Diese eine Szene kurz vor der Halbzeit. 39:38 stand es für Bayern München, und Alba Berlin kam nach einem Fehlwurf der Münchner noch einmal für die verbleibenden 20 Sekunden in Ballbesitz. Die goldene Chance, durch einen gelungenen letzten Angriff eine Führung mit in die Halbzeit zu nehmen.

Aufbauspieler Makai Mason ließ ein wenig Zeit verstreichen, machte sich dann mit einem schnellen ersten Schritt auf den Weg ins Herz der Münchner Defensive – und ließ sich da den Ball ganz unbedarft aus der Hand schnicken. Bayerns Spielmacher Maodo Lo las den Ball vom Boden auf, sprintete nach vorne und legte mit der Halbzeitsirene zum 41:38 ab. Keine Führung für Alba, stattdessen ein Sinnbild für die Binsenweisheit, die inzwischen schon seit geraumer Zeit um das Duell der beiden Rivalen flirrt: Die Bayern sind einfach abgezockter.

Alba Berlins letzte Ergebnisse in BBL und Euroleague

  • Euroleague, 5. Spieltag: Alba Berlin – Olimpia Mailand 78:81
  • Euroleague, 6. Spieltag: Real Madrid – Alba Berlin 85:71
  • BBL, 6. Spieltag: Alba Berlin – Ulm 109:89
  • Euroleague, 7. Spieltag: Maccabi Tel Aviv – Alba Berlin 104:78
  • BBL, 7. Spieltag: Bayern München – Alba Berlin 84:80

„Das ist ein paar Mal passiert“, sagt Himar Ojeda. „Wir hatten die Chance, in Führung zu gehen, und immer ist irgendwas dazwischengekommen.“ Albas Sportdirektor war am Sonntag nach der 80:84-Niederlage im ersten Aufeinandertreffen der Saison mit den Münchnern kurz niedergeschlagen, wie er sagt, am Tag danach hat er jedoch bereits wieder voll in den nüchternen Analysemodus umgeschaltet.

„Wir haben sie gut gefordert“, bilanziert Ojeda und verweist dann auf die unterschiedlichen Philosophien beider Klubs: Hier das junge, hungrige Team aus Berlin, da die gestandene Startruppe aus München, für die etwa der doppelte Etat der Berliner zur Verfügung stehen dürfte. „Der Abstand in den Budgets ist supergroß“, sagt Ojeda. „Gegen sie anzutreten bedeutet dann eben auch Nachteile in der Qualität und Erfahrung.“

Im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (BBL) hatten die Berliner eigentlich vielversprechend begonnen, kamen zu vielen schnellen Abschlüssen und lagen in der ersten Hälfte zwischenzeitlich mit zehn Punkten in Führung. Am Ende eines eher schwachen Spiels beider Teams gab es für Alba jedoch die erste Niederlage in der BBL – die fünfte aus den letzten sechs Pflichtspielen und zugleich die siebte in insgesamt 14 Saisonspielen. In der vergangenen Spielzeit, als die Berliner international noch nicht in der Euroleague, sondern eine Stufe darunter im Eurocup antraten, hatte es bis in den Januar gedauert, ehe das Team so viele Spiele verlor.

Alba Berlin vertraut auf die Kraft der Rationalität

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Abfolge, in der die Berliner nun auf europäische Topteams treffen, hat sich enorm beschleunigt. Dass das Team in dieser Spielzeit bedeutend mehr Spiele verlieren würde als in den vergangenen Jahren, war bereits vor der Saison abzusehen.

Das wusste auch Ojeda und mahnte deshalb bereits früh, keine zu großen Erwartungen zu schüren und sich stattdessen auf mehr Niederlagen einzustellen – um nicht in eine Negativspirale zu geraten, sollte es denn tatsächlich so kommen.

Genau dieser neuralgische Punkt ist jetzt erreicht. So sieht es auch Albas Sportdirektor: „Es ist gefährlich“, sagt Ojeda. „Spieler und Teams, die anfangen, an sich selbst zu zweifeln, gehen unter.“ In Albas Umfeld ist es bislang noch recht ruhig geblieben, doch nun stellt sich die Frage, ob seine Worte auch bei den Spielern ankommen. Ojedas Rezept dafür: Die Kraft der Rationalität.

Nah dran: Für Martin Hermannsson (rechts) und Alba Berlin reichte es gegen Bayern München und Maodo Lo trotz eines guten Starts ins Spiel nicht zum Sieg.
Nah dran: Für Martin Hermannsson (rechts) und Alba Berlin reichte es gegen Bayern München und Maodo Lo trotz eines guten Starts ins Spiel nicht zum Sieg.

© Matthias Balk/dpa

„Wenn wir die Situation analysieren, dann ist sie völlig normal“, sagt er. In der BBL hatten die Berliner ihre Spiele bislang recht souverän gewonnen – jetzt waren die monumentalen Bayern zu stark. „Das ist der normale Zustand“, findet Ojeda.

Und in der Euroleague gab es alle sechs Niederlagen gegen Teams aus den aktuell ersten Acht. „Das ist auch normal“, sagt Ojeda und betont deshalb: „Wir müssen alles aus der richtigen Perspektive betrachten.“ Seinen Ansatz beschreibt er so: „Wir werden analytisch und sachlich bleiben. Das will ich den Spielern vermitteln.“

Vieles an der Stimmungslage der Berliner dürfte jedenfalls von den kommenden zwei Wochen abhängen: Dann trifft Alba in der Euroleague auf Panathinaikos Athen, Roter Stern Belgrad und Olympiakos Piräus, auf drei Klubs also, die aktuell zumindest nicht zur absoluten Spitze zählen.

Und in der BBL warten mit Ludwigsburg und Oldenburg zwei ambitionierte Kandidaten mindestens fürs Play-off-Halbfinale. Fünf Spiele, in denen Alba viel richtig, aber auch viel falsch machen kann. „Alles kann passieren“, sagt Ojeda.

Die nächsten Spiele von Alba Berlin

  • Donnerstag, 14.11.: Panathinaikos Athen (A – Euroleague)
  • Sonntag, 17.11.: Ludwigsburg (A – BBL)
  • Dienstag, 19.11.: Roter Stern Belgrad (H – Euroleague)
  • Donnerstag, 21.11.: Olympiakos Piräus (H – Euroleague)
  • Samstag, 23.11.: Oldenburg (H – BBL)

Das mussten die Berliner bereits leidvoll vor dem Spiel gegen München feststellen. Im Training verletzten sich Spielmacher Peyton Siva und Flügelspieler Tyler Cavanaugh. Beide werden nun länger ausfallen: Siva muss mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel für etwa zwei Wochen passen, Cavanaugh hat es mit einer Knöchelverletzung sogar richtig schwer erwischt. Er fällt bis zu drei Monate aus. Ob Alba deshalb eventuell noch einmal nachverpflichtet, ist noch nicht klar. Ojeda sagt nur: „Da müssen wir irgendwie durch.“ Auch das klingt recht sachlich.

Leonard Brandbeck

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