Sport: Traditionelles Beuteschema
Oliver Neuville hat 2006 das Tor des Jahres geschossen, und er ist zum Torschützen des Jahres 2006 gewählt worden. Das mag sich wie eine geschwätzige Umschreibung für ein und denselben Sachverhalt anhören, in Wirklichkeit aber geht es um zwei verschiedene Tore.
Oliver Neuville hat 2006 das Tor des Jahres geschossen, und er ist zum Torschützen des Jahres 2006 gewählt worden.
Das mag sich wie eine geschwätzige Umschreibung für ein und denselben Sachverhalt anhören, in Wirklichkeit aber geht es um zwei verschiedene Tore. Das Tor des Jahres war Neuvilles 1:0 bei der WM gegen Polen, ein Tor, mit dem er das ganze Land zum Tanzen gebracht hat. Zum Torschützen des Jahres aber ist Neuville für einen unbedeutenden Treffer ausgezeichnet worden, den er in einem Vorbereitungsspiel von Borussia Mönchengladbach erzielt hat: mit der Hacke über den eigenen Körper hinweg, wenigstens ein bisschen artistisch also.
Trotzdem passt Neuvilles Tor nicht in das traditionelle Beuteschema der Tor-des-Jahres-Wähler. Historisch betrachtet hegt der Deutsche nämlich eine Vorliebe für Weitschüsse und Fallrückzieher. Aktuell stehen auch Tore von Lukas Podolski (zurzeit eher selten) sehr hoch in der Wählergunst. Und eben Tore von Borussia Mönchengladbach (ähnlich selten). 2005 wurde Kasper Bögelund für einen profanen Volleyschuss zum Torschützen des Jahres gewählt, auch ein Gladbacher. Zufall ist das nicht.
Die Gladbacher Anhänger verfügen ganz einfach über den besten Organisationsgrad in der Fanszene. Wann immer ein Borusse in der Auswahl zum Tor des Monats resp. Jahres steht, wird im Internet zu massiver Unterstützung aufgerufen. Offensichtlich mit Erfolg. Die Anhänger von Borussia Mönchengladbach sind demnach nicht nur treu und leidensfähig. Sie sind auch auf dem neuesten Stand der Technik. Und sie verstehen es, alle Kräfte für die gemeinsame Sache zu mobilisieren. Von ihrer Mannschaft kann man das im Moment nicht unbedingt behaupten.
schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Philipp Köster.