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Erster Versuch. An seinem Ballgefühl muss Olaf Scholz noch etwas arbeiten.

© dpa/Britta Pedersen

Training mit dem SC Potsdam: Olaf Scholz spielt am Frauentag Volleyball

Der Bundeskanzler lässt sich von den Spielerinnen des SC Potsdam Volleyball erklären. Und verrät, warum er mit Sport so seine Probleme hat.

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Dinge, von denen Männer keine Ahnung haben, sollten sie Frauen nicht auch noch versuchen zu erklären. Natürlich machen es manche trotzdem, aber insbesondere am Internationalen Frauentag sollte das sogenannte „Mansplaning“ tabu sein. Und damit es in dieser Hinsicht gar nicht erst zu Missverständnissen kommt, stellten die Volleyballerinnen des SC Potsdam anlässlich des Besuchs des Bundeskanzlers vorab bei der Terminankündigung klar: „Spielerinnen erklären Olaf Scholz Volleyball“. Denn der Bundeskanzler, dessen Wahlkreis 61 in Potsdam liegt, hatte sich anlässlich des 8. März für das Mannschaftstraining angekündigt.

Von dem Eintreffen des Politikers ließen sich die Volleyballerinnen, die in den vergangenen Wochen in Bundesliga und Champions League starke Nerven beweisen mussten, nicht aus der Ruhe bringen. Aufgeregt sei sie nicht, sagte Kapitänin Laura Emonts. „Er ist schließlich auch ein ganz normaler Mensch.“ Und während sich Scholz noch auf der Tribüne mit den Verantwortlichen des Vereins austauschte, flachsten die Spielerinnen bereits beim Training und balancierten unter lautem Gelächter Medizinbälle. Die vergangenen, teils bitteren Niederlagen spielten kaum noch eine Rolle.

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Als Scholz schließlich die Treppe herunterkam und das Spielfeld betrat, erntete er zunächst einige skeptische Blicke für sein Outfit-Wahl: Jeans, Hemd und Sakko. „Ich hatte gehofft, sie spielen auch“, sagte Emonts. „Nee“, sagte Scholz und lachte. Doch Emonts ist es als Kapitänin gewohnt, andere zu motivieren und so bekam sie auch den Bundeskanzler dazu, sein Sakko abzustreifen und sich neben das Netz zu stellen.

So macht man das. Die Spielerinnen erklären Scholz, wie man den Ball baggert.

© dpa/Britta Pedersen

Zunächst baggerten die Spielerinnen locker ein paar Bälle über das Netz, erklärten Scholz einfache Techniken. Danach war er dran: So recht wollte es erst nicht klappen, immer wieder gingen die Bälle ins Netz oder flogen weit ins Aus. Aber er nahm es mit Humor, krempelte seine Ärmel hoch und legte sich beim sechsten Ball ins Zeug. Der ging schließlich über das Netz und wurde mit dem Applaus der Spielerinnen belohnt. Anschließend stellte Emonts ihre Kolleginnen vor und während Scholz so zwischen den Spielerinnen stand, fiel er gleich aus zwei Gründen auf: Weil er der einzige Mann war und weil er mit seinen 1,70 Metern deutlich kleiner war als die Spielerinnen.

Scholz wäre Libero oder Trainer

Emonts sah ihn daher zukünftig auch eher in der Rolle als Libero, also als Abwehrchef, denn die sind meist deutlich kleiner als der Rest des Teams. „Oder als Trainer“, sagte sie. „Er hat sich aber ganz gut gemacht für das erste Mal. Witzig war es auf jeden Fall und es ist schön, dass er sich die Blöße gegeben hat.“ Sie freue sich über den Besuch und führt ihn auch auf die jüngsten Erfolge des Vereins in der Champions League und Bundesliga zurück. „Er hat das wahrscheinlich mitbekommen.“

Rica Maase erklärte dem Bundeskanzler währenddessen, dass sechs oder sieben Jahre ein gutes Alter seien, um mit dem Volleyball zu beginnen, ergänzte aber auch: „Man kann auch später noch damit anfangen.“ Scholz hielt sich mit sportlichen Ambitionen für die Zukunft allerdings zurück. Mit seiner Performance als Volleyball-Spieler sei er nicht so zufrieden gewesen. „Das letzte Mal habe ich das in der Schule gemacht. Und das liegt schon etwas zurück.“ Überhaupt habe er erst mit 40 Jahren angefangen, sich sportlich zu betätigen und Fahrrad zu fahren oder wandern zu gehen. Mit 50 Jahren begann er dann mit dem Rudern. „Ich habe aber drei Jahre gebraucht, bis es halbwegs ging.“

Lob für den Nachwuchs

Also nahm er stattdessen auf der Tribüne neben den Nachwuchsspielerinnen Platz und tauschte sich mit ihnen über Sport aus. Vorher bekam er aber noch ein Trikot mit der 61, seinem Wahlkreis, und einen goldenen Ball überreicht. „Es wirkte bodenständig“, sagte Merle Golm, die Angreiferin der Zweiten Mannschaft ist. „Er hat erzählt, dass er in der Schule Sport gehasst hat, das war sehr witzig. Er hat zwar nicht gesagt, ob er mal zum Spiel kommt, aber das kriegen wir bestimmt noch hin.“

Tatsächlich lobte Scholz die gute Nachwuchsarbeit und das „vielfältige Angebot“ des Vereins. „Man merkt sogar, dass es aufgrund des Andrangs da Platzprobleme gibt. Das ist einerseits eine gute Botschaft, andererseits ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir diese Probleme lösen können.“ Er selbst habe sich fest vorgenommen zu kommen, vielleicht schon beim nächsten Mal. „Das soll ja ein spannendes Spiel werden.“

Daheim spielen die Potsdamerinnen erst Anfang April gegen Münster, aber danach beginnen ja auch schon die entscheidenden Spiele und laute Unterstützung können sie auf jeden Fall gebrauchen – vor allem von Männern, die nicht „mansplainen“.

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