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Traurige Verlierer. Harry Kane und Gareth Southgate.

© REUTERS/LEE SMITH

Tristes Scheitern im EM-Finale: England verliert, der Fußball siegt

Hätte sich der uninspirierte englische Kontrollfußball durchgesetzt, wäre es kein würdiger Abschluss für eine Europameisterschaft gewesen.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

Es war ein trüber Moment, als Harry Kane den Platz im Berliner Olympiastadion eine halbe Stunde vor Spielende des EM-Finales verlassen musste. Der Torjäger ohne Durchschlagskraft, der Anführer der Engländer, der keiner war und ein weitgehend uninspiriert aufgestelltes Team nicht zum großen Titel führen konnte, schritt trotz des Dramas würdevoll vom Platz. Der traurige Charme des Scheiterns ist wieder einmal der Trostpreis für die Engländer, die den Fluch von Wembley auch diesmal nicht hinter sich lassen konnten.

Und vielleicht ist es auch ganz gut so. Nun hacken sie auf der Insel ein auf Gareth Southgate, Kane und Co. Das war erwartbar, im Falle eines Sieges wäre es aber womöglich noch unerträglicher geworden. Im Fußball halten sich viele Engländer ohnehin für die Größten. Wären sie mit einem Titel zur echten Größe gereift, hätte dem Rest der Fußballwelt sicher eine Welle der Arroganz gedroht. Und, noch wichtiger: Mit diesem Fußball, wie ihn Southgate hat spielen lassen, darf man im Interesse des Sports nicht Europameister werden.

Hätte sich der uninspirierte englische Kontrollfußball durchgesetzt, wäre es kein würdiger Abschluss für eine Europameisterschaft gewesen.

Offensiv gab es ohnehin in der K.-o.-Runde wenig zu bejubeln. Das Elfmeterschießen mal außen vor gelassen, war das Standardergebnis 2:1 auch schon das Höchste der Torgefühle. Wenige Treffer sind zwar Standard bei diesen Turnieren, aber stellen wir uns vor, so eine Torflaute müssten wir jedes Wochenende in den Ligen ertragen. 3:1, 4:2 oder mehr, Spiele mit mehr als einer Wendung machen ja auch den Reiz des Fußballs aus. Und davon gab es bei der EM zu wenige.

Spanien hat verdient gewonnen, zwar nicht mit vielen Toren, aber viel Offensivpower. Im Vergleich zum WM-Titel 2010, als die Spanier quasi immer 1:0 gewannen, war das schon mehr. Um die Zukunft dieser neuen Erfolgsgeneration muss man sich nicht sorgen, es könnte eine ähnliche Dynastie folgen wie seinerzeit von 2008 bis 2012, als es drei spanische Titel in Serie gab.

Was in England nun in der Zukunft mit dem Nationalteam passiert, ist spannender. Mehr Scheitern geht ja eigentlich nicht mehr.

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