zum Hauptinhalt
A speech by President of FIFA Gianni Infantino is broadcasted on a screen during a ceremony in the capital Riyadh on December 11, 2024, as the FIFA Congress votes for the hosting rights for the 2034 World Cup with Saudi Arabia being the sole candidate. (Photo by AFP)

© AFP/-

Update

Trotz massiver Kritik: Fußball-WM 2034 findet in Saudi-Arabien statt

Die Fifa-WM 2034 findet in Saudi-Arabien statt, die Endrunde 2030 in sechs unterschiedlichen Ländern. Das hat der Kongress des Weltverbandes beschlossen.

Stand:

Die Fußball-WM 2034 wird in Saudi-Arabien ausgerichtet. Die Endrunde 2030 vergab der Kongress des Weltverbandes Fifa an Spanien, Marokko und Portugal sowie für jeweils ein Eröffnungsspiel nach Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die Vergabe erfolgte online in einer Abstimmung für beide Endrunden per Akklamation, auch der Deutsche Fußball-Bund stimmte dafür. Es gab jeweils keine Gegenkandidaten.

Fifa-Präsident Gianni Infantino sprach während seiner Eröffnungsrede von einer „unglaublichen Botschaft der Einheit“, die an eine Welt geschickt werde, in der man das Gefühl habe, es gebe keine Einigkeit mehr. „Wir wollen jetzt Geschichte schreiben, wir wollen die Welt vereinen mit dem Fußball, durch den Fußball“, sagte der Schweizer.

Scharfe Kritik von Amnesty

Amnesty International kritisierte die Vergabe nach Saudi-Arabien am Mittwoch als „rücksichtslose Entscheidung“. Der Menschenrechtsschutz in der Golfmonarchie sei nicht gewährleistet, viele Menschenleben würden gefährdet.

„Die FIFA weiß, dass Arbeitsmigrant*innen ausgebeutet werden und sogar sterben, wenn es in Saudi-Arabien keine grundlegenden Reformen gibt. Und trotzdem hat sie sich dazu entschlossen, weiterzumachen“, sagte Steve Cockburn, Experte für Sport und Menschenrechte bei Amnesty International, laut einer Pressemitteilung, die der Tagesspiegel am Mittwoch erhielt. Mit der Vergabe gehe die Organisation das Risiko ein, für die vielen zu erwartenden Menschenrechtsverletzungen die Verantwortung tragen zu müssen.

Die Menschenrechtsorganisation wirft der FIFA vor, aus den Erfahrungen mit der WM 2022 in Katar nicht gelernt zu haben. Denn bisher habe sie nicht einmal die Arbeitsmigrant*innen, die damals ausgebeutet wurden, entschädigt. „Die FIFA hat in jeder Phase des Bewerbungsverfahrens gezeigt, dass ihr Einsatz für die Menschenrechte eine Farce ist“, so Cockburn. Er fordert einen Kurswechsel. Die Fifa müsse sicherstellen, dass die Fußballweltmeisterschaft in Saudi-Arabien wirklich zu Reformen führt. „Oder sie riskiert ein weiteres Jahrzehnt der Ausbeutung, Diskriminierung und Unterdrückung.“

Saudi-Arabien war in den vergangenen Monaten immer wieder von Menschenrechtsorganisationen kritisiert worden. Human Rights Watch schrieb zuletzt von „eklatanten Menschenrechtsverletzungen“ in dem Königreich. Die Fifa hatte dem Bewerber dagegen nur ein „mittleres“ Risiko in Menschenrechtsfragen bescheinigt. Saudi-Arabien verspricht in seinen Bewerbungsunterlagen weitreichende Reformen.

Völlig offen ist, wann im Jahr 2034 gespielt wird. Vergleichbar mit den Bedingungen im Nachbarland Katar, dem Gastgeber der WM Ende 2022, herrscht während der traditionellen WM-Monate im Juni und Juli große Hitze in Saudi-Arabien. Die Verlegung in den Spätherbst brächte große Probleme für die Spieltermine der Ligen und internationalen Klub-Wettbewerbe. Am Jahresanfang, im Februar 2034, werden die Olympischen Spiele ausgerichtet.

Sechs Gastgeber bei WM 2030

Die Rückkehr in die Golfregion nur zwölf Jahre nach der Katar-WM wurde möglich, weil FIFA-Präsident Gianni Infantino die Vergabe der Endrunde 2030 an Länder in drei Kontinenten durchgesetzt hatte. In Südamerika wird zum Auftakt wegen des 100-Jahre-Jubiläums der Weltmeisterschaften gespielt. Spanien und Portugal werden die ersten Gastgeber aus dem Gebiet der Europäischen Fußball-Union UEFA seit Russland 2018. „Die Welt wird stillstehen und diese 100 Jahre (der Weltmeisterschaften) feiern“, sagte Infantino.

Da die kommende WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada stattfindet, kam gemäß FIFA-Regularien nur ein Gastgeber aus der asiatischen Konföderation für das Turnier 2034 infrage. Als einziger potenzieller Gegenkandidat von Saudi-Arabien hatte Australien verzichtet - auch wegen kurzfristig angesetzter Bewerbungsfristen. So war der Weg für das Königreich frei.

Nach der skandalumwitterten Doppelvergabe im Jahr 2010 an Russland für die WM 2018 und Katar für die WM 2022 hatte die FIFA ursprünglich angekündigt, auf ein solches Verfahren verzichten zu wollen.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte in der vergangenen Woche angekündigt, trotz der Kritik an Saudi-Arabien bei der Doppelvergabe dafür zu stimmen. „Uns allen ist die Situation der Bürgerrechte und auch der Repressalien in Saudi-Arabien bewusst. Das ist nichts, was wir in irgendeiner Form gutheißen“, sagte Neuendorf. Mit einer Ablehnung oder gar einem Boykott würde aber nicht das erreicht werden, was man erreichen wolle. „Ich glaube, wir können den Einfluss nur dann geltend machen, wenn wir sagen: Ja, wir stimmen zu, aber wir wissen, es gibt Defizite“, sagte Neuendorf. (dpa, cz)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })