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Lena Gohlisch (links) und Deeshyra Thomas erleben in dieser Saison ein Auf (im Bild ein Sieg gegen Freiburg) und Ab.

© IMAGO/Florian Ullbrich

Umbruch mit Hindernissen: Alba Berlins Basketballerinnen wollen raus aus der Achterbahn

Alba Berlin muss ein ungewohntes Gefühl kennenlernen: häufige Niederlagen. Die Meisterinnen von 2024 sehen sich trotzdem auf dem richtigen Weg.

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Lena Gohlisch hat mit Alba Berlin schon viel erlebt. Die Kapitänin kommt aus dem eigenen Nachwuchs und ist 2019 in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, später in die Bundesliga aufgestiegen und Meisterin geworden. Ein Saisonstart wie dieser ist für die 32-Jährige allerdings neu.

„Wir hatten ein paar schwierige Wochen und mussten uns erst hereinfinden ins Verlieren. Da waren wir nicht dran gewöhnt“, sagt Gohlisch vor dem Spiel beim Mitteldeutschen BC in Halle am Sonntag (16 Uhr, Livestream auf dem Youtube-Kanal von Dyn).

Nach elf Spieltagen steht Alba mit einer negativen Bilanz von fünf Siegen und sechs Niederlagen auf Rang sechs von zehn Mannschaften. Selbst wenn man das am Grünen Tisch verlorene Spiel in Osnabrück herausrechnet, das die Berlinerinnen wegen eines Zugausfalls verpassten, haben sie nach der Hälfte der Saison bereits mehr Niederlagen kassiert als in den vergangenen beiden Saisons nach der gesamten Hauptrunde (drei beziehungsweise vier).

Glücklich ist damit bei Alba niemand, große Niedergeschlagenheit ist aber auch nicht zu spüren. Der Klub versucht schon seit Jahren, die eigenen Leistungen nicht nur anhand von Ergebnissen zu bewerten, und rückt von dieser Herangehensweise auch jetzt nicht ab.

Ich erinnere mich noch an die ersten Monate, nachdem ich aus dem College nach Deutschland gekommen bin. Da verzweifelt man manchmal.

Marie Bertholdt

„Natürlich gewinnen wir alle lieber, aber du darfst dich von Niederlagen nicht mental herunterziehen lassen“, sagt Trainer Cristo Cabrera, der den bisherigen Saisonverlauf als „Achterbahnfahrt“ bezeichnet. „Ich schaue jetzt nicht viel auf die Tabelle, habe das aber genauso selten getan, als wir oben standen.“

Zumal er und sein Team ziemlich genau wissen, was die Gründe für den durchwachsenen Saisonstart sind. Im vergangenen Sommer haben mit Stefanie Grigoleit, Maggie Mulligan, Lucy Reuß, Henriette Höfermann und Wiebke Schwartau fünf Spielerinnen den Klub verlassen, die mit ihren Fähigkeiten, ihrer Erfahrung und ihren Führungsqualitäten teilweise enorm wichtig für die Mannschaft waren.

Mit Lilli Schultze und Rosalie Esser sind zwei Nachwuchsspielerinnen aufgerückt; außerdem kamen mit Abby Muse und Jo Raflo zwei talentierte Spielerinnen vom College, die allerdings ihre ersten Schritte im Profibasketball machen.

„Ich erinnere mich noch an die ersten Monate, nachdem ich aus dem College nach Deutschland gekommen bin. Da verzweifelt man manchmal“, sagt Marie Bertholdt. Die deutsche Nationalspielerin wuchs größtenteils in den USA auf und wechselte 2017 von der Santa Clara University nach Marburg.

Alba ist jünger geworden

Am College werde viel Wert auf Athletik und individuelle Fähigkeiten gelegt, weniger auf Spielintelligenz. „Es braucht Zeit, um sich an den europäischen Stil zu gewöhnen. Jo und Abby haben mir gesagt, dass sich viele Dinge, die sie in unserem System machen sollen, für sie nicht natürlich anfühlen“, sagt Bertholdt.

Gut zu sehen sind diese Anpassungsschwierigkeiten bei Raflo. In manchen Spielen deutet sie an, was für eine begnadete Scorerin sie sein kann, in anderen wirkt sie noch wie ein Fremdkörper und kommt kaum in Wurfpositionen. „Es ist unsere Aufgabe als Point Guards, Jo noch besser zu finden“, sagt Gohlisch. „Wir lernen uns immer noch kennen.“

Ähnlich sieht es auch auf den großen Positionen aus. Gohlisch spielt mit Bertholdt seit zweieinhalb Jahren zusammen und weiß genau, wohin sich ihre Mitspielerin bewegt und wie sie den Ball haben möchte. „In anderen Konstellationen klappt das noch nicht so gut, da gibt es noch Abstimmungsschwierigkeiten“, sagt Gohlisch.

Vergangenes Jahr haben wir viele Spiele über individuelle Qualität und Erfahrung gewonnen, und das hat ein bisschen kaschiert, was wir für Probleme hatten.

Lena Gohlisch

Hier liegt auch der größte Unterschied zu den Vorjahren. Im Basketball, und in Europa insbesondere im Frauenbereich, herrscht bei den meisten Teams viel Fluktuation. Bei Alba gab es hingegen lange kaum Veränderungen im Kader. „Deshalb waren wir den anderen Mannschaften in den letzten Jahren zum Saisonstart immer voraus. Dieses Jahr dauert es länger und wir haben noch Schwierigkeiten, unsere Rollen zu finden“, sagt Bertholdt.

Aufwärtstrend erkennbar

Dem durchwachsenen Saisonstart können die Berlinerinnen aber sogar etwas Positives abringen. „Es ist gar nicht schlecht, dass uns deutlich gezeigt wird, wo unsere Grenzen liegen. Vergangenes Jahr haben wir viele Spiele über individuelle Qualität und Erfahrung gewonnen, und das hat ein bisschen kaschiert, was wir für Probleme hatten“, sagt Gohlisch.

In den vergangenen Wochen sieht die Kapitänin aber deutliche Fortschritte. Der Sieg im Pokal beim MBC, als Alba einen 20-Punkte-Vorsprung aufholte, sei für das Team sehr wichtig gewesen. Am vergangenen Wochenende revanchierten sich die Berlinerinnen gegen Hannover für die Niederlage im Hinspiel Mitte November.

Zum Abschluss des Jahres stehen noch das Auswärtsspiel in Halle und ein Heimspiel gegen Marburg (28. Dezember, 16 Uhr, Sömmeringhalle) auf dem Programm. „Es wird weiter Höhen und Tiefen geben“, sagt Bertholdt. „Aber wir sind auf einem guten Weg.“

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