
© dpa/Tom Weller
Umstrittene Entscheidung gegen DFB-Elf: So ergibt die Handspiel-Regel keinen Sinn
Die willkürlich anmutende Entscheidung gegen einen Handelfmeter am Freitagabend zeigt ein schon lange bekanntes Problem auf: Das Fußball-Regelwerk muss dringend eine klare Linie vorgeben.

Stand:
Die Meinungen der deutschen Schiedsrichter-Experten zur strittigen Szene nach dem Aus des DFB-Teams bei der Fußball-Europameisterschaft gegen Spanien waren symptomatisch: Sie gingen weit auseinander. Damit hatten sie zumindest eins mit der Regelauslegung in Sachen Handspiel bei dieser EM gemeinsam.
Stichwörter wie „Ermessensspielraum“ oder „50/50“-Entscheidung lassen dem geneigten Fußballfan bereits seit Jahren graue Haare wachsen – spätestens seit der erstmaligen Nutzung des Videoassistenten (VAR) auf der großen Fußballbühne bei der WM 2018 in Russland sollten solche Fälle aber eigentlich der Vergangenheit angehören.
Nun kam es am Freitagabend im EM-Viertelfinale aber so, dass Schiedsrichter Antony Taylor den Deutschen nach einem Handspiel eines Spaniers im Strafraum einen Elfmeter verweigerte. In einer weniger eindeutigen Szene im EM-Achtelfinale gegen Dänemark am vergangenen Wochenende hingegen gab es einen Strafstoß wegen Handspiels.
Nun stellt sich die Frage: Ist es wirklich nicht möglich, ein Regelwerk für die vielleicht streitbarsten Vergehen in der Geschichte des Fußballs zu schaffen, mit der die ständigen Diskussionen ein für alle Mal ein Ende haben?
Klar, Handspiele sind nicht immer derart Schwarz-Weiß wie Abseits beispielsweise, wo einfach eine Linie gezogen werden muss. Doch versuchen kundige Regelhüter seit Jahrzehnten dieses Problems Herr zu werden – und scheitern doch Jahr für Jahr auf grandiose Art und Weise.
Der gestrige Abend zeigt mal wieder: Wenn es selbst unter Experten keine einhellige Meinung gibt, ist die Handspiel-Regel trotz vielfacher Bemühungen um keinen Deut besser geworden.
Es sollte nämlich sehr wohl möglich sein, glasklare Faktoren niederzuschreiben, an denen sich der Schiedsrichter – oder wenn der es mal nicht sieht, der VAR – orientieren kann. Sollte es diese schon in der gewünschten Form geben, werden sie offensichtlich zweifelhaft und beinahe willkürlich genutzt.
Es kann nicht sein, dass wichtige Entscheidungen in noch wichtigeren Spielen in Zeiten von Abseitstechnik und Chip im Ball immer noch von individuellen Entscheidungen mit Ermessensspielraum abhängen – oder gar durch Fehler entschieden werden. So wie es derzeit läuft, ergibt die Handspiel-Regel ganz einfach keinen Sinn.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: