
© IMAGO/Contrast
Und jetzt auch noch ein Maulwurf!: Für Hertha BSC hat sich in dieser Woche ein neues Problem aufgetan
Als wäre die aktuelle Situation für Hertha nicht schon schwierig genug. Jetzt muss sich Trainer Fiél auch noch damit herumschlagen, dass ein Spieler Interna nach außen trägt.
Stand:
An Problemen herrscht bei Hertha BSC im ausgehenden Jahr 2024 wahrlich kein Mangel. Da wäre zum Beispiel die schwer erklärliche Heimschwäche des Berliner Fußball-Zweitligisten. Oder das Unvermögen, Führungen über die Zeit zu bringen. Oder die vielen vermeidbaren individuellen Fehler. Oder die Schwäche bei Standardsituationen, die im Laufe der Saison bereits elf Gegentore zur Folge hatte. Oder, oder, oder.
All das hat dazu geführt, dass im Umfeld des Vereins inzwischen deutlich vernehmlich gegrummelt wird und sowohl Trainer Cristian Fièl als auch die sportliche Führung mit Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas „Zecke“ Neuendorf („Zweifel an den Hertha-Bossen“, der „Kicker“) in die Kritik geraten sind.
Zu all diesen Problemen ist in dieser Woche nun ein weiteres hinzugekommen. Hertha BSC hat einen Maulwurf in den eigenen Reihen.
Unter der Woche, wenige Tage nach der deprimierenden 1:2-Niederlage der Mannschaft gegen Preußen Münster im eigenen Stadion, hat sich das Team zum Privatissimum auf dem Vereinsgelände versammelt. Doch vieles von dem, was im vermeintlich internen Kreis besprochen wurde, fand sich kurz darauf brühwarm und erstaunlich detailliert in der „Bild“-Zeitung wieder. So soll Derry Scherhant von einigen seiner Kollegen für seine Anflüge von Egoismus gerügt worden sein, während andere ihn gegen diesen Vorwurf explizit in Schutz nahmen.
Dass all das an die Öffentlichkeit gelangte, hat Trainer Fiél nicht gefallen – zumal die Informationen nicht aus dem Umfeld des Teams weitergetragen wurde, sondern von einem der Spieler selbst. Die Mannschaft war bei der Besprechung unter sich. Ohne Trainer, Betreuer, Physiotherapeuten oder anderes medizinisches Personal.
„In diesem Raum war niemand anderes als die Mannschaft“, berichtete Fiél bei der Pressekonferenz zwei Tage vor Herthas Auswärtsspiel bei Hannover 96 (Sonntag, 13.30 Uhr, live bei Sky). Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er über die Indiskretionen alles andere als erbaut. Verständlicherweise.

© IMAGO/mix1
Dass jemand Informationen aus dem geschützten Raum nach außen trägt und damit sein eigenes Interesse über das der Mannschaft stellt, das gefällt keinem Trainer der Welt. Schließlich könnte es auf Verwerfungen innerhalb des Kaders hindeuten. „Es ist wichtig, dass sie mal alleine über all die Dinge sprechen“, sagte Fiél über die Zusammenkunft seiner Spieler; aber dass aus einem solchen Gespräch Interna nach außen getragen werden, „das ist nicht gut“.
Vor allem nicht in der aktuellen Situation, die für Hertha und ihren Trainer – nun ja – herausfordernd genug ist. Das sportliche Abschneiden unter Fiél, den die Berliner im Sommer für rund eine halbe Million Euro verpflichtet haben, ist weit hinter den Ansprüchen und Hoffnungen des Vereins zurückgeblieben.
Hertha bleibt in der unteren Tabellenhälfte
Schon vor dem Spiel in Hannover ist klar, dass Hertha die Hinrunde mit weniger Punkten abschließen wird als unter Fiéls Vorgänger Pal Dardai in der Vorsaison. Sicher ist auch, dass die Mannschaft das Jahr in der unteren Tabellenhälfte beenden wird. Allenfalls Platz zehn ist noch drin – und das auch nur theoretisch.
So geht es am Sonntag in Hannover zum einen darum, den Abstand zu den Aufstiegsplätzen (aktuell sieben Punkte) nicht noch größer werden zu lassen. Vor allem aber geht es um ein gutes Gefühl zum Schluss. Hannover hat zuletzt ebenfalls nicht die besten Ergebnisse erzielt (nur ein Sieg aus den jüngsten sechs Spielen). Trotz allem aber sind die Niedersachsen das beste Heimteam der Liga. Sieben ihrer acht Heimspiele haben sie gewonnen, nur gegen Darmstadt 98 kassierten sie eine Niederlage 98 (1:2).
Vielleicht hilft es Hertha, dass die Atmosphäre im Stadion eine andere sein dürfte als sonst üblich; dass es sich für die Hannoveraner eher wie ein Auswärtsspiel anhören und -fühlen könnte. Die Berliner werden am Sonntag von rund 10.000 eigenen Fans unterstützt.

© IMAGO/Nordphoto
Allerdings muss Fiél auch gegen 96 wieder mit einigen personellen Einschränkungen zurechtkommen. Acht Spieler fallen definitiv aus, darunter auch Fabian Reese, auf dessen Rückkehr nach monatelanger Pause viele Hoffnungen gründeten. Doch nach drei Kurzeinsätzen hat er sich in der vergangenen Woche erneut abgemeldet. Auch Luca Schuler und Kevin Sessa stehen – wie schon gegen Münster – nicht zur Verfügung. Herthas Trainer beklagt daher zu Recht, dass „da auch viel Qualität gerade fehlt“.
Immerhin ist Florian Niederlechner, der am vergangenen Wochenende angeschlagen ausgewechselt worden war, wieder verfügbar. „Flo hat trainiert, also kann er dabei sein“, sage Fiél.
Gegen Hannover wird von seiner Mannschaft vieles gefragt sein, „was in dem einen oder anderen Spiel nicht so gut war“, erklärte Herthas Trainer. Darauf lag auch der Schwerpunkt der Trainingswoche: Verantwortung für den Zweikampf übernehmen, Duelle führen, Duelle gewinnen – auch nach Standardsituationen. Nur drei Teams (Elversberg, Nürnberg, Fürth) haben in dieser Saison weniger Luftduelle gewonnen als Hertha.
Cristian Fiél weiß, „dass wir eine gute Leistung brauchen“. Und er weiß, „dass es an der Zeit ist, ein gutes Spiel abzuliefern“. Am Sonntag hat seine Mannschaft die letzte Gelegenheit dazu. Zumindest in diesem Jahr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: