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Unklare Zukunft für den Berliner Eissport: Erneute Schließung des Erika-Heß-Eisstadions lässt Fragen offen
Das Erika-Heß-Eisstadion musste wegen einer technischen Störung erneut schließen. Während Vereine und Schulen um ihre Trainingszeiten bangen, wird die Forderung nach einer schnellen Sanierung immer lauter.
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In Eisstadien läuft in Spielunterbrechungen oft Musik. Meist kommentiert der DJ mit den kurzen Einspielern das Geschehen auf dem Eis. Da gibt’s dann Torjubel-Musik, enttäuschte Gegentor-Spots oder Strafbank-Musik. Bei Raufereien, die im Eishockey ja durchaus öfter vorkommen, läuft hin und wieder Roland Kaiser. Und der kommentiert mit „Ich glaub’, es geht schon wieder los“ auch sehr treffend die neuesten Entwicklungen rund um das zentralste Eisstadion der Hauptstadt.
Ganze 16 Tage war das Erika-Heß-Eisstadion an der Müllerstraße in diesem Winter geöffnet. Am Montag erreichte den Berliner Eissport-Verband (BEV) dann die Meldung der erneuten Schließung. „Aufgrund einer erheblichen technischen Störung“ musste das Stadion mit sofortiger Wirkung geschlossen werden. Die Probleme hängen mit der Kühlanlage zusammen. „Durch die Nichtfunktionalität mehrerer Verdichter ist eine sichere Nutzung des Eisstadions nicht zu gewährleisten“, wurde Benjamin Fritz, Bezirksstadtrat in Mitte, in einer Mitteilung des Bezirksamts zitiert. Es werde nun mit Hochdruck daran gearbeitet, durch die Sanierungsmaßnahme an der Kühlanlage das Eisstadion in der kommenden Saison mit beiden Eisflächen öffnen zu können.
„Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Lösung, wie wir unseren Trainings- und Spielbetrieb weiterführen können“, sagte Lucien Aicher, Erster Vorsitzender von FASS Berlin in einer Stellungnahme. Regionalliga Ost-Meister FASS trägt normalerweise im Wedding seine Heimspiele aus.
„Aufgrund der schwierigen Betriebsbedingungen im Erika-Heß-Eisstadion waren die Spiel- und Trainingszeiten für unseren Nachwuchs eh schon begrenzt“, sagt FASS-Sportwart Norbert Pascha. „Wenn diese jetzt wieder wegfallen, ist das wahrscheinlich nicht zu kompensieren.“
Grundsätzlich fragt man sich, wie es hier weitergehen soll.
Norbert Pascha, Sportwart von FASS Berlin
Pascha erzählt aber auch, dass der FASS-Nachwuchs sowieso schon oft in Neukölln trainiert und auch in der Eissporthalle Charlottenburg Spiele und Turniere austrägt. „Die erneute Schließung betrifft aber nicht nur uns, sondern den gesamten Eissport an diesem Standort. Grundsätzlich fragt man sich, wie es hier weitergehen soll.“ Diese Frage beschäftigt Pascha auch als Sportlehrer der benachbarten Grundschule am Nordufer. Hier steht Eislaufen normalerweise auf dem Stundenplan.
Und auch für den Eiskunstlauf ist diese Meldung ein erneuter Tiefschlag. „Seit Corona ist nichts mehr normal. Aufgrund der technischen Probleme auf unserer Heimatbahn haben wir die letzten Jahre noch weniger Vereins-Eiszeiten“, sagte der Erste Vorsitzende des Weddinger Eis- und Rollsportclubs schon im Dezember gegenüber dem Tagesspiegel.
„Die Enttäuschung über die erneute Schließung des Erika-Heß-Eisstadions ist bei den vielen Eissportlerinnen und Eissportlern in Mitte groß“, meint Ramona Reiser, die Präsidentin des zuständigen Bezirkssportbunds. „Vielleicht ist dies eine Chance, um die geplante Sanierung der Kühlanlage vorzuziehen und endlich zu einer gesamtstädtischen Vision für die Zukunft des Eissports in Berlin zu kommen.“
Bevor aber Zukunftsmusik im Erika-Heß-Eisstadion, einem Standort in perfekter Lage mit vielen Optionen für den Berliner Eissport, läuft, wird eine Weile vergehen. Bis dahin haben die meisten direkt und indirekt Beteiligten sicher auch Roland Kaiser im Ohr. Bei dem geht’s bekanntlich weiter mit: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“
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