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Ab nächste Saison braucht er eine neue Nummer. Toma Basic von Lazio Rom ist einer von zwei Spielern, der in der Serie A noch die 88 trägt.

© IMAGO/Insidefoto

Unschöne Zahlenspiele im Sport: Eine Plattform weniger für Menschenverachtung

Nach dem Verbot der 88 im italienischen Profifußball gibt es da noch eine andere Rückennummer, die mit Deutschlands dunkler Vergangenheit verbunden werden kann.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

Vor ein paar Tagen machte der italienische Profifußball einen großen Schritt. Ab kommende Saison darf die „88“ als Rückennummer nicht mehr vergeben werden. Die 88 ist ein bekannter Gruß in der rechtsextremen Szene, zudem lassen die beiden Achten die Assoziation mit einem in Deutschland verbotenen Kreuzes aus Nazi-Deutschland zu. Natürlich kam der Vorstoß von Italien nicht aus heiterem Himmel, sondern es gab Vorfälle, insbesondere auf den Rängen. So war beim Römer Derby ein Fan von Lazio Rom im Stadion mit der Aufschrift „Hitlerson“ und der Rückennummer 88.

In Deutschland haben wir das 88er-Problem im Fußball nicht, da sind nur Nummern bis 40 erlaubt. Was aber nicht heißt, dass es - auch unterklassig - nicht Spieler geben würde, die etwa mit der „18“ ihre Nähe zum Nazi-Gedankengut auf dem Platz kundtun würden. Nicht alle scheinen zu wissen, wie genau denn dieser deutsch-österreichische Politiker hieß, unter dessen Führung das Deutsche Reich die Welt ins Desaster stürzte, geschweige denn, an welcher Stelle seine Initialen im Alphabet zu finden sind.

Es gibt Kulturen und Religionen, in der die 18 positiv konnotiert ist (etwa im Judentum, auch als Glückszahl). Und 18 zu werden, ist ja für viele Menschen etwas Schönes. Zuletzt trug Jonas Hofmann die Nummer 18 im Fußball-Nationalteam, aktuell trägt sie Eishockey-Jungstar Tim Stützle in der NHL, der übrigens bei den Ottawa Senators von der 88 auf die 18 gewechselt ist. Hofmann und Stützle sind keine Menschen, denen sich in diesem Zusammenhang etwas Böses unterstellen lässt.

Aber es ist in Ordnung, neben der 88 (gibt es oder gab es in Deutschland in vielen Sportarten) auch das mit der 18 zu lassen auf den Trikots. Warum als Sportlerin oder Sportler etwas zulassen, was von rechts missbraucht werden kann? Eine Plattform weniger für Menschenverachtung ist eine Plattform weniger für Menschenverachtung.    

Klar, irgendwann gehen dem Sport die Nummern aus. Die 13 wollen viele nicht haben, die 7 ist auch nicht beliebt und die 23 hat es als Unglückszahl schon ins Kino geschafft. Dazu kommt, dass viele Klubs Nummern verdienter Spieler nicht mehr vergeben. Was tun? Auf Kommastellen ausbauen, gab es schon im Eishockey als Werbeträger für Radiofrequenzen. 88,9 ist immer noch besser als die 88! Da lassen wir mal Fünfe gerade sein und ballen nicht die Faust.

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