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Sandro Wagner hat Grippe.

© dpa

Bundesliga: Unsere Fragen an den 22. Spieltag

Borussia Dortmund hat am Freitagabend beim VfB Stuttgart schon vorgelegt. Aber trotzdem sind noch viele Fragen vor diesem 22. Spieltag offen. Stefan Hermanns stellt sie - und hat auch gleich die Antworten parat.

Wo regiert der Undank? Vierzig Jahre gab es keinen Weltmeister für die Fans von Borussia Mönchengladbach – bis Christoph Kramer im vergangenen Juli zu seinem denkwürdigen Einsatz im WM-Finale im Maracana kam. Das hat ihm nicht nur den zweiten Vornamen Weltmeister eingebracht hat, sondern bei den Gladbach-Fans auch den neuen Nachnamen Fußballgott. Aber während man Weltmeister für immer bleibt (Rudi Völler), wird der Titel Fußballgott nur bis auf Widerruf vergeben. Schon die Verkündung eines Vereinswechsels führt zum sofortigen Entzug – wie jetzt beim künftigen Leverkusener Kramer. Fußballgott ist für Borussias Fans nicht mehr die Nummer 23 Kramer, sondern die Nummer 24 Tony Jantschke. Das spricht für eine gewisse Weitsicht beim Gladbacher Anhang. Jantschke entstammt nicht nur Borussias Nachwuchs; er hat auch einmal seine Bewunderung für Dirk Nowitzki kundgetan – weil der in der NBA immer für denselben Klub gespielt hat.

Was kann die Bundesliga vom Amateurfußball lernen? Dass früher nicht alles schlecht war. Bestimmte Kulturtechniken gilt es – dem technischen Fortschritt zum Trotz – zu bewahren, zum Beispiel den handgeschriebenen Brief. Volkan Uluc, der neue Trainer des Regionalligisten Carl Zeiss Jena, hat jetzt zum Füllfederhalter gegriffen und den Mitgliedern des Vereins ein paar blumige Zeilen aufs Büttenpapier gekritzelt. Das sollte allen kriselnden Vereinen in der Bundesliga zum Vorbild gereichen. Wann also setzt sich Pal Dardai an seinen Schreibtisch und wendet sich an den leidgeprüften Anhang von Hertha BSC? „Berliner, Brandenburger, Hertha-Fans, machen gerade schwere Phase durch. Aber kann ich versprechen, werden wir alles geben bis zum Schluss. Trotzdem meine Frage: Wenn wir steigen ab, willst du mit mir gehen in die Zweite Liga? Ja. Nein. Vielleicht (bitte ankreuzen).“

Was macht die Gesundheit? Geht so. Ein Virus geht um in der Fußball-Bundesliga, das Grippe-Virus. Eine „stark erhöhte Influenza-Aktivität“ meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts, mehr als 6200 neue Fälle sind allein in der vergangenen Woche in Deutschland registriert worden. Und die Bundesliga ist längst keine Insel der Gesunden mehr. Unter anderem liegen Hoffenheims Trainer Markus Gisdol, Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels und Herthas Stürmer Sandro Wagner flach. Ohne Schuld ist das hinterhältige Virus im Falle des neuen Mainzer Trainers Martin Schmidt. Bei ihm wurde eine profane Stimmbandentzündung infolge übermäßiger Beanspruchung diagnostiziert. Eine beliebte Reporterfrage erübrigt sich damit am Wochenende beim Spiel der Mainzer gegen Eintracht Frankfurt: „Ist der Trainer in der Pause laut geworden?“

Was ist das Problem beim HSV? Das Problem? Der Hamburger SV hat mindestens so viele Probleme wie Bundesligajahre hinter sich. Rafael van der Vaart, Heiko Westermann, Pierre-Michel Lasogga, um nur einige zu nennen. Fehlende Demut kommt noch dazu. Findet jedenfalls Uwe Seeler, der ewige Mr. Demut des deutschen Fußballs. Das Team müsse „wissen, dass wir nicht um irgendwelche Meisterschaften, sondern gegen den Abstieg spielen“. Genau, jetzt vergesst endlich mal die Schale – und schon wird alles wieder gut!

Und sonst? Geht doch nichts über spielnahe Trainingsformen. Bei Borussia Dortmund haben sie daher in dieser Woche dem Ressort Rasenpflege Zwangsurlaub verordnet, stattdessen eine mittelgroße Population von Maulwürfen auf dem Trainingsgelände ausgesetzt. Die possierlichen Tierchen besitzen im Fußball als Verbreiter eigentlich interner Informationen nicht den besten Leumund, konnten sich im speziellen Fall aber endlich mal nützlich machen. Die Maulwürfe hatten von Trainer Jürgen Klopp den Auftrag erhalten, den Rasen in exakt den Zustand zu versetzen, den die Dortmunder am Freitagabend im Stadion des VfB Stuttgart vorfanden. Den hatte Klopp schon vorab als „wirklich schlecht“ bezeichnet.

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