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Das Schweizer Nationalteam erhofft sich viel von der Heim-EM.

© imago/foto2press/sportfotodienst

Urs Fischer ist „großer Unterstützer“: Neue Organisation soll Schweizer Fußball der Frauen voranbringen

Im Sommer findet in der Schweiz die EM statt. Die Organisation „Fußball kann mehr“ möchte dies nutzen, um den Frauenfußball zu professionalisieren. Unterstützung gibt es von prominenter Stelle.

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Es ist ein Ereignis, auf das Lara Dickenmann schon jetzt, ein halbes Jahr vorher, hinfiebert: die Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz. Die ehemalige Nationalspielerin, die während ihrer Karriere lange beim Bundesligisten VfL Wolfsburg unter Vertrag stand, sieht eine große Chance in der Ausrichtung des Turniers.

„Dadurch könnte die Aufmerksamkeit endlich auf den Frauenfußball gerichtet werden. Ich freue mich riesig. So etwas gab es in der Schweiz noch nie“, sagt Dickenmann.

Große Unterschiede zwischen den Kantonen

Dass die EM in der Schweiz stattfindet, hat für Dickenmann auch persönlich eine große Bedeutung. „Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, als ich mit dem Fußballspielen angefangen habe, realisiere ich, wie weit wir schon gekommen sind. In der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es keine Mädchenteams und kaum Trainingsmöglichkeiten. Niemand hat sich für das, was wir da machen, interessiert. Das war tiefstes Amateurniveau.“

Heute gibt es bei Vereinen der Super League, der höchsten Schweizer Spielklasse, durchaus Profispielerinnen, etwa beim Servette FCCF, FC Basel und FC Zürich. Und doch gibt es im Fußball der Frauen noch einiges zu tun. Bei weitem nicht alle Fußballerinnen der ersten Liga können von ihrem Sport leben, außerdem mangelt es an Frauen in Führungspositionen.

„In den Kantonen wird Föderalismus stark gelebt“, sagt Dickenmann. Dadurch variierten die Bedingungen im Fußball stark: In einigen Kantonen würden Leistungssportlerinnen sehr gefördert, in anderen kaum. „Es ist schwer, großflächige Veränderungen zu schaffen.“

Lara Dickenmann war selbst lange Profispielerin, unter anderem beim VfL Wolfsburg.

© IMAGO/Luigi Rizzo

Um daran etwas zu ändern, hat sich Dickenmann nun mit anderen Menschen aus dem Fußball der Frauen zusammengetan und die Netzwerkorganisation „Fußball kann mehr“ gegründet. In Deutschland setzt sich die Organisation bereits seit 2021 für Geschlechtergleichheit und Diversität ein, in der Schweiz ist sie seit Freitag ebenfalls vertreten.

„Wir dürfen den Anschluss im internationalen Fußball nicht verlieren“, meint Dickenmann. „Wir wollen Teil eines Wandels sein.“ Dabei soll nicht nur auf Missstände aufmerksam gemacht werden, sondern langfristig sollen auch Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen gebildet werden, um konkrete Forderungen an den Fußballverband und die Schweizer Politik stellen zu können.

„Wir wollen deine Art Dachorganisation von Frauen für Frauen aufbauen, die in der Schweiz derzeit fehlt“, sagt Dickenmann. „Gerade Frauen sind im Fußball oftmals schlechter vernetzt. Das wollen wir ändern.“

Viele Frauen leben wie Profis, müssen aber auch Vollzeit arbeiten

Zu den Botschafter:innen gehört neben Ruth Metzler-Arnold, der neu gewählten Präsidentin des olympischen Komitees, auch jemand, der sich bereits im deutschen Fußball einen Namen gemacht hat: Urs Fischer.

Urs Fischer mit seiner Tochter Riana im Trikot des FC Zürich.

© imago/Geisser

Der ehemalige Trainer des Bundesligisten 1. FC Union meint: „Die Entwicklung im Schweizer Frauenfußball ist auf einem guten Weg, auch wenn der Weg steinig ist und es noch kleine Schritte sind. Die Richtung hin zur Professionalisierung stimmt.“

Über seine Tochter Riana, die lange beim Erstligisten FC Zürich spielte, habe er die Verhältnisse im Fußball der Frauen miterlebt. „Fußballerinnen führen faktisch ein Leben wie Profis, opfern ihre Freizeit und Wochenenden und sind daneben oft Vollzeit berufstätig“, sagt Fischer.

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„Das verdient für mich höchsten Respekt und Anerkennung. Auch darum bin ich ein großer Unterstützer des Frauenfußballs.“ Was eine Professionalisierung bringen könne, habe „sich mit dem erfolgreichen Aufstieg des Frauenteams des 1. FC Union Berlin gezeigt“.

Der Berliner Verein hatte die Spielerinnen im vergangenen Jahr mit Profiverträgen ausgestattet, sodass sie prompt in die zweite Liga aufstiegen und nun sogar gute Chancen auf den Durchmarsch in die Bundesliga haben. Auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte hoffen nun auch die Schweizer Fußballerinnen – bei der Europameisterschaft und weit darüber hinaus.

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