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US-Präsident erlässt umstrittenes Dekret: Fitness-Test für Kinder – ausgerechnet von Donald Trump, dem Sport-Verweigerer
Donald Trump hält Sport bis auf Golf für unnötige Energieverschwendung. Nun will der US-Präsident den Kindern in den USA wieder Beine machen – mit einer fragwürdigen Testreihe.
Stand:
Donald Trump ist ein passionierter Golfspieler. Mindestens so viel Spaß wie das Abschlagen von Bällen macht dem US-Präsidenten das Herumfahren mit den Golfcarts.
Nicht so sehr bekannt ist, dass der 79-Jährige grundsätzlich eine offenbar merkwürdige Beziehung zum Sport pflegt.
Laut einem Artikel im „New Yorker“ hält Trump Sport abgesehen vom Golf sinngemäß für einen Fehler. Denn: Der Mensch sei wie eine Batterie, er werde nur mit einer begrenzten Menge an Energie geboren – Sport verbrauche diese Energie. Auch die „Washington Post“-Journalisten Mike Kranisch und Marc Fisher bestätigten die Batterie-Theorie.
Sie schrieben: „Deshalb machte er keinen Sport. Als er erfuhr, dass John O’Donnell, einer seiner ranghöchsten Casinomanager, für einen Ironman-Triathlon trainierte, warnte er ihn: ‚Du wirst wegen so etwas früh sterben.‘“
Von daher dürften am Donnerstag US-amerikanischer Zeit viele Beobachter verwundert gewesen sein, als Trump verkündete, dass er den „Presidential Fitness Test“ an öffentlichen Schulen wieder einführen werde. Trump unterzeichnete mal wieder eine seiner Dekrete, eine sogenannte Executive Order.
Der „Presidential Fitness Test“ ist eine Reihe körperlicher Tests für US-Schulkinder, die über Jahrzehnte hinweg verpflichtend war, aber im Jahr 2013 eingestellt wurde. Die Administration des damaligen Präsidenten Barack Obama wollte den Fokus stärker auf gesunde Lebensstile statt auf Wettbewerb legen.
Unter Experten ist das Dekret höchst umstritten
Die Testreihe, die 1966 eingeführt wurde, variierte stets. Die jüngste Version beinhaltete einen Ein-Meilen-Lauf, Sit-ups, einen Kurzstrecken-Shuttlesprint, den „Sit-and-Reach“-Beweglichkeitstest sowie Liegestützen oder wahlweise Klimmzüge.
Die Kinder und Jugendlichen, die landesweit zu den besten 15 Prozent gehörten, erhielten die „Presidential Physical Fitness Award“-Auszeichnung. Welche konkreten sportlichen Aufgaben die Schülerinnen und Schüler nun meistern müssen, ist noch nicht bekannt.
„Das ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, Amerika wieder gesundzumachen“, sagte Trump am Donnerstag bei der Pressekonferenz – „make America healthy again“. Es sei etwas sehr Wichtiges, sehr wichtig, sagte er. „Bereits unter Präsident Dwight D. Eisenhower wurde dieser Rat gegründet, um Kraft, Vitalität und Leistungsfähigkeit des amerikanischen Volkes zu fördern. Heute setzen wir diese stolze Tradition fort.“
Neben Donald Trump hatten sich ein paar Spitzensportler beziehungsweise ehemalige Spitzensportler versammelt. So zum Beispiel der Golfer Bryson DeChambeau oder der frühere NFL-Star Lawrence Taylor, ein verurteilter Sexualstraftäter.
Ob Trump durch das Dekret die Kinder und Jugendlichen in den USA tatsächlich wieder fit bekommt, ist höchst umstritten. Die Kritik, das zeigten viele Reaktionen, ist enorm groß. Viele Expertinnen und Experten halten den „Presidential Fitness Test“ für ein völlig falsches Mittel, um Kinder und Jugendliche wieder für den Sport zu motivieren.
Fitnessunterricht muss mehr beinhalten, als nur zu messen, wie schnell Kinder laufen können
Jacqueline Goodway, Professorin für Bewegungswissenschaft an der Michigan State University
Jacqueline Goodway, Professorin für Bewegungswissenschaft an der Michigan State University und Expertin für motorische Entwicklung bei Kindern, sagte der „New York Times“, dass Fitnessunterricht mehr beinhalten müsse als nur zu messen, wie schnell Kinder laufen oder wie weit sie sich dehnen können.
„Wir müssen sicherstellen, dass unsere Kinder die Fähigkeiten, das Wissen und das Verhalten für ein lebenslanges körperlich aktives Leben entwickeln“, sagte sie.
Laura Richardson, ebenfalls Bewegungswissenschaftlerin und außerordentliche Professorin an der Michigan State University, ist der Meinung, dass Lehrkräfte mehr Ressourcen bräuchten, um Bewegung zu fördern, und mehr Zeit für Sportunterricht während des Schultags. Das sei besonders in der Mittel- und Oberstufe wichtig, wo körperliche Aktivität oft abnimmt und Bildschirmzeit zunimmt, sagte sie der „New York Times“.
Die Debatte über den „Presidential Fitness Test“ erinnert an jene in Deutschland über die Bundesjugendspiele. Es geht dabei um die wohl grundlegendste sportphilosophische Frage: Was ist Sport, was soll er sein? Wettbewerb, Freude an der Bewegung?
Die Trump-Administration verbindet Sport wie viele konservative Kräfte in Deutschland vor allem mit seinem kompetitiven Charakter. Freude – das ist in der Trump-Logik ohnehin zweitrangig. Sie kommt dann mit dem Gewinnen.
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