
© Reuters/Leon Kuegeler
Eine Hommage an den Befreiungsschlag: Gladbach wehrt sich tapfer gegen die Bayern, ist am Ende aber chancenlos
Eine frühe Rote Karte, ein verschossener Elfmeter: Bei Borussia Mönchengladbach läuft schief, was schief laufen kann. Und so steht am Ende eine 0:3-Niederlage gegen Bayern München.
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Für den FC Bayern München war kein Durchkommen. Was in dieser Saison selten vorkommt, war der Verkehrssituation im Westen von Nordrhein-Westfalen geschuldet. Der Bus der Münchner stand am Samstagmittag auf dem Weg zum Mönchengladbacher Borussia-Park im Stau. Der Anpfiff ihrer Partie musste daher eine Viertelstunde nach hinten verschoben werden.
Im Spiel des Ersten der Fußball-Bundesliga beim Letzten war ebenfalls ein erhöhtes Verkehrsaufkommen festzustellen, vor allem im und um den Strafraum der Gladbacher. Die Gastgeber hatten das Spiel gegen die dauersiegenden Bayern bereits mit einer sehr tief stehenden Fünferkette begonnen. Und dass ihr Rechtsverteidiger Jens Castrop nach einer Viertelstunde für ein rüdes Foul die Rote Karte sah, trug nicht dazu bei, dass sie sie im weiteren Verlauf des Spiels von ihrer Defensivhaltung abwichen.
Ziel war es, die Bayern nicht gut aussehen zu lassen. Das haben wir lange geschafft.
Borussias Trainer Eugen Polanski
Etwas mehr als eine Stunde waren die Borussen mit ihrer Linie erfolgreich. So lange hielten sie das 0:0. Dann aber nahmen die Dinge nach dem 1:0 der Münchner durch ihren Kapitän Joshua Kimmich den erwartbaren Verlauf. Am Ende siegte der Rekordmeister gegen seinen einstigen Angstgegner mit 3:0 (0:0). „Geduld ist ein wichtiger Part in unserem Spiel“, sagte Bayerns Sportchef Max Eberl bei der Rückkehr an seinen früheren Arbeitsplatz. „Die haben wir heute gezeigt.“
Wenn es schon nicht läuft bei Borussia Mönchengladbach, dann wenigstens richtig. Der frühe Platzverweis durchkreuzte ihren Plan denkbar früh. Immerhin aber wehrten sie sich gegen die übermächtigen Bayern mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Nur sind das im Momente eben nicht allzu viele.
Nach der Niederlage gegen die Bayern sind sie nun saisonübergreifend seit 15 Spielen ohne Sieg – und die einzige Mannschaft der Ersten und Zweiten Liga, die in dieser Spielzeit noch überhaupt nicht gewonnen hat. Trotzdem war das Spiel gegen den Tabellenführer zumindest ein kleiner Achtungserfolg für die Borussen. „Natürlich bin ich nicht glücklich über die Niederlage“, sagte ihr Trainer Eugen Polanski, „aber ich bin extrem stolz darauf, wie wir uns präsentiert haben.“
Das Geschehen spielte sich meistens auf den letzten 27 Metern des Platzes vor dem Tor der Gladbacher statt. Jonas Urbig, der Vertreter von Manuel Neuer im Tor der Bayern, hielt sich an und im Mittelkreis auf. Die Partie erinnerte an das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft vor zwei Wochen gegen Luxemburg – und die Gladbacher waren Luxemburg. „Ziel war es, die Bayern nicht gut aussehen zu lassen. Das haben wir lange geschafft“, sagte Polanski.
Die Stimmung auf den Rängen hatte – wie früher einmal bei den Duellen beider Klubs – etwas Klassenkämpferisches. Auf dem Rasen war es nicht anders. Das Spiel der Gladbacher war eine Hommage an den Befreiungsschlag. Die Borussen stürzten sich in jeden Zweikampf, sie warfen sich in jeden Schuss. Und wenn der Ball doch einmal durch das Gestrüpp an Beinen und Körpern kam, dann war da noch Moritz Nicolas im Tor.
Borussias Torhüter hatte einige Male Glück, etwa nach 58 Sekunden, als Luis Diaz den Ball freistehend am Tor vorbeisetzte. Er reagierte aber auch einige Male glänzend, etwa beim Schuss von Michael Olise gleich nach der Pause.
Die Bayern blieben geduldig
„So lange in Unterzahl die Null zu halten, das ist nicht selbstverständlich“, sagte Gladbachs Defensivspieler Philipp Sander. Trotzdem war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis die Bayern eine Lücke finden würden.
Wie es dann nach 63 Minuten passierte, war trotzdem bezeichnend. Kimmich kam im Gladbacher Strafraum aus aussichtsreicher Position zum Schuss. Yannick Engelhardt konnte den Ball zunächst noch abwehren, doch im Nachsetzen traf Bayerns Kapitän zur Führung für sein Team.
„In der zweiten Halbzeit haben wir es besser geschafft, einen gewissen Rhythmus auf den Platz zu bringen und den Ball laufen zu lassen“, sagte Kimmich. „Je länger der Ball im Spiel ist und die Gladbacher laufen müssen, desto müder werden sie.“ Am Ende standen zwei Torschüsse der Gastgeber fünfundzwanzig Versuchen der Gäste gegenüber.
Nur fünf Minuten nach dem 1:0 erhöhte der eingewechselte Raphael Guerreiro auf 2:0, zehn Minuten vor dem Ende gelang dem erst 17 Jahre alten Lennart Karl mit einem ebenso gewaltigen wie präzisen Fernschuss das 3:0.
Die Gladbacher mussten sich an diesem Nachmittag an den kleinen Dingen erfreuen. Daran, dass Harry Kane kein Tor gegen sie erzielt hatte. Daran, dass sie nach 70 Minuten eine Ecke zugesprochen bekamen und in deren Folge sogar einen Handelfmeter.
Kevin Stöger schickte Urbig in die falsche Ecke, die Fans jubelten bereits und auf der Anzeigetafel leuchtete „Tor“. Aber der Ball knallte an den Pfosten. Wenn es schon nicht läuft, dann wenigstens richtig.
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