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Thomas Wandschneider und Rick Hellmann bei ihrem Para Badminton Auftaktspiel in Paris.

© IMAGO/Pressefoto Baumann

Vom Winde verweht: Böen in der Halle und Zwist auf dem Spielfeld

Das deutsche Para-Badminton-Duo aus Rick Hellmann und Thomas Wandschneider scheidet in der Vorrunde aus. Ideal waren die Bedingungen dabei nicht.

Von Tim Rosenberger

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Die französischen Fans in der Arena Porte de La Chapelle hatten Lust am Freitagmittag: Angeführt von einer Vorsängerin mit Megafon sangen sie die Nationalhymne und schwenkten die mitgebrachten Fahnen.

Im Spiel des französischen Para-Badmintonspielers Lucas Mazur gegen den Brasilianer Rogério Oliveira stimmte das Publikum zu jedem Punktgewinn Sprechchöre an. Der Sieger von Tokio in der Startklasse SL4 genoss die Atmosphäre sichtlich und fuhr einen ungefährdeten 2:0-Sieg ein.

Auf dem Feld nebenan konnte das deutsche Badminton-Duo aus Thomas Wandschneider und Rick Hellmann nicht von der Kulisse profitieren. Im Spiel gegen das japanische Doppel Daiki Kajiwara/Hiroshi Murayama, das live in der ARD übertragen wurde, verloren die beiden mit 0:2 (15:21; 5:21).

Wind in der Halle wird zum Problem

Vor allem im zweiten Satz war das deutsche Duo chancenlos – zwischenzeitlich erzielten die Japaner neun Punkte in Folge. „Unsere Fehlerquote, besonders meine, war heute zu hoch“, sagte Hellmann nach dem Spiel.

Zu kämpfen hatte der 36-Jährige mit den Windverhältnissen in der Halle. „Der Wind hat von gestern auf heute komplett gedreht. Das hat dazu geführt, dass meine Bälle permanent im Aus gelandet sind“, sagte Hellmann dem Tagesspiegel nach dem Spiel.

Der Wind in der Arena war bereits am ersten Wettkampftag ein Thema. Durch offene Türen und die Klimaanlage entstehen Böen, die den Flug der Federbälle beeinträchtigen. Auch der dritte deutsche Starter Marcel Adam hatte sich nach seiner Niederlage gegen den Nigerianer Chigozie Jeremiah Nnanna darüber beklagt, wenngleich er die Verhältnisse nicht als Ausrede nutzen wollte: „Die Bedingungen hier sind schwierig. Damit kam er besser zurecht als ich.“

Teaminterne Unruhen

Mit der Niederlage steht für Wandschneider und Hellmann das Ausscheiden in der Vorrunde fest. Das Auftaktmatch gegen die chinesischen Goldfavoriten Qu Zimo und Mai Jiapeng hatten die beiden ebenfalls mit 0:2 (11:21, 17:21) verloren.

Im letzten Spiel gegen das malaysische Doppel Muhammad Ikhwan Ramli und Noor Azwan Noorlan geht es somit nur noch um Platz drei in der Gruppe – der Gewinn einer Medaille ist nicht mehr möglich.

Möglicherweise könnten auch teaminterne Unruhen dafür gesorgt haben, dass das deutsche Doppel Hellmann/Wandschneider sein Potenzial nicht abrufen konnte: Unmittelbar nach dem Spiel kam es zu einem Streitgespräch zwischen den beiden.

Wandschneider beklagte sich darüber, dass Hellmann vor dem gemeinsamen Auftaktmatch am Donnerstag die Eröffnungsfeier am Place de la Concorde besuchte, sagte er dem Tagesspiegel. Es sei ein Fehler gewesen, Hellmann sei im Match danach „nicht so da gewesen, wie sonst“. Dieser verteidigte sich aber vehement: „Ich war vor zehn Uhr im Dorf zurück, hatte mindestens acht Stunden Schlaf“.

Ob das Duo nach den Paralympics in Paris weiter zusammenspielt, bleibt offen. Der 60-jährige Wandschneider hatte eigentlich bereits seine Karriere beendet, kehrte für die paralympische Badminton-Premiere in Tokio 2021 aber auf die Weltbühne zurück.

Für beide standen im Laufe des Tages noch ihre ersten Einzelmatches an. Lange Zeit zur Regeneration bleibt also nicht, die Niederlage muss schnell aus den Köpfen raus. Ob das gelingt? „Wenn man so abliefert wie wir gerade, ist es natürlich drückend“, sagt Wandschneider.

Mich pusht das, auch wenn das Publikum mal gegen mich ist. Dann denke ich: Jetzt erst recht!

Thomas Wandschneider

Thomas Wandschneider muss in seinem Einzelmatch am Freitagabend gegen den Franzosen David Toupé ran. Er wird sich also wieder auf eine laute Arena gefasst machen müssen.

Kein Problem für den vierfachen Familienvater, der ähnliche Kulissen aus seiner Wahlheimat Spanien kennt: „Mich pusht das, auch wenn das Publikum mal gegen mich ist. Dann denke ich: jetzt erst recht!“

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