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Selina Cerci schnürte in der Nations League gegen Schottland einen Hattrick.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Von der Verletzungsodyssee zum Hattrick: Selina Cerci betreibt im DFB-Team Werbung für sich

Zum ersten Mal wurde sie im Februar 2022 für das Nationalteam nominiert. Doch erst jetzt konnte Cerci so richtig überzeugen und darf aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten auf eine EM-Teilnahme hoffen.

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Für Selina Cerci gilt wohl das Motto: Was lange währt, wird endlich gut. Zumindest könnte man ihre bisherigen Leistungen im deutschen Fußball-Nationalteam so beschreiben. Seit ihrem Debüt im Februar 2022 spielte die 24-Jährige nur sieben Mal und erzielte dabei vier Treffer.

Dass sie so wenig zum Einsatz kam, lag allerdings nicht etwa an schlechten Leistungen im Nationaldress, sondern vielmehr an Pech und mehreren Knieverletzungen, die Cerci seitdem hatte.

Cerci machte ein starkes Spiel auf dem Flügel

Am Dienstagabend demonstrierte sie nun endgültig, dass sie in fittem Zustand in den Kader der DFB-Frauen gehört. Beim 6:1-Sieg der deutschen Fußballerinnen über Schottland in der Nations League sorgte Cerci per Kopf für den zwischenzeitlichen Ausgleich, drehte wenige Minuten darauf das Spiel, ehe sie später noch den Hattrick schnürte.

Wie man so zwei Gesichter zeigen kann, mit nahezu der gleichen Truppe, das ist schon außergewöhnlich. Das müssen wir in den Griff kriegen.

Christian Wück, Bundestrainer

„Ich weiß auch nicht, warum wir aufgeweckt werden müssen. Ich hoffe, dass es bis zur EM anders wird“, kritisierte die Spielerin der TSG Hoffenheim dennoch. Sie war in der erschreckend schwachen ersten Hälfte des deutschen Teams noch eine der wenigen Spielerinnen gewesen, die in der Offensive positive Akzente gesetzt hatte.

Zwar konnte Deutschland auch das zweite Duell gegen Schottland innerhalb weniger Tage deutlich für sich entscheiden. Wie schon beim 4:0-Erfolg in Dundee am vergangenen Freitag zeigte das Team von Bundestrainer Christian Wück allerdings erneut zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten.

„Das ist nicht zu erklären“, sagte er über den ersten schlechten Durchgang am Dienstag, der einer „zum Vergessen“ gewesen sei. „So etwas dürfen wir uns nicht erlauben. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass wir immer wieder zurückkommen.“

Nach dem Seitenwechsel habe ihn sein Team erneut sprachlos gemacht, diesmal aber im positiven Sinne. „Wie man so zwei Gesichter zeigen kann, mit nahezu der gleichen Truppe, das ist schon außergewöhnlich. Das müssen wir in den Griff kriegen“, sagte Wück.

Ein Grund für die „Leistungsexplosion“ in den zweiten 45 Minuten in Wolfsburg war unter anderem Selina Cerci, die auf dem Flügel ein starkes Spiel machte und bei Wück mit Blick auf die Europameisterschaft in der Schweiz im Juli bleibenden Eindruck hinterlassen haben dürfte.

Sie fiel fast zwei Jahre verletzungsbedingt aus

Dass es in ihrer Karriere noch zu dieser Situation kommen würde, war lange Zeit nicht abzusehen gewesen. Denn nur kurz nach ihrem DFB-Debüt im Februar 2022 zog sich Cerci einen Kreuzbandriss zu, der sie fast ein Jahr außer Gefecht setzte.

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Tore erzielte Cerci in der laufenden Bundesliga-Saison bei der TSG Hoffenheim.

Im folgenden Sommer wechselte sie trotzdem von Turbine Potsdam zum 1. FC Köln und feierte dort in der Rückrunde ihr Comeback, nur um sich im Juli 2023 abermals eine Knieverletzung zuzuziehen, die sie erneut zu einer mehrmonatigen Pause zwang. Erst im März darauf konnte Cerci wieder für die Kölnerinnen auflaufen und wechselte schließlich zur TSG Hoffenheim.

In Sinsheim scheint es für die gebürtige Kielerin nun endlich vollends rundzulaufen. Bei der TSG konnte sie in der laufenden Spielzeit bereits elfmal treffen und ist damit aktuell die drittbeste Torjägerin der Liga.

Dabei erfüllt Cerci ein Profil, das es so nicht allzu oft gibt – zumindest nicht im deutschen Nationalteam. Während sie im Verein die klassische Stürmerin in einer Doppelspitze gibt, greift sie unter Wück eher über den Flügel an.

Cerci kann stets den Unterschied machen

Im Gegensatz zu Klara Bühl, die sonst auf der linken Seite gesetzt ist, versucht sie sich weniger in Eins-gegen-eins-Situationen, sondern zieht meist mit Ball in die Mitte, um zu flanken oder selbst zum Abschluss zu kommen.

Selina Cerci kann für das Team um Bundestrainer Christian Wück eine entscheidende Rolle spielen.

© dpa/Arne Dedert

Am Dienstag profitierte sie zudem von Wücks taktischem Ansatz, im Ballbesitz eher auf den Halbpositionen zu agieren und den Außenverteidigerinnen vorrangig die Außenbahn zu überlassen. Auf diese Weise konnte sie mehrmals ihre Abschlussqualitäten und ihre Kopfballstärke aus einer zentraleren Position unter Beweis stellen, welche ihr gleich drei Tore bescherten.

Ob es nun dafür reichen wird, Bühl im linken Mittelfeld zu verdrängen, ist zwar zweifelhaft. Ein Kaderplatz bei der EM dürfte ihr nach dem Auftritt in Wolfsburg aber sicher sein.

Vorausgesetzt, dass sie gesund bleibt. Wenn das der Fall ist, kann Cerci stets den Unterschied machen.

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