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Vorschau auf die Handball-Bundesliga: Die Füchse Berlin streben nach dem Titel
Kiel? Magdeburg? Nicht unbedingt. Die Füchse könnten in dieser Saison mal dran sein mit der Meisterschaft. Allerdings haben die Berliner ein Problem.
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Bob Hanning formulierte in der vergangenen Saison die These, es habe ein Machtwechsel in der Bundesliga stattgefunden. Die Zeiten, so der Geschäftsführer der Füchse Berlin und ehemalige DHB-Vizepräsident, in denen die oft hünenhaften Kieler den Handball bestimmt haben, seien vorbei. Jetzt spräche alles für kleinere, wendigere Akteure mit Durchbruchqualitäten, wie sie der SC Magdeburg seit einigen Jahren gekonnt sammelt.
Vor dieser Saison stellt sich nun aber die Frage: Schlägt der Rekordmeister aus Kiel zurück und sichert sich zum 24. Mal in der Vereinsgeschichte die Schale oder verteidigt der SCM den Titel? Und was wird aus den Füchsen, die im vergangenen Jahr die Vizemeisterschaft holten und damit die von vielen als Favorit gehandelten Flensburger von den Champions League Plätzen verwiesen?
Die Antwort hängt – wie vor jeder Spielzeit – mit einigen Eventualitäten zusammen. Allen voran steht dabei die Belastungsproblematik, die im Olympia-Jahr schwerer denn je wiegt und die bei allen Topklubs ihre Spuren hinterlassen wird. „Es ist wirklich hart, sich nach einer so kurzen Pause und den ganzen Erlebnissen in diesem Sommer jetzt schon wieder auf die Bundesliga zu fokussieren“, sagte der frischgekürte MVP der Spiele und Goldmedaillen-Gewinner Mathias Gidsel nach dem Sieg der Berliner im Supercup am vergangenen Wochenende. „Das wird eine harte, lange Saison.“
Dass es bei den Füchsen auf den dänischen Welthandballer ankommen wird, ist kein Geheimnis. Während die erste Sieben qualitativ hochwertig auftrumpft, wiegt in dem schmalen Kader die Verletzung von Kapitän Paul Drux schwer. Dabei wird Trainer Jaron Siewert seinen Leistungsträgern anders als noch in der European League in der Königsklasse nicht mehr viele Pausen durch A-Jugendspieler verschaffen können.
Es ist wirklich hart, sich nach einer so kurzen Pause und den ganzen Erlebnissen in diesem Sommer jetzt schon wieder auf die Bundesliga zu fokussieren.
Mathias Gidsel, Spieler bei den Füchsen Berlin
Genauso wenig kann mithilfe des nun in der gleichen Liga konkurrierenden Kooperationspartners VfL Potsdam personell aufgestockt werden. Der Füchse-Philosophie folgend, stehen die entsprechenden Spieler – fünf sind 22 Jahre oder jünger – fest im Berliner Kader und werden ihre fehlende Erfahrung im Kreise der Mannschaft mit Emotionalität und Einsatz ausgleichen müssen. Beim ersten Titel der Saison hat das gegen den SCM bereits funktioniert.
Nicht zuletzt, weil der Lieblingsrivale von der Elbe einige personelle Probleme hat. Bei Olympia verletzten sich beide etatmäßigen Rechtsaußen, die Kreisläufer kamen mit Blessuren zurück und mit Felix Claar fehlt der Unterschiedsspieler schlechthin. Die Magdeburger konnten sich aber kurzfristig unter anderem die Dienste des Toptorschützen der vergangenen Saison, Manuel Zehnder, sichern. Nach dem juristischen Gezeter um den Schweizer, der eigentlich von seiner Leihe in Eisenach nach Erlangen zurückkehren sollte, aber dagegen klagte und so einen monatelangen Rechtsstreit auslöste, wurde sich letztlich auf einen Transfer zum SCM geeinigt.
Von derartigem Drama blieben die Verantwortlichen bei der SG Flensburg-Handewitt in diesem Jahr verschont. Der Verein hat mit Rückraumrechts Niklas Kirkeløkke nur einen Spieler neu verpflichtet und nun den achten dänischen Nationalspieler in seinen Reihen. Außerordentliche Olympia-Nachwehen gab es nicht, sodass das Team um Deutschlands Silbermedaillen-Gewinner Johannes Golla aufgrund individueller Qualität und Eingespieltheit zu den absoluten Titelanwärtern gehört.
Dazu gehört aber immer auch der Derby-Rivale aus Kiel. Mit Emil Madsen hat der Vorjahresvierte das nächste Juwel aus der Talentschmiede von GOG in die Bundesliga geholt, der den dänischen Stars Mathias Gidsel und Simon Pytlick nacheifert. Dazu konnte mit dem deutschen Nationaltorhüter Andreas Wolff der bemerkenswerteste Transfer der Saison verbucht werden. Dreht er im Tor auf, ist den Zebras trotz vorhandener Verletzungssorgen der nächste Stern auf dem Briefpapierkopf zuzutrauen.
Bis zum Saisonende am 8. Juni ist also ein Vierkampf nicht unwahrscheinlich, während Melsungen, Hannover, Mannheim und Gummersbach aus dem Mittelfeld nachdrücken. Am unteren Rand wird es hingegen für die Aufsteiger Potsdam und Bietigheim gewohnt schwer.
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