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Dirk Hordorff weist die Vorwürfe als „schlicht unzutreffend“ zurück.

© Imago/Claudio Gärtner

Vorwürfe gegen DTB-Vizepräsident Hordorff: Macht und Missbrauch im deutschen Tennis

Dirk Hordorff ist eine gleichermaßen mächtige wie prägende Figur im deutschen Tennis. Nun haben Spieler Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch gegen den 67-Jährigen erhoben.

Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) hat ein Problem. Es trägt den Namen Dirk Hordorff. Dem 67 Jahre alten Trainer und Funktionär wird unter anderem vom ehemaligen Profi Maximilian Abel sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch vorgeworfen. Der DTB hat Hordorff aufgefordert, von seinem Amt als Verbandsvizepräsident zurückzutreten und ihm dafür eine Frist gesetzt. Diese läuft am Mittwoch ab. Hordorff hat darauf bisher nicht reagiert, er lässt sein Amt aktuell ruhen.

„Der Deutsche Tennis-Bund muss da einen klaren Schnitt machen und auch sein ganzes System in Frage stellen“, sagte der deutsche Wimbledonsieger Michael Stich in der ARD. Zuvor hatten NDR, Süddeutsche Zeitung und Sportschau von den Vorwürfen berichtet, zu denen der DTB erklärt hatte: „Ein Fehlverhalten kann nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden.“ Vorausgegangen wären Untersuchungen einer externen Kanzlei. Hordorff selbst hatte die Berichte über einen Anwalt als „schlicht unzutreffend“ zurückgewiesen.

Die Angelegenheit ist für den DTB auch deshalb problematisch, weil der heute 41 Jahre alte Abel bereits verschiedene Stellen seit 2003 über den Missbrauch durch seinen ehemaligen Trainer Hordorff informierte hatte. Vor einem Jahr hat er zudem einen Brief an den DTB-Präsidenten Dietloff von Arnim geschrieben, woraufhin der Verband schließlich tätig geworden ist.

So jemand hat für mich im DTB keine Position.

Michael Stich in der ARD.

Abel, der derzeit wegen Kreditkartenbetrugs im Gefängnis sitzt, gilt in dieser Sache als glaubwürdig. Seine Anschuldigungen wiegen schwer, die Berichte über die Erniedrigungen durch Hordorff sind verstörend. Und er steht damit nicht allein. Sie werden durch den indischen Tennisprofi Sriram Balaji indirekt bestätigt, der vor einigen Jahren Ähnliches erlebt haben will. Und inzwischen sollen sich weitere Spieler gemeldet haben.

Hordorff ist eine gleichermaßen mächtige wie prägende Figur im deutschen Tennis. Er war der Erfolgstrainer von Rainer Schüttler, hatte im DTB verschiedene Funktionen inne. Dem Verband ist allerdings wichtig zu betonen, dass sich die Vorwürfe gegen Hordorff als privaten Trainer und nicht als DTB-Funktionär richten. Für Michael Stich ist trotzdem klar: „So jemand hat für mich im DTB keine Position. Das ist ein No-Go, das im Leistungssport nichts zu suchen hat.“

Der DTB will Hordorff lieber früher als später loswerden. Sollte der nicht von sich aus von seinen Ämtern zurücktreten, würde eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, und Fakten schaffen. Für die weitere Aufbereitung wäre die Demission des Funktionärs aber nur ein kleiner Teil. Der Verband wolle in dieser Hinsicht nun „mit externen Spezialisten zusammenarbeiten“.

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