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VW-Krise, Pfiffe für Behrens, Platz 12: Triste Zeiten für den VfL Wolfsburg
Am Samstag ist der 1. FC Union Berlin zu Gast in Wolfsburg. Beim VfL herrscht viel Unruhe, VW-Mitarbeiter demonstrieren vor dem Stadion – und dann ist da noch die Causa Kevin Behrens.
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Wolfsburg ist eine kleine Stadt und Volkswagen omnipräsent. Für die Fußballer des VfL rückte die Krise beim Autobauer zuletzt aber noch näher. Am Donnerstag, zwei Tage vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin an diesem Samstag (15.30 Uhr, Sky), versammelten sich mehr als 6000 Beschäftigte aus allen deutschen Werken vor dem Wolfsburger Fußballstadion, um gegen mögliche Werksschließungen und Massenentlassungen zu protestieren. Einige waren vermummt, es gab zahlreiche Plakate und es wurde Pyrotechnik gezündet. Wenn man etwas gemein sein will, könnte man sagen: Jetzt hat auch der VfL eine Ultraszene.
Für solchen Spott ist die Lage jedoch zu ernst: für Volkswagen, das bis 2026 zehn Milliarden Euro einsparen muss, und die Belegschaft, die um ihre Jobs bangt. Wie sehr die Krise den Fußballverein trifft, ist dabei noch nicht abzusehen. Die gesamte VfL Wolfsburg-Fußball GmbH, hieß es vor Wochen in einer Stellungnahme des Klubs, richte ihr tägliches Handeln danach aus, einen Beitrag zu dem großen Sparprogramm von VW zu leisten. Weitergehend äußern sich weder Klub noch Konzern zu dem Thema.

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Bei einem Zusammentreffen von Klubführung und VfL-Mitarbeitern hieß es im September, dass die Zuwendungen von VW und die aktuellen Verträge nicht in Gefahr seien. Doch wie es genau weitergeht, lässt sich in diesem Stadium der Krise nicht sagen. Die Ungewissheit fügt sich ein in einen auch sportlich grauen Herbst beim Werksklub.
Mit zwei Siegen aus den vergangenen drei Spielen hat der VfL zuletzt zwar aufsteigende Form gezeigt, Platz zwölf ist dennoch weit entfernt von den eigenen Ansprüchen. Der Klub hat vor der Saison mal wieder das Ziel Europapokal ausgegeben, zuletzt spielten die Wolfsburger allerdings 2020/21 international – und das trotz großer finanzieller Aufwendungen.
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Die Volkswagen AG, die 100 Prozent der Anteile am VfL hält, hat ihre Zahlungen an den Fußballklub dem Vernehmen nach im vergangenen Sommer von 70 auf 80 Millionen Euro pro Saison erhöht. Das ist mehr als mancher Abstiegskandidat insgesamt zur Verfügung hat.
Allerdings hat der VfL dieses Geld in den vergangenen Jahren eher unglücklich investiert. Viele Transfers floppten oder blühten erst nach einem weiteren Wechsel auf wie Omar Marmoush. Dem Kader fehlt es an Kontinuität und Qualität. Dass Max Kruse im Fernsehen jüngst sagte, der Klub habe ihm „das Geld in den Arsch geschoben“, als er vor drei Jahren von Union nach Wolfsburg gewechselt ist, hat nicht zur Beruhigung der Lage beigetragen.
Pfiffe für Kevin Behrens
Mit früheren Köpenickern hat der VfL offenbar einfach kein Glück. Kevin Behrens hat dem Klub seit seinem Wechsel vor knapp einem Jahr sportlich kaum geholfen und mit seinen homophoben Aussagen viel Unruhe verursacht. Behrens soll sich bei einer internen Veranstaltung mit den Worten „So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht“ geweigert haben, ein Regenbogentrikot zu signieren.
In einer Mitteilung des Vereins wurde Behrens mit einer knappen Entschuldigung zitiert, öffentlich geäußert hat er sich seitdem nicht. Der Klub sprach eine Geldstrafe aus, sah aber von sportlichen Sanktionen ab. Vielen Fans ging das nicht weit genug und so hat sich die Situation auch mehr als einen Monat später nicht vollends beruhigt.
Beim Auswärtsspiel in Hamburg protestierten die Anhänger des FC St. Pauli gegen Behrens, im Heimspiel gegen Augsburg wurde der Stürmer bei seiner Einwechslung von den eigenen Fans ausgepfiffen. Das droht dem 33-Jährigen am Samstag erneut – und zwar von allen Seiten des Stadions. Viele Union-Fans hat er nach seinem Wechsel bereits mit der Aussage gegen sich aufgebracht, in Wolfsburg sei alles ein bisschen „professioneller“. Beliebter dürfte er nach seinen homophoben Aussagen nicht geworden sein.
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