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Entscheidung im Januar. Zu Jahresbeginn kämpfen in Portugal neben Olaf Roggensack (2. v. l.) noch 18 weitere Ruderer um die Nominierung für die Olympia-Boote.

© Deutschland-Achter

Neu im Team Deutschland-Achter: Warum ein Berliner Ruderer plötzlich Chancen auf Olympia hat

Olaf Roggensack aus Berlin hat sich überraschend einen Platz im Team Deutschland-Achter erarbeitet. Und kommt seinem großen Ziel sehr nahe.

Olaf Roggensack bekommt seine große Chance. Allerdings habe er sich natürlich auch „im Vorhinein dafür beworben“, sagt er. Im Zweier-Ausscheid der Ruderer, die noch nicht im Deutschland-Achter sind, hatte der 22 Jahre alte Berliner auf dem Ergometer die besten Werte – und erhielt so im letzten Moment noch die Gelegenheit, zum Olympia-Team zu stoßen. So durfte er Ende November am Trainingslager im portugiesischen Avis teilnehmen.

„Ich habe nicht damit gerechnet. Ich habe gedacht, dass ich nächstes Jahr in den A-Bereich komme – und dass es mit Olympia noch nicht so gut aussieht“, sagt Roggensack, der vor wenigen Monaten zwar schon sehr erfolgreich, aber eben nur im U-23-Team ruderte.

Dann aber wurde Uwe Bender auf ihn aufmerksam. Der Achter-Trainer rechnete ihm nicht nur langfristig, sondern auch kurzfristig Chancen im A-Kader aus. Und so fragte sich Roggensack: „Warum sollte ich die dann nicht nutzen?“ Seitdem ist alles auf ein Ziel ausgerichtet: schon 2020 in Tokio dabei zu sein.

Er dürfte genau hingehört haben, als Bender nach dem Trainingslager in Portugal sagte, dass sich „die Spitze erweitert“ habe und alle „eng beieinander“ seien. Denn Roggensack hinterließ im neu gebildeten Zweier mit Felix Wimberger einen nachhaltigen Eindruck.

Der Berliner fühlt sich dadurch in seiner Entscheidung, seine Ausbildung bei der Bundespolizei zu pausieren, einmal mehr bestätigt. „Da man ja vier Jahre Ausbildung hat, ist es normal, dass man über einen Olympia-Zyklus stolpert“, sagt Roggensack. „Deshalb gibt es bei der Bundespolizei eine Regelung, die man nutzen kann – wenn der Verband sagt, dass die Möglichkeit besteht.“

Roggensack ging auf die gleiche Schule wie die Boatengs

Ein genauerer Blick auf Roggensacks Leben lässt darauf schließen, dass er auf diese Möglichkeit schon lange hingearbeitet hat. Dabei wäre er, das sagt er selbst, ohne seine Familie nie zum Rudersport gekommen. Sein zwei Jahre älterer Bruder Ingo Roggensack war schon Mitglied beim RC Tegel, als Olaf den Judosport aufgab und es ihm gleichtat – auf Rat seiner Großeltern und Eltern.

Olaf Roggensack
Olaf Roggensack

©  Deutschland–Achter

Ersten Erfolgen bei Kinder-Regatten folgten Junioren-Titel und die Nominierung für den Berliner Landeskader. Längst zeichnete sich Roggensacks Richtung Leistungssport ab. Erst recht, als er in der siebten Klasse auf die Poelchau-Sportschule in Berlin wechselte, die unter anderem auch die Fußball spielenden Boateng-Brüder besuchten.

„Ich habe von Jahr zu Jahr trainiert, das hat sich dann einfach entwickelt“, sagt Roggensack. So ging es immer weiter, immer „den größten Traum“ vor Augen, „zu Olympia zu fahren“. Auch deshalb zog er Anfang 2018 nach Dortmund, um nicht mehr von Berlin aus zum Bundesstützpunkt im Ruhrgebiet pendeln zu müssen. „Ich habe da die Perspektive gesehen noch weiter zu kommen“, sagt Roggensack.

Im Januar wird über die Plätze im Achter entschieden

In Dortmund wohnt er seitdem in einer WG mit Ruder-Kollege Max John. Und das gefällt ihm: „Meine Freundin kommt hier aus der Gegend, natürlich fühle ich mich dann ein bisschen heimisch.“ Allerdings ist auch die Sehnsucht nach Berlin nie gewichen. In seiner Heimatstadt ist er allerdings nur noch selten. Aufgrund der Bundespolizei-Ausbildung war er an den Wochenenden oft in Kienbaum. War.

Stattdessen wird Roggensack in den kommenden Monaten an allen Trainingslagern des Teams Deutschland-Achter teilnehmen. Zunächst reist er über Silvester mit dem 19 Mann starken Team nach Italien, ehe es im Januar in Portugal ernst wird. Dort wird festgelegt, in welchen Bootsklassen es für die Ruderer Richtung Olympia weitergeht.

„Weil der Achter Weltmeister geworden ist, wird schon geguckt, dass er zusammenbleibt“, sagt Roggensack. Es sei denn, schwache Leistungen machen den ein oder anderen Wechsel notwendig. „Aber ich gehe eigentlich nicht davon aus“, sagt Roggensack. Es wäre zwar eine sehr große Ehre, im Achter eingesetzt zu werden, betont er. „Ich rechne aber eher mit dem Zweier und dem Vierer.“ Und dann schiebt er einen Satz nach, der seine Ambitionen treffend zusammenfasst: „Hauptsache Olympia.“

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