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IOC favorisiert Brisbane für Olympia 2032: Weder weitsichtig, noch unpolitisch
Das IOC gibt sich plötzlich kostenbewusst und sachorientiert. Das ist schlecht für die olympische Rhein-Ruhr-Initiative, aber nicht überraschend. Ein Kommentar.

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Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gibt sich plötzlich kostenbewusst. Und entscheidet sich schon jetzt für Brisbane als bevorzugten Bewerber für die Olympischen Sommerspiele 2032. Keine Bieterschlachten mehr, keine Lobbyisten, die Einfluss nehmen auf die Abstimmung der IOC-Mitglieder. Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein.
Beim möglichen deutschen Kandidaten Rhein-Ruhr hat die Festlegung auf Brisbane naturgemäß Befremden ausgelöst. Gerade erst hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet noch von einer „entscheidenden Phase“ für eine mögliche Bewerbung der Region in seinem Bundesland gesprochen. Im Herbst sollte es eine Bürgerbefragung zu Olympia geben.
Nun sind die Initiatoren „überrascht“, dabei müssten sie es eigentlich nicht sein. Brisbane erfüllt schon jetzt eine Menge Kriterien, die für Olympische Spiele von Bedeutung sind. Vor allem hat die Stadt die Unterstützung aus Politik und Bevölkerung. Für Rhein-Ruhr gab es noch nicht einmal konkrete Verhandlungen vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit dem IOC. Und wie das Ganze finanziert werden soll, steht auch längst nicht fest.
Also geht das IOC auf Nummer sicher. Die Funktionäre wissen längst, dass ihre Sommerspiele kein Premiumprodukt mehr sind, um das sich alle Welt reißt. Mit einer langwierigen Wettbewerbssituation könnte womöglich Brisbane noch verprellt werden, ohne dass klar ist, ob Rhein-Ruhr, Katar oder Budapest tatsächlich im Rennen bleiben.
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Sich deswegen selbst auf die Schulter zu klopfen, wie es IOC-Präsident Thomas Bach tut, geht allerdings zu weit. Dass es in Zeiten einer weltweiten Pandemie und ohne sichere Zukunftsperspektiven für sportliche Großereignisse überhaupt noch Interessenten für eine Olympia-Austragung gibt, könnte die Funktionäre darin bestärkt haben, die Vorauswahl schon so früh zu treffen.
Das ist nicht besonders weitsichtig und schon gar nicht unpolitisch. Denn bei allen nachvollziehbaren Argumenten für ein solches Vergabeverfahren bleibt ein fader Beigeschmack. Schließlich wurde es von einer Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von IOC-Vizepräsident John Coates empfohlen. Einem Australier.
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