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Feierbiester. An Karneval haben die Fußballer des 1. FC Köln traditionell schon was vor.

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Köln will Rheinderby erst im März: Wenn Karneval wichtiger ist als Fußball

Horst Heldt will nicht, dass das Rheinderby seines 1. FC Köln in Mönchengladbach im Februar nachgeholt wird. Und wird damit wohl durchkommen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Königswinter ist ein Ort im Rhein-Sieg-Kreis, auf der rechtsrheinischen Seite am Fuße des Siebengebirges gelegen. Aus Sicht eines echten Kölners handelt es sich also vermutlich um eine Ortschaft in West-Tschechien. Dabei trägt Königswinter im kölschen Karneval verlässlich zur Erheiterung bei. „Es war in Königswinter“ heißt ein Schlager der „3 colonias“, der seit mehr als drei Jahrzehnten zwischen Altweiber und Aschermittwoch vor allem in Köln rauf- und runtergeschmettert wird.

Aus Königswinter stammt auch Horst Heldt, was womöglich einige überraschen dürfte. Heldt ist schon als junger Mann in die große Stadt am Rhein übergesiedelt, hat acht Jahre lang für den 1. FC Köln Fußball gespielt – weshalb er der breiten Öffentlichkeit längst als echter Kölner gilt.

Kölns Sportdirektor Horst Heldt hat es nicht eilig

Als etwas älterer Mann ist er vor wenigen Monaten als Sportdirektor zum Eff Zeh zurückgekehrt, und nach all den Jahren in der närrischen Diaspora ist ihm der Frohsinn offenbar nicht abhanden gekommen. Das hat er nach dem abgesagten Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach wieder einmal bewiesen.

Dass es möglichst schnell zu einem Nachholtermin für das vom Sturm verwehte Derby kommt, läge eigentlich im Sinne aller Beteiligten. Aber Heldt hat es nicht eilig. Bitte nicht im Februar, forderte er am neunten des Monats, „weil es da nicht in unsere Aktivitäten passt“. Stimmt. Fußball zählt ja nicht zu den Kernkompetenzen des FC, könnte man sagen. Aber das wäre jetzt ein wirklich sehr billiger Gag, der selbst für die Herrensitzung im Kölner Sitzungskarneval zu billig wäre.

Der 1. FC Köln ist eben (auch) ein Karnevalsverein, seit fünf Jahren förderndes Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval von 1823. Das bringt gewisse närrische Verpflichtungen mit sich: die Prunksitzung in der nächsten Woche, die Teilnahme am Rosenmontagszug in der übernächsten – und, schwupps, ist der Februar auch schon wieder rum.

Strikt dagegen. Horst Heldt will das Rheinderby nicht im Februar nachholen, Markus Gisdol ist es egal.

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Man muss eben Prioritäten setzen. Das Problem ist nur, dass die närrischen Befindlichkeiten des Rheinlands im Rest der Republik eher mit Befremden zur Kenntnis genommen werden und deshalb nicht zwingend auf Gegenliebe stoßen. Dass die Kölner mit ihrem Begehr wohl trotzdem durchkommen, liegt eher an anderen Begebenheiten.

Ein Hochrisikospiel wie das zwischen Gladbachern und Kölner erfordert unter anderem gewisse Kapazitäten der Polizei. Und damit sieht es in der Hochzeit des Karnevals naturgemäß eher schlecht aus. Davon abgesehen sei auf den Kölner Trainer Markus Gisdol verwiesen, der als gebürtiger Schwabe mit den rheinischen Gepflogenheiten noch nicht ganz so vertraut zu sein scheint. „Wir nehmen es, wie es kommt“, hat er gesagt. Oder auf Kölsch: Et kütt, wie et kütt.

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