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Füchse-Star Mathias Gidsel erzielte am Donnerstagabend 15 Tore.

© IMAGO/camera4+/IMAGO/Tilo Wiedensohler

„Wenn wir so spielen, werden wir Meister“: Füchse Berlin deklassieren Melsungen – und sind klar auf Titelkurs

Punktgleich gingen die Füchse und Melsungen in das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga. Es wurde allerdings ein ungleiches Duell. In den Hauptrollen: Dejan Milosavljev und Mathias Gidsel.

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Die Worte von Timo Kastening sagten alles an diesem Abend: „Ich habe in den letzten Monaten gefühlt keine Mannschaft gesehen, die den Füchsen gewachsen war“, erklärte der Rechtsaußen der MT Melsungen nach dem Schlusspfiff. Mit 37:29 deklassierten die Berliner den punktgleichen Tabellenzweiten – ein Statement im Titelrennen.

Aus ganz Handballdeutschland kommen derzeit Superlative und Anerkennung für das Team von Jaron Siewert. Die Frage, die sich stellt: Wer kann die Füchse noch stoppen auf dem Weg zur ersten Deutschen Meisterschaft?

Wie hoch die eigenen Ansprüche inzwischen sind, wird spätestens klar, wenn Kapitän Max Darj erklärt, dass er die erste Halbzeit seiner Mannschaft „nicht so überragend“ fand.

6:0-Lauf der Füchse als Gamechanger

Tatsächlich kamen die Berliner nicht durchweg souverän in die Partie. Aber einer ganz sicher: Torhüter Dejan Milosavljev. Neun seiner am Ende zehn Paraden hatte er bereits vor dem Pausenpfiff gesammelt. „Er hat uns im Spiel gehalten“, sagte Trainer Siewert. Bis zum 7:7 in der 15. Minute sahen die 9000 Fans in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle einen offenen Schlagabtausch.

Doch dann zündete auch der Berliner Angriff – und von dem, was folgte, erholten sich die Gäste nicht mehr. Innerhalb von fünf Minuten legten die Füchse einen 6:0-Lauf hin – zogen auf 13:7 davon. „Wir waren extrem heiß in dieser Phase“, sagte Fabian Wiede hinterher. „In so einer Halle, gegen eine Mannschaft wie uns – das war für Melsungen tödlich.“ Angeführt wurde dieses Offensiv-Feuerwerk von Welthandballer Mathias Gidsel. Drei der sechs Treffer in dieser Phase gingen auf sein Konto.

Die Füchse hatten damit den Grundstein für den deutlichen Heimsieg gelegt – und taten das, was sie in dieser Saison immer wieder eindrucksvoll bewiesen haben: Sie ließen nicht locker. Auch nach der 18:12-Pausenführung blieb das Team konzentriert, kontrollierte das Spiel über 60 Minuten und hielt den Vorsprung konstant bei acht bis zehn Toren.

„Wir waren einfach die bessere Mannschaft heute“, sagte Kapitän Darj. „Wenn man sich so ein Polster aufbaut, kann man auch ruhig bleiben.“ Vorne war es einmal mehr Gidsel, der dem Spiel seinen Stempel aufdrückte – mit 15 Treffern. „Na, endlich hat er mal ein gutes Spiel gemacht“, scherzte Darj hinterher. Fabian Wiede sprach von „Weltklasse“, Sportvorstand Stefan Kretzschmar von einem „Geschenk für uns“.

Mathias Gidsels Name war nach dem Spiel in aller Munde.

© imago/Contrast/IMAGO/O.Behrendt

Gidsel selbst zeigte sich fast überrascht: „Keine Ahnung, was mit mir heute passiert ist. Es bedeutet mir viel – für mich und den Verein.“ Stolz sei er vor allem darauf, „dass wir dem Druck standgehalten haben“. Und: „Wenn wir weiter so spielen wie heute, werden wir Deutscher Meister.“

Aber das große Ziel ist nicht erreicht, drei Spiele stehen den Berlinern jetzt noch bevor: Am Sonntag geht es auswärts nach Stuttgart, danach kommt Gummersbach zum letzten Heimspiel in die Max-Schmeling-Halle. Das Saisonfinale steigt dann bei den Rhein-Neckar Löwen. „Wir dürfen uns keinen Ausrutscher erlauben“, so Darj. „Aber wir haben eine große Chance.“

Dass die Champions-League-Teilnahme für die kommende Saison quasi gesichert ist, erwähnte Geschäftsführer Bob Hanning eher am Rande: „Das war heute ein elementar wichtiger Schritt – aber es wäre vermessen, jetzt in Euphorie auszubrechen.“ Für die MT Melsungen hingegen dürfte der Traum von der Königsklasse geplatzt sein.

Im Mittelpunkt aber steht die Deutsche Meisterschaft – und das historische Ziel. „Wir haben dieses Jahr einen riesigen Schritt gemacht. Ich bin stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein“, sagte Gidsel. Und Siewert brachte es auf den Punkt: „Wir sind in der Pole-Position. Jetzt liegt der Druck bei uns. Aber den nehmen wir gern an.“

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