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Diego Demme soll wieder für Stabilität im Mittelfeld sorgen.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Wenn’s mal wieder wild wird bei Hertha BSC: Diego Demme wird als defensives Gewissen benötigt

Ende September hat Demme zuletzt für Hertha gespielt. Ein Sechser wie er, der vor allem die Defensive im Blick hat, könnte beim Auswärtsspiel in Magdeburg sehr hilfreich sein.

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Diego Demme konnte sich vor Komplimenten kaum retten. „Top, Diego!“, rief einer seiner Kollegen, nachdem er erfolgreich durchs Mittelfeld gedribbelt war. „Überragend, Junge“, sagte sein Chef Cristian Fiél. So ging das in einer Tour, als Hertha BSC Anfang der Woche die Vorbereitung für das Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg aufnahm.

Demme hatte allen Grund zur Freude. Nicht nur wegen der Wertschätzung, die ihm von allen Seiten zuteilwurde. Sondern auch, weil er überhaupt wieder ohne Probleme seiner Arbeit nachgehen kann. Fast sechs Wochen lang war das nicht der Fall. Herthas Mittelfeldspieler klagte über anhaltenden Schwindel. Der erste Versuch, ins Training zurückzukehren, war nicht von Erfolg gekrönt. „Es ist eine schwere Zeit für ihn gewesen“, sagt Herthas Trainer Fiél.

Inzwischen hat Demme keine gesundheitlichen Probleme mehr. Seit etwas mehr als einer Woche nimmt er wieder am Mannschaftstraining teil, so dass er für das Auswärtsspiel in Magdeburg an diesem Freitag (18.30 Uhr, live bei Sky) wohl – ähnlich wie Fabian Reese und Toni Leistner – in den Kader des Berliner Fußball-Bundesligisten zurückkehren wird.

Ein defensiver Mittelfeldspieler, wie Demme einer ist, zeichnet sich unter anderem durch gutes Timing aus. Und besser könnte das Timing für seine Rückkehr gar nicht sein. Einen Spieler mit seinen Qualitäten hat Hertha zuletzt schmerzlich vermisst. Gerade am vergangenen Wochenende, beim enttäuschenden 2:2 gegen den Abstiegskandidaten Ulm, offenbarte Hertha im Zentrum große Probleme.

Nicht selten mangelt es der Mannschaft am defensiven Gewissen, zu oft geht ihr das Gespür für Gefahr ab: exemplarisch zu beobachten vor dem zweiten Tor der Ulmer, als Maurice Krattenmacher, unbehelligt von den Berlinern, durchs gesamte Mittelfeld flanieren durfte. In solchen Situationen fehlt der Mannschaft „der letzte Wille, die letzte Gier, das eigene Tor mit voller Macht zu verteidigen“, klagte Tjark Ernst, der als Torhüter der Leidtragende dieses Versäumnisses war.

„Wir müssen es im Zentrum besser machen, das Spiel besser lesen und in unserer Position bleiben, anstatt überall hin- und herzulaufen“, sagte Michael Cuisance. Der Franzose war einer der drei zentralen Mittelfeldspieler, die Fiél gegen Ulm aufgeboten hatte. Wie Ibrahim Maza und Kevin Sessa, die anderen beiden, so hat auch Cuisance seine Stärken eindeutig in der Offensive.

Wir sind eine Mannschaft, die gern attackiert und im Zentrum mit Spielern spielt, die mehr das Offensiv-Gen als das Defensiv-Gen haben.

Herthas Trainer Cristian Fiél

„Wir sind eine Mannschaft, die gern attackiert und im Zentrum mit Spielern spielt, die mehr das Offensiv-Gen als das Defensiv-Gen haben“, sagt Fiél. Gegen Ulm war Kevin Sessa als Sechser aufgeboten. Aber er ist kein klassischer Abräumer, sondern denkt ähnlich wie Maza und Cuisance vor allem nach vorne.

Dadurch ist er oft in Gegenden zu finden, wo man ihn weder erwartet noch zwingend braucht. „Wenn der Gegner dann den Ball gewinnt, hast du ein Problem“, erklärt Fiél.

Der 33 Jahre alte Demme, der viel erlebt hat, der Nationalspieler war und Erfahrungen in der Champions League gesammelt hat, ist im Sommer eigens verpflichtet worden, um den Künstlern im Mittelfeld den Rücken freizuhalten. Er hat kein Problem damit, sich um der defensiven Stabilität willen zu zügeln.

Demme hat ein Gespür für Gefahr

Während Sessa, eher ein Achter als ein Sechser, auf 2,8 zurückgewonnene Bälle pro 90 Minuten kommt, sind es bei Demme 4,1. Und auch bei den abgefangenen Bällen ist sein Wert (0,99 pro Spiel) besser als der von Sessa.

Demme wisse einfach, wann er beruhigend eingreifen müsse, „weil alle wild werden und nach vorne wollen“, sagt Fiél. „Das sind Dinge, die er gut macht. Das ist auch seine Aufgabe. Deshalb bin ich froh, wenn ich ihn wieder mit 100 Prozent dabeihabe.“

Bei 100 Prozent ist Demme vermutlich noch nicht, und doch wäre er für das Spiel in Magdeburg geradezu prädestiniert. Erst recht nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr, als der FCM Herthas Defizite in der Defensive gnadenlos aufdeckte und ausnutzte. Die Berliner führten 1:0, sie führten 2:1, sie führten 3:2, sie führten 4:3 – und unterlagen am Ende mit 4:6.

Mehr Klarheit, mehr Kompromisslosigkeit: Das erwartet Fiél von seiner Mannschaft, unabhängig davon, ob Diego Demme erstmals seit Ende September wieder zum Einsatz kommt oder erneut Kevin Sessa als Sechser aufläuft. „Wir dürfen’s nicht zu einem wilden Spiel werden lassen“, fordert Herthas Trainer. „Sonst wird’s schwer“

Wenn’s wild wird – das hat das Spiel gegen Ulm vor einer Woche gezeigt –, hat es Hertha selbst gegen einen Abstiegskandidaten schwer.

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