
© imago/Engler
„Who let the Dog out?“: Der unterschätzte Bennet Hundt erobert Berlin zurück
Im Sommer kehrte Bennet Hundt nach sechs Jahren zu Alba Berlin zurück. Eigentlich sollte er nur für einen Monat aushelfen, doch nun glänzt er als Hermannsson-Ersatz.
Stand:
Bennet Hundt hat die Ehrenrunde fast beendet, als der Fanblock loslegt. „Who let the Dog out? Who, who, who“, singen die Anhänger in Block 212, angelehnt an den Song aus dem Jahr 2000 von Baha Man. Angesichts seines Nachnamens ist die Musikauswahl naheliegend, doch noch nie hat sie auch inhaltlich so gut gepasst. Denn in den vergangenen anderthalb Wochen spielt Hundt tatsächlich, als hätte man ihn endlich aus dem Käfig gelassen.
Beim 106:82 gegen BC Sabah am Dienstagabend, durch das sich Alba Berlin als Gruppensieger für die Zwischenrunde der Basketball Champions League qualifiziert hat, gelingt dem 27 Jahre alten Aufbauspieler mit 14 Punkten und elf Assists ein Double Double. „Ich bin froh, dass ich in den letzten Spielen so viele Minuten bekommen habe, aber meine Mitspieler haben es mir auch einfach gemacht“, sagt Hundt nach seiner besten Leistung im Alba-Trikot.
Seine Geschichte hat etwas von einem Sportmärchen. Hundt kam als Jugendlicher über den DBV Charlottenburg und TuS Lichterfelde zu Alba. Unter dem großen Nachwuchsförderer Aíto García Reneses gab er im Oktober 2017 sein Debüt bei den Profis. Doch während sich Spieler wie Tim Schneider, Jonas Mattisseck und Malte Delow einen festen Platz im Team erarbeiteten, wechselte Hundt 2019 nach Göttingen.

© imago/Bernd König
„In den zwei Jahren unter Aíto habe ich mich als Spieler sehr gut entwickelt, aber es war der richtige Schritt, aus Berlin wegzugehen, um Spielpraxis bei kleineren Teams zu bekommen“, sagt Hundt. Aus Göttingen ging es nach Bamberg, Oldenburg und Heidelberg. In der vergangenen Saison spielte er für Cantabria in der zweiten spanischen Liga.
Es war immer ein Traum, einmal zu Alba zurückzukommen.
Bennet Hundt
Kritiker verwiesen immer wieder auf seine Größe von 1,80 Meter. Anders als etwa TJ Shorts kann er seine physischen Nachteile nicht durch atemberaubende Geschwindigkeit kompensieren. „Mir haben schon viele Leute gesagt, er sei zu klein und könne nicht auf Profilevel spielen“, sagt Ojeda. „Doch er hat oft genug bewiesen, dass das nicht stimmt.“ Dennoch schien eine Rückkehr nach Berlin lange ausgeschlossen, auch wenn Hundt sagt: „Ich habe Alba in mein Herz geschlossen und es war immer ein Traum, einmal zurückzukommen.“
Die Gelegenheit bot sich überraschend im vergangenen Sommer. Hundt war vertragslos, Alba brauchte in der Vorbereitung einen Point Guard, weil Martin Hermannsson mit der isländischen Nationalmannschaft bei der EM spielte. „Da gab es keine Hintergedanken, dass etwas Langfristiges zustande kommt“, versichert Hundt. Doch die Personalsuche bei Alba gestaltete sich schwierig, gerade Spieler mit deutschem Pass waren kaum verfügbar. Am 22. September unterschrieb der Spielmacher einen Vertrag bis zum Saisonende. „Seine Rückkehr ist eine großartige Story“, sagt Ojeda.
Zum Einsatz kam er allerdings kaum. Anfangs war er hinter Boogie Ellis, Jack Kayil und Hermannsson nur die Nummer vier auf seiner Position. Auch nach dem Abgang des US-Amerikaners nach Dubai kam er oft nur für ein, zwei oder drei Minuten aufs Feld. Doch vor zwei Wochen verletzte sich Hermannsson bei der Nationalmannschaft – und Hundt war plötzlich wichtig.
„Es ist nicht einfach, wenn man vorher keinen richtigen Rhythmus hat, aber ich habe immer das Vertrauen von Pedro gespürt“, sagt er. Trainer Pedro Calles kennt Hundt noch aus einer gemeinsamen Saison in Oldenburg. Er hätte auch Multitalent Delow als zusätzlichen Point Guard einsetzen können, doch er setzte auf Hundt. Das scheint sich auszuzahlen.
Nach einem schwierigen ersten Spiel gegen Frankfurt fügte er sich zuletzt immer besser ein. Schon gegen Chalon gelangen ihm zwölf Punkte in 17 Minuten, am Dienstagabend stand er mit 28 Minuten sogar länger auf dem Platz als jeder andere Berliner. „Wenn ich länger am Stück auf dem Feld stehe, pumpe ich schon – da ist noch Luft nach oben. Aber ich fühle mich im Team und mit meiner Rolle extrem wohl“, sagt Hundt.
Wenn Hermannsson, wie Ojeda hofft, in ein bis zwei Wochen wieder einsteigen kann, wird sich die Situation ändern. Hundt wird dann wieder die Nummer drei sein und weniger spielen. Doch auch das nimmt er an. „Selbst wenn es null Minuten sind, will ich immer bereit sein und dem Team im Training mit meiner Intensität helfen“, sagt Hundt. Mit dieser Einstellung hat er sich im Verein und bei den Fans ein hervorragendes Ansehen erarbeitet. Alle freuen sich über den Rückkehrer – und Bennet Hundt lebt einfach seinen Traum.
- Alba Berlin
- Champions League
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Jugend
- Steglitz-Zehlendorf
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: