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Wir woll'n unsern Klub zurück. Die aktiven Fans von Tennis Borussia gingen nach der Mitgliederversammlung Anfang des Jahres in die Opposition.

© imago/Sebastian Wells

Putsch bei Tennis Borussia: Wie du mir, so ich dir

Bei Tennis Borussia geht es mal wieder rund. Die Entmachtung der Vereinsführung mit juristischen Winkelzügen ist ein Akt der Notwehr. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Was für ein Schauspiel im Berliner Amateurfußball! Beim Oberligisten Tennis Borussia, dank seiner Vergangenheit immer noch einer der größten unter den vielen kleinen Klubs der Stadt, hat die Opposition in einem perfekt geplanten Handstreich die Macht übernommen. Der bisher allmächtige Vorstandschef Jens Redlich sitzt in den USA und weiß von nichts. Was für Szenen, die sich am Dienstag auf der Geschäftsstelle abgespielt haben: Der geschasste Geschäftsführer soll schnell noch ein paar Unterlagen beiseite geschafft haben, sogar von einem Polizeieinsatz war die Rede. Inzwischen hat der neue Vorstand auf der Geschäftsstelle die Schlösser austauschen lassen, so dass die alte Führung, im Wortsinne, außen vor ist.

Ob der Machtwechsel Bestand haben wird, das werden vermutlich die Gerichte entscheiden. Und auch wenn die bisherige Opposition sich juristisch auf der sicheren Seite sieht, kommt Tennis Borussia erst einmal nicht zur Ruhe. Der Klub war gespalten, ist es – und wird es wohl auch nach dem Putsch erst einmal bleiben. Diese Spaltung den sogenannten Putschisten vorzuwerfen wäre allerdings in höchstem Maße unredlich. Dass die Opposition den Vorstandschef und seine Gefolgsleute nicht auf demokratischem Wege aus dem Amt gedrängt hat, dass sie sich dazu juristischer Winkelzüge bedienen musste, das ist eher als eine Art Notwehr zu verstehen.

Wenn all das stimmt, was über die jetzt schon berüchtigte Mitgliederversammlung Anfang des Jahres zu lesen und zu hören war, dann hat sich die Opposition genau der Mittel bedient, mit denen Redlich Ende Januar seine Macht zementiert hat. Sie hat damals auf die Kraft der Argumente gesetzt, hat gedacht, die Mitglieder mit Kompetenz und echter Verbundenheit für TeBe überzeugen zu können – und ist kläglich gescheitert, weil Redlich sie mit offenbar bestellten Claqueuren einfach überrollt hat.

Spätestens am Dienstag hat sich gezeigt, dass Macht kein Selbstzweck ist, dass es am Ende vor allem um den Verein geht. Das galt für Jens Redlich. Und das gilt ab jetzt für seine Nachfolger.

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