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Sidney Friede (re.) hat mit Delay Sports zuletzt ein Testspiel gegen den Oberligisten Eintracht Bamberg gewonnen.

© IMAGO/PresseFoto Evans / Ryan Evans

„Wir sind am Limit“: Für Delay Sports ergeben sich aus der rasanten Entwicklung Probleme

Delay Sports ist dreimal in Folge aufgestiegen und hat kürzlich vor fast 5000 Zuschauern gegen einen Oberligisten gewonnen. Doch der steile Aufstieg bringt den Influencer-Verein an Grenzen.

Stand:

Auf dem Papier sei seine Mannschaft an diesem Wochenende eigentlich nicht in der Favoritenrolle, sagt Andreas Schild. Schließlich sei Delay Sports gerade erst in die Bezirksliga aufgestiegen, während der Gegner in der dritten Runde des Berliner Pokals schon eine Klasse höher in der Landesliga spielt.

So richtig wie ein Außenseiter klingt Schild im nächsten Atemzug dann trotzdem nicht: „Ich erwarte schon, dass wir ein Spiel auf Augenhöhe liefern“, sagt Delays Sportlicher Leiter.

Tatsächlich wäre ein Sieg am Sonntag gegen die Sportfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf (14.15 Uhr, Volkspark Wilmersdorf) alles andere als eine Sensation. Einen Landesligisten hat Delay in dieser Saison schon aus dem Pokal geworfen, und zwar deutlich: 6:1 gegen den BSV 92.

Auch diesmal stehen die Chancen gut. Beim Influencer-Verein, der seit bald vier Jahren den Berliner Fußball aufmischt, sind die Ziele längst schon höher gesetzt als achte Liga und dritte Pokalrunde. Die Frage ist nur: Wie hoch soll es eigentlich gehen? Und vor allem wie schnell?

Gegründet 2021 vom Livestreamer Elias Nerlich und dem früheren Hertha-Spieler Sidney Friede, marschierte der Neuling zwischen 2022 und 2025 von der Kreisliga C in die Bezirksliga und gewann dabei 81 von 82 Ligaspielen.

Profitiert hat man da vor allem von der Reichweite des Gründers mit seinen Millionen Followern, mit der man auch große Namen anziehen konnte. Etwa den früheren Profi Kevin Pannewitz, der nun an der Seitenlinie steht.

Andreas Schild war dabei immer der Normale unter den Prominenten. Ein selbstständiger Finanzberater und Amateurtrainer, der Delay in den Anfangsjahren wie einen ganz normalen Amateurklub mitgeleitet hat. Die vielgeklickten Videos von Nerlich schaut der 48-Jährige laut eigener Aussage selten bis gar nicht: „Dafür habe ich ehrlich gesagt keine Zeit“.

Andreas Schild (re.) ist inzwischen Sportlicher Leiter von Delay Sports. Zuvor war er Trainer des Teams.

© IMAGO/Paul Fritz

Zur laufenden Saison hat er den Cheftrainerposten an Pannewitz übergeben, weil er die in der Bezirksliga nötige Lizenz nicht hat. Stattdessen arbeitet er – immer noch nebenberuflich – als Sportlicher Leiter, kümmert sich um alles von Einsprüchen gegen Rotsperren bis hin zur Verwaltung des wachsenden Jugendbereichs. Vor allem will er dafür sorgen, dass man bei allem Hype auch „gesund“ wächst.

Denn mit jeder neuen Zwischenetappe wird es für Delay komplizierter. Auch in dieser Saison wolle man um den Aufstieg spielen, aber die Spieler seien keine Maschinen, betont Schild.

Schon in den ersten Wochen in der Bezirksliga überrollt man nicht mehr jeden Gegner wie früher. Nach sechs Spielen ist Delay zwar in der 2. Abteilung noch ungeschlagen, hat aber schon vier Punkte liegen lassen, und damit mehr als in den gesamten drei Saisons zuvor.


Gründer Elias Nerlich warf einigen Spielern „Respektlosigkeit“ vor

Das sorgt auch für Ärger. Nach dem 1:1 gegen Concordia Wittenau am ersten Spieltag warf Nerlich manchen Spielern „Respektlosigkeit“ vor, weil sie am Abend zuvor gefeiert hätten. Schild hingegen nimmt das locker. Die angesprochenen Spieler seien seines Wissens schon um Mitternacht im Bett gewesen, und weil sie eben keine Profis sind, könne man ihnen ohnehin nichts vorschreiben.

Wobei das sich bald ändern soll. Schon jetzt tritt Delay in vielerlei Hinsicht wie ein Profiklub auf. Kürzlich absolvierte die Mannschaft ein Trainingslager am Adidas-Campus in Herzogenaurach, spielte vor jeweils fast 5000 Zuschauern gegen die Oberligisten FC Ingolstadt II (0:2) und Eintracht Bamberg (4:3). Bald soll der Verein, der aktuell bei anderen Klubs wie dem 1. FC Wilmersdorf und dem BFC Preussen unterkommt, auch ein eigenes Gelände haben.

Seit einigen Monaten gilt es als klar, dass Delay das Sportgelände am Wildspitzweg in Mariendorf von Viktoria Berlin kaufen soll. Wie Nerlich in August in einem Videobeitrag erklärte, soll ein neuer Kunstrasenplatz sowie eine Trainingshalle gebaut werden, bei Spielen soll es auch Burger und Döner für die Zuschauer geben. Vor allem hätte man aber ein eigenes Zuhause, was in Berlin nur die wenigsten Vereine von sich behaupten können.

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Bis dahin könnte es noch ein bisschen dauern. Der Deal ist bisher nicht in trockenen Tüchern, und bei Viktoria hat man sich zuletzt eher beschwert über die dortigen Bedingungen. Es muss viel gebaut werden, sagt Schild: „Von daher weiß ich nicht, ob wir zur nächsten Saison da schon spielen können.“

Ohne das Gelände wird es auch schwieriger, die nächsten Schritte in der rasanten Entwicklung zu machen. In der kommenden Saison soll es erstmals eine A-Juniorenmannschaft geben, perspektivisch auch weitere Jugendteams und eine Frauenabteilung. „Doch so wie es jetzt ist, sind wir am Limit mit den drei Herren- und zwei Jugendteams“, sagt Schild. „Wir haben im Moment keinen Platz zu wachsen.“

Auch deshalb fordert er etwas Geduld. In den nächsten zwei Jahren kann Delay weiter durchmarschieren, doch spätestens nach dem Erreichen der Berlin-Liga brauche man laut Schild nachhaltige sportliche Strukturen. „Da brauchst du ein Fundament, eine gute Jugendabteilung. Da wäre es kein Beinbruch, wenn wir für ein paar Jahre erst einmal ankommen und dann aufrüsten für die neuen Aufgaben.“

Er hält es dennoch für möglich, dass Delay sich in den nächsten fünf Jahren als Oberligist etablieren könnte. Das würde der Finanzberater dann auch gerne selbst erleben. „Es würde mich freuen, wenn wir irgendwann überregional spielen und ich immer noch dabei bin“, sagt er. „Dann habe ich auch was von der Arbeit, die ich hier geleistet habe.“

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