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So viel Offensivqualität. Im WM-Finale treffen am Sonntag Lionel Messi (l.) und Kylian Mbappé aufeinander.

© AFP/Armend NIMANI

Was für eine Verschwendung!: Wird das WM-Finale ein Fest der Defensive?

Die WM-Finalisten verfügen über so viel fußballerische Qualität, trotzdem setzen Argentinien und Frankreich auf die Defensive. Unser Autor hofft, dass es anders kommt.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Als im Mai 2001 der FC Liverpool und CD Alaves im Finale des Uefa-Cups aufeinandertrafen, da war der ganzen Welt schon vorher klar, was von diesem Duell zu erwarten war: ein dröges Defensivschauspiel nämlich.

Beide Mannschaften galten als Meister im Verteidigen. Wenn in 120 Minuten überhaupt ein Tor fallen würde, würde man sich schon glücklich schätzen können.

Tatsächlich entwickelte sich die Begegnung Liverpool gegen Alaves im Dortmunder Westfalenstadion zu einem der spektakulärsten Endspiele im europäischen Fußball. 5:4 siegten die Engländer am Ende nach einem Silver Goal in der Verlängerung.

Es gibt also noch Hoffnung für das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, in dem sich an diesem Sonntag Argentinien und der Titelverteidiger Frankreich gegenüberstehen. Zwei der größten Namen des internationalen Fußballs, eher FC Liverpool als CD Alaves. Zwei Nationen, reich gesegnet mit fußballerischem Talent. Und doch weiß alle Welt schon jetzt, was uns erwartet: ein dröges Defensivschauspiel, bei dem wir uns schon glücklich schätzen können, wenn in 120 Minuten wenigstens ein Tor fällt.

Offensive gewinnt Endspiele

Man möchte schreien: Was für eine Ressourcenverschwendung! Vor allem bei den Franzosen! Nationaltrainer Didier Deschamps verfügt über so viel Qualität in der Offensive – und lässt seine Mannschaft spielen wie einen Viertligisten, der im Pokal auf einen Bundesligisten trifft: Alle Mann verrammeln den eigenen Strafraum, und vorne hoffen sie auf Kylian Mbappé und seine übermenschliche Geschwindigkeit.

Das Problem ist: Auf genau diese Weise ist Deschamps 2018 mit Frankreich Weltmeister geworden, und auch jetzt in Katar hat er mit lupenreinem Konterfußball erneut das Finale erreicht.

Die Argentinier, die in drei der sechs WM-Spiele ohne Gegentor geblieben sind, sind offenbar ebenfalls Verfechter des Grundsatzes: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Titel. Immerhin: Der Turniermodus bringt es mit sich, dass man bei der WM am Ende ein Spiel gewinnen muss, um den Titel zu holen. Es gibt also noch Hoffnung.

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