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Saudi-Arabien zahlt ihn. Cristiano Ronaldo.

© dpa/Amr Nabil

WM-Vergabe an Saudi-Arabien: Die Fifa spielt mit beim Sportswashing

Fifa-Präsident Infantino ist Steigbügelhalter für ein System des Unrechts. Das Seltsame daran ist, dass es die Profifußballbranche nicht nachhaltig erschüttert.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

Fifa-Präsidenten Gianni Infantino hat einen ganz eigenen moralischen Kompass. Man kann sich den Schweizer nicht an einer Spitze eines demokratischen Staates vorstellen, weil mit den Prinzipen einer solchen Staatsform hat er es nicht so.

Die Themen Menschenrechte und Gleichberechtigung scheinen ihn nicht groß zu tangieren. Am Mittwoch vergab der Fußball-Weltverband den Zuschlag für die Weltmeisterschaft an Saudi-Arabien. Flankiert hat Infantino dieses Geschäft mit einem offensichtlichen Pass.

Am Mittwoch wurde nämlich ebenfalls über die Vergabe des Turniers 2030 entschieden. Es soll in drei Kontinenten gespielt werden. In Spanien, Portugal und Marokko und zudem in Südamerika (Argentinien, Paraguay und Uruguay). Damit sind Europa, Afrika und Südamerika für die WM 2034 aus dem Rennen.

Und es dürfen laut Fifa-Statuten nicht zwei Turniere hintereinander auf demselben Kontinent gekickt werden. Zudem findet die WM 2026 in Nord- und Mittelamerika statt. Also war das ein Elfmeter ohne Torwart für Saudi-Arabien. Des Staates bekanntester Gastarbeiter, Cristiano Ronaldo, hätte sich seine Werbeauftritte für die WM 2034 sparen können.

2034 wird Ronaldo aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr für al-Nassr FC stürmen, dann ist er 49 Jahre alt und die Hoffnung, dass aus der zusammengekauften Saudi Professional League bis dahin eine ernstzunehmende Liga geworden ist, ist wohl eher dünn. Noch spielen einige Vertreter abseits der großen Klubs in Ministadien. Aber das ist egal. Sie werden schon große Arenen allein für das Turnier hinzaubern, wahrscheinlich auch ohne Rücksicht auf menschliche Verluste.

Viele Menschen werden womöglich sterben müssen für diese WM, wir erinnern uns an die unmöglichen Zustände für die Gastarbeiter vor der WM in Katar. Die Hinrichtungen in Saudi-Arabien sind laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation „ALQST“ vom Montag in jüngster Zeit gestiegen. Die Fifa spielt Steigbügelhalter für das Sportswashing von Saudi-Arabien, der DFB schwimmt mit seiner Entscheidung für Saudi-Arabien mit.

Das alles ist trübe Realität und es wird außerhalb des internationalen Männerprofifußballs hoffentlich auch ihn nachhaltig irritieren. Wenn man etwas Gutes an der Sache finden will: Wenigstens wird die Lage der Menschenrechte in Saudi-Arabien durch den Zuschlag für die WM 2034 in den kommenden Jahren in den Fokus rücken.

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