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Zurück in die Weltspitze: Brasilien fordert Europas Topteams bei Club-WM heraus
Flamengo geht mit breiter Brust ins Achtelfinale mit dem FC Bayern. Denn Brasiliens Klubs erleben bei diesem Turnier ein überraschendes Comeback und zeigen, dass sie international wieder mithalten können.
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Als er diese Woche über den FC Bayern München sprechen musste, geriet Filipe Luis regelrecht ins Schwärmen. Der deutsche Rekordmeister sei ein „Gigant, ein europäischer Koloss, mit einem exzellenten Trainer und einer außergewöhnlichen Mannschaft“, sagte der Trainer von CR Flamengo.
Eine Chance rechnete er seiner Mannschaft trotzdem aus. Im Achtelfinale der Club-WM ist Flamengo am kommenden Sonntag in Miami (22 Uhr, Dazn) zwar der klare Außenseiter, chancenlos aber nicht. „In einem Spiel kann alles passieren“, sagte der frühere brasilianische Nationalspieler Luis.
Wenn dieses seltsame Turnier bislang eines gezeigt hat, dann das: Mit den brasilianischen Mannschaften ist wieder zu rechnen. Während europäische Giganten wie der FC Bayern oder Real Madrid kaum begeistern konnten, liefern die vier brasilianischen Vertreter bisher die große Erfolgsgeschichte dieser Club-WM.
Aus den zwölf Spielen, die Flamengo, Fluminense, Botafogo und Palmeiras in der Gruppenphase bestritten, gab es nur eine Niederlage für eine brasilianische Mannschaft. Dazu kamen sensationelle Siege wie das 1:0 von Botafogo gegen Paris Saint-Germain oder das 3:1 von Flamengo gegen Chelsea. Alle vier brasilianischen Klubs stehen nun im Achtelfinale, mindestens einer von ihnen wird es unter die letzten Acht schaffen.
Dieses Turnier wurde mit sehr viel Spannung erwartet, weil man sehen wollte, ob wir gegen die Europäer noch gewinnen können.
Leonardo Miranda, Fußball-Kolumnist für „Globo Esportes“.
Das sorgt für Freude in der Heimat. „Brasilianer legen sehr viel Wert auf die Club-WM, es hat hier viel mehr Bedeutung als in Europa“, sagt Leonardo Miranda, Fußball-Kolumnist für „Globo Esportes“. „Dieses Turnier wurde mit sehr viel Spannung erwartet, weil man sehen wollte, ob wir gegen die Europäer noch gewinnen können.“
In den letzten Jahrzehnten war das schließlich immer weniger der Fall. Gehörten die großen südamerikanischen Klubs einst stets zur Weltelite, waren sie im 21. Jahrhundert von der finanziellen Macht Europas längst überholt worden. Seitdem Corinthians 2012 den Titel holte, gab es keinen südamerikanischen Club-WM-Sieger mehr. „Die Europäer haben mehr Geld, können bessere Spieler verpflichten“, sagt Miranda.
Brasilien möchte nächste Club-WM ausrichten
Wieso dann der plötzliche Erfolg? Ist der brasilianische Fußball doch nicht so schwach, wie alle angenommen haben? Manche Beobachter weisen auf die extrem heißen Bedingungen in den USA hin sowie auf die Tatsache, dass die Europäer am Ende ihrer Saison spielen, während die Südamerikaner noch mittendrin stecken.
Für Miranda ist dieser Erfolg aber nicht nur ein Ausrutscher. „In den letzten zehn Jahren sind die Umsätze der großen Vereine in Brasilien sehr gestiegen. Heute schreiben diese Klubs ähnliche Zahlen wie mittelgroße Teams in Europa. Mit Gegnern wie Chelsea, Porto, Tottenham oder Dortmund können sie mittlerweile mithalten.“
Der Erfolg in diesem Sommer könnte auch wegweisend für die Zukunft des Turniers sein. Denn schon jetzt wirbt Brasilien für sich als möglichen Gastgeber der nächsten Club-WM 2029. Am vergangenen Wochenende gab Verbandschef Samir Xaud preis, dass er schon mit Fifa-Präsident Gianni Infantino über eine mögliche Kandidatur gesprochen habe.

© Quelle: Fifa | Grafik: Tsp/Bartel
„Das wäre großartig. Die Stadien von der WM 2014 sind noch neu und viele Brasilianer würden die Club-WM sehr gerne im eigenen Land sehen“, sagt Miranda. Und nicht nur auf dem Platz könnte man den Europäern dann eines Besseren belehren. „Die Stadionatmosphäre ist in Südamerika viel besser als in Europa. Es ist eine ganz andere Art, Fußball zu schauen“.
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