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Der Kapitän ist zurück. Gegen Magdeburg feierte Toni Leistner sein Comeback nach dreiwöchiger Verletzungspause.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Zweikämpfer, Anführer, Kommunikator: Toni Leistner hat sich bei Hertha BSC wieder unentbehrlich gemacht

Zu Saisonbeginn war Toni Leistner bei Hertha BSC nur zweite Wahl. Aktuell aber wird er nicht nur gebraucht, weil Linus Gechter verletzt ist, sondern weil er solide seine Leistung abruft.

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Toni Leistner hatte noch eine wichtige Botschaft zu verkünden. So wichtig, dass er sie sogar wiederholte.

Der Kapitän von Hertha BSC stapfte durch die Mixed Zone des Stadions in Magdeburg, vorbei an Florian Niederlechner, der gerade Auskunft erteilte zum 3:1-Auswärtssieg seiner Mannschaft gegen den 1. FC Magdeburg. „Was ein Assist!“, sagte Leistner im Vorübergehen. „Was ein Assist! Kannst du ruhig mal erwähnen!“ Niederlechner lächelte.

Tatsächlich hatte Herthas Mittelstürmer seinen fünften Saisontreffer zum zwischenzeitlichen 2:1 für den Berliner Fußball-Zweitligisten in nicht unwesentlichem Maße der Vorarbeit seines Kollegen Toni Leistner zu verdanken. Nach einer Ecke von Michael Cuisance hatte der Innenverteidiger den Ball per Kopf an den Fünfmeterraum verlängert, Niederlechner musste nur noch einnicken.

Für Leistner war es die erste Torbeteiligung in dieser Saison. Was sich insofern ganz gut machte, als er zehn Minuten zuvor auch den Führungstreffer der Magdeburger begünstigt hatte. Mohammed El Hankouri lief auf ihn zu, Leistner befand sich im Rückwärtsgang, und als er kurz vor dem Strafraum angekommen war, wandte sich Herthas Kapitän nach rechts und machte dem Magdeburger dadurch den Weg Richtung Tor frei.

Leistners Fehltritt fiel am Ende nicht weiter ins Gewicht. Zum einen, weil Hertha das Spiel noch drehte. Zum anderen, weil der Verteidiger der Berliner bei seinem Comeback nach dreiwöchiger Verletzungspause insgesamt einen äußerst stabilen Auftritt hingelegt hatte.

Er ist ein alter Haudegen und tut der Mannschaft mit seiner Erfahrung einfach gut.

Herthas Trainer Cristian Fiél über Toni Leistner

Leistner war für den angeschlagenen Linus Gechter ins Team gerückt. Ob er auch gespielt hätte, wenn Gechter fit gewesen wäre? „Hätte, wenn und aber, das ist im Fußball so eine Sache“, sagte Herthas Trainer Cristian Fiél und lächelte. Was immer das heißen sollte.

Zu Saisonbeginn war der 34 Jahre alte Leistner zwar als Kapitän im Amt geblieben, trotzdem hatte er sich hinter dem fast 14 Jahre jüngeren Gechter mit einem Platz auf der Bank begnügen müssen. Erst als Gechter seinerseits wegen einer Schulterverletzung ausfiel, rückte der Routinier ins Team und stand fortan immer in der Startelf – bis er sich im Heimspiel gegen den 1. FC Köln Anfang November selbst verletzte.

An diesem Mittwoch geht es erneut gegen die Kölner, diesmal im Achtelfinale des DFB-Pokals (18 Uhr, live im ZDF und bei Sky) und diesmal in Köln. Gechter fehlt weiterhin, insofern wird Leistner erneut in der Startelf stehen.

Auf der anderen Seite. Im Februar 2020 feierte Toni Leistner (links) sein Bundesligadebüt. Mit dem 1. FC Köln gegen Hertha und Krzysztof Piatek.

© imago images/Camera 4

Für Herthas Abwehrspieler ist die Begegnung auch ein Rendezvous mit der eigenen Vergangenheit. Anfang 2020 war er auf Leihbasis von Queens Park Rangers nach Köln gewechselt. Leistner blieb dort ein halbes Jahr und bestritt in dieser Zeit seine ersten und bis heute einzigen 13 Bundesligaspiele. Sein Debüt feierte er am 22. Februar 2020. Im Berliner Olympiastadion und gegen Hertha. Der FC gewann 5:0.

In Dresden waren Leistner und Fiél Teamkollegen

Siebenmal sind beide Mannschaften seitdem noch aufeinandergetroffen. Von all diesen Duellen haben die Berliner nur eins gewonnen, die Kölner hingegen vier. Das soll sich an diesem Mittwoch im Pokal ändern. Mit Toni Leistner in der nicht unwichtigen Rolle als Anführer der Viererkette.

„Er ist ein alter Haudegen und tut der Mannschaft mit seiner Erfahrung einfach gut“, sagt Fiél über den ältesten Spieler in seinem Kader. Beide kennen sich schon eine gefühlte Ewigkeit, seitdem sie vor mehr als zehn Jahren bei Dynamo Dresden unter Vertrag standen, Fiél am Ende seiner Karriere als Spieler, Leistner an deren Anfang.

Alte Bekannte. Cristian Fiél wird für Toni Leistner eingewechselt. 2013 war das beim Auswärtsspiel von Dynamo Dresden gegen den 1. FC Köln.

© imago/Picture Point

Insgesamt 13-Mal spielten beide zusammen zwischen 2011 und 2014 für Dynamo, einmal wurde Fiél sogar für Leistner eingewechselt – beim Auswärtsspiel in Köln. „Jeder weiß, wie der andere tickt“, sagt Herthas Trainer. „Wir tun beide alles dafür, um erfolgreich zu sein. Das vereint uns, und das macht uns die Zusammenarbeit einfach.“

Leistner hat die beste Zweikampfbilanz

Offenbar aber war das nicht immer so – wenn man Fiéls Worte richtig deutet. Toni Leistner ist der erste frühere Mitspieler, den er trainiert. Wie das sein würde, das hat Fiél vor der Saison selbst nicht gewusst.

„Toni ist ein guter Junge“, sagt er jetzt, aber es habe in ihrer Zusammenarbeit auch Momente gegeben, „wo ich ein bisschen vergessen habe, dass ich nicht mehr sein Mitspieler bin – und umgekehrt“. Das eine oder andere Gespräch hätten sie daher miteinander führen müssen, „seitdem ist alles in Ordnung“, sagt Herthas Trainer.

Leistner verdankt seinen Platz im Team weder der Protektion durch seinen Chef noch – wie jetzt gegen seinen Ex-Klub Köln – nostalgischen Anwandlungen. Er verdankt sie seinen soliden bis guten Leistungen.

Am vergangenen Wochenende in Magdeburg gewann Leistner 83 Prozent seiner Zweikämpfe. Mit 71 Prozent gewonnener Duelle in dieser Saison weist er von allen Innenverteidigern Herthas den besten Wert auf. Marton Dardai und Linus Gechter kommen auf je 51 Prozent, Pascal Klemens auf 55. Bei Marc Kempf, der inzwischen nach Italien gewechselt ist, waren es zu Saisonbeginn 64 Prozent.

Leistner gibt dem Team und vor allem den fast durchweg jungen Kollegen in der Abwehr Halt. Nicht nur, weil er ein unerbittlicher Zweikämpfer ist, sondern auch ein eifriger Kommunikator. Nach dem Spiel in Magdeburg hat Toni Leistner auf seinem Instagram-Account geschrieben: „Papa is back.“

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