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Mehr fordern. Herthas Trainer Cristian Fiél erwartet in der Rückrunde bessere Leistungen seiner Mannschaft.

© dpa/Andreas Gora

Zwischen Ehrgeiz und Größenwahn: Hertha BSC vor dem Rückrundenstart der Zweiten Liga

Hertha hat einen der besten und teuersten Kader der Zweiten Liga, konnte die Qualität vor der Winterpause aber nicht verlässlich abrufen. Das soll sich in der Rückserie ändern.

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Die Schlussfolgerung, dass Cristian Fiél in diesen Tagen ein wunschlos glücklicher Mensch ist, wäre vermutlich ein bisschen überzogen. Es ist wohl eher so, dass Fiél, der Trainer von Hertha BSC, einfach weiß, was bei seinem Arbeitgeber möglich ist und was nicht. Vor allem finanziell.

Allzu viel ist es nicht. Die wirtschaftliche Situation des Berliner Fußball-Zweitligisten ist traditionell angespannt bis kritisch, und so dürfte es eher die Einsicht in die Notwendigkeit gewesen sein, die Fiél davon abgehalten hat, in der Winterpause mit einer langen Liste möglicher Zugänge bei seinen Vorgesetzten vorstellig zu werden.

„Ich habe jetzt keinen Wunschzettel von Fiello bekommen“, hat Herthas Geschäftsführer Tom Herrich am Freitag berichtet. Natürlich sind mögliche Transfers in diesem Winter ein Thema bei den Berlinern, vor allem ein zusätzlicher Mittelstürmer wäre sehr willkommen.

Der Wunsch nach Verstärkungen ergibt sich fast zwangsläufig aus Herthas Situation: Die Mannschaft liegt einerseits zwar nur auf Platz zwölf, hat andererseits aber eben auch nur sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. Da wäre also noch was möglich in Sachen Aufstieg, wenn denn man eine schlagkräftige Mannschaft aufbieten könnte.

Wir müssen ambitioniert bleiben.

Herthas Geschäftsführer Tom Herrich

Doch Wunsch und Wirklichkeit lassen sich nun mal nicht immer in Einklang bringen. „Stand heute ist da nichts geplant“, sagt Herrich über mögliche Transfers. Aber: „Wenn sich Möglichkeiten auftun, müssen wir das in Betracht ziehen, gar keine Frage.“

Eine Möglichkeit könnte sich auftun, falls Dinamo Zagreb tatsächlich in den nächsten Tagen den an Cardiff City ausgeliehenen Stürmer Wilfried Kanga für die fast astronomisch anmutende Ablöse von drei Millionen Euro fest verpflichten sollte. Zu entsprechenden Medienberichten sagte Herrich: „Hab ich auch gelesen.“ Die Millionen, „ich würd sie nehmen, wenn’s so ist“.

Bis dahin aber muss man bei Hertha mit dem auskommen, was man hat. Auch personell. Und da sieht es unmittelbar vor dem Start der Rückrunde zumindest deutlich besser aus als vor der Winterpause.

Wenn die Berliner am Sonntag (13.30 Uhr, live bei Sky) beim SC Paderborn antreten, wird neben den drei Langzeitverletzten John Anthony Brooks, Jeremy Dudziak und Bilal Hussein nur Fabian Reese fehlen, der erst seit Beginn dieser Woche wieder mit der Mannschaft und noch mit Einschränkungen trainiert. „Er macht alles noch ein bisschen mit Vorsicht“, berichtete Trainer Fiél.

Auch ohne Reese setzen die Berliner im Moment sozusagen auf ihre internen Neuzugänge; auf Spieler, die in der Hinrunde nicht oder nur zum Teil verfügbar waren. Inzwischen, so Fiél, habe er „auf der einen oder anderen Position die Qual der Wahl“. Für ihn sei es „nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen. Aber lieber so als wie in der Hinrunde, als sich die Mannschaft fast von alleine aufgestellt hat“.

Die Frage, ob sich Mannschaft und Trainerteam in der Winterpause ein explizites Ziel für die Rückrunde gesetzt hätten, wollte Fiél am Freitag nicht beantworten. Das Gelände, in dem sich Hertha bewegt, ist sumpfig und voller Tücken. Denn einerseits will man dem Vorwurf entkräften, nicht ehrgeizig genug zu sein, und anderseits auch nicht den Eindruck erwecken, man verfalle wieder dem alten Größenwahn.

„Wir müssen ambitioniert bleiben“, fordert Geschäftsführer Herrich. Schließlich habe Hertha „nicht nur monetär und von der Ausstattung her einen der besten Kader“ der Liga.

Doch aus diesem Kader haben die Berliner in der Hinrunde eindeutig zu wenig gemacht. Immerhin sind sich alle Beteiligten dessen sehr wohl bewusst. Das zu ändern, dürfte daher eines der vorrangigen Ziele für die Rückserie sein.

Der entsprechende Ehrgeiz ist vorhanden, zumindest hat Trainer Fiél seine Spieler in der Vorbereitung so wahrgenommen, „dass ihnen schon bewusst ist, dass das, was wir in der Hinrunde gezeigt haben, einfach nicht gut genug war, um die Ansprüche, die wir an uns selbst haben, erfüllen zu können“. Und er hatte „das Gefühl, dass sie bereit sind, alles dafür zu tun, um das zu verändern“.

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