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Der "Brotgarten" war 1978 eine der ersten Biobäckereien in Berlin. Inzwischen beschäftigt die Bäckerei in Charlottenburg 30 Mitarbeiter - und ist auf sechs Wochenmärkten mit Ständen vertreten.

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Biobäckerei Brotgarten: Wenn eine wichtige Demo lief, blieb der Laden dicht

Eine der ersten Berliner Biobäckereien wird 40 Jahre alt. Gegründet wurde der "Brotgarten" von einem Kollektiv - ein Plenum gibt es bis heute.

Das war so die Zeit: Die „taz“ war gerade gegründet worden, aber es fehlte ein essbares Pendant, ein Öko-Bäckerei-Kollektiv: Flache bis keine Hierarchien, Vorrang für Frauen, jeder macht alles, und wenn um die Ecke eine wichtige Demo läuft, bleibt der Laden zu. Nach diesen Prinzipien entstand also 1978 in der Charlottenburger Seelingstraße der „Brotgarten“, eine der ersten Biobäckereien in Berlin überhaupt. In diesen 40 Jahren hat sich im Hintergrund viel verändert: Aus den elf gleichberechtigten und für alles zuständigen Gesellschaftern wurden 30 Mitarbeiter, geführt von nur noch fünf Gesellschaftern, die weiterhin auf demokratische Entscheidungsprozesse achten, auch ein „Plenum“ gibt es immer noch. Gebacken wird aber nur noch von Leuten, die den Beruf auch gelernt haben; Bäckermeister Reinhard Greten, einer der Gesellschafter, ist seit 1988 dabei.

Die Anfangsjahre. Der "Brotgarten" begann als Kollektiv von elf gleichberechtigten Gesellschaftern, alle Entscheidungen wurden gemeinsam getroffen.
Die Anfangsjahre. Der "Brotgarten" begann als Kollektiv von elf gleichberechtigten Gesellschaftern, alle Entscheidungen wurden gemeinsam getroffen.

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Parallel zum wachsenden Personal und der zunehmenden Professionalisierung wuchs auch das Sortiment von Brot und Brötchen bis zu Pizza, Tramezzini und Ciabatta, und auch die Auswahl an Konditoreiwaren vom Obstkuchen bis zur wahren Sonntagstorte nahm ständig zu. Über die Jahre entwickelte sich der „Brotgarten“ zum Treffpunkt im Kiez, wurde Nachrichtenbörse und Bistro, und auch Kunden aus anderen Bezirken machten sich auf den Weg fürs gute ökologische Gewissen. Außerdem sind die Produkte auf sechs Marktständen in mehreren Bezirken zu haben, selbstredend auch am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg.

Das "Brotgarten"-Team heute: Gesellschafter Reinhard Greten (vorne rechts sitzend) ist seit 1988 dabei.
Das "Brotgarten"-Team heute: Gesellschafter Reinhard Greten (vorne rechts sitzend) ist seit 1988 dabei.

© privat

Was heute ganz normal klingt, war 1978 ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Allein die Beschaffung von Biogetreide, das damals noch keinen gesetzlichen Regeln unterlag, dürfte ein Abenteuer gewesen sein. Heute kommt das Vollkornmehl für den „Brotgarten“ vom Jahnsfelder Landhof in Brandenburg, aber es wird immer noch wie von Anfang an täglich auf den eigenen Mühlen gemahlen. Ein Stück Berlin – und das beste Gegenstück zur backenden Hipster-Szene.

Der "Brotgarten" in Charlottenburg (Seelingstr. 30) feiert sein 40-jähriges Bestehen vom 27. 8. bis 1. 9. mit Kaffee und Kuchen, Backen für Kinder und einer großen Party mit Livemusik. Infos unter brotgarten.de

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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