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In einem Konferenzraum sitzen mehrere junge Menschen zusammen an Laptops und folgen einer Präsentation einer jungen Frau.

© Unsplash/Jason Goodman

Hilfe beim Durchstarten: Wo Potsdam Start-ups auf die Bühne holt

80 Prozent der Start-ups, die vom MTH Accelerator in Potsdam betreut werden, überleben die Gründungsphase. Was kann das Start-up-Zentrum in der Landeshauptstadt?

Stand:

Gut aufgehoben fühlt sich Benedict Bender vom Start-up Sectorlens beim Programm „Investment Readiness“ des MediaTech Hub (MTH) Potsdam. Seit Mai wird er mit seinem Team hier beim Accelerator, dem Start-up-Zentrum, in allen Fragen rund ums Gründen und Finanzieren unterstützt und beraten. Ob Coaching, Netzwerk oder Wissen, er und die bisher insgesamt 78 anderen Unternehmen können aus einem wertvollen Informationsreichtum schöpfen. 80 Prozent von ihnen schaffen es daher, zu überleben.

KI-gestützte Digitalisierung

„Wir digitalisieren den Mittelstand“, erklärt Bender die Idee des Produktes seines Teams. Auch mittlere und kleine Unternehmen sollen hier nicht hinterherhängen, gute Software und Beratung sollen nicht vom Geld abhängig sein, sagt er. „Wir helfen Unternehmen dabei, die richtige Software für Vertrieb, Einkauf, Lagerlogistik, Buchhaltung et cetera zu finden, und das KI-gestützt.“ Die größte deutsche Datenbank zum Thema ist dabei die Basis, mehrere KI-Modelle kombiniert machen die Arbeit. Geplant ist außerdem der Schritt zum Digital-Berater.

Das Gründerteam von Sectorlens (v.l.n.r.): Benedict Bender, Tim Körppen und Marcel Panzer.

© sabelle Golz (Startup Service der Universität Potsdam)

Nach dem Start mithilfe von Stipendien und Förderprogrammen ging es schließlich darum, einen Kapitalpartner zu finden, der einen breiten Zugang zum Markt hat. Das Team wollte lernen, wie man mit Investoren spricht, sein Unternehmen erfolgreich vorstellt und auch in Zukunft selbst fundierte Entscheidungen treffen. Die Bewerbung beim Accelerator-Programm war schien sinnvoll und war schließlich erfolgreich.

Ich finde es gut, dass es die Möglichkeit gibt, immer mit jemandem zu sprechen, wenn man Hilfe braucht.

Benedict Bender vom Start-up Sectorlens

Seit Mai nutzt das Team nun die Angebote. So gebe es spätestens alle zwei Wochen Coaching-Termine und mindestens monatlich ein Einzelgespräch, sagt Bender. „Ich finde es gut, dass es die Möglichkeit gibt, immer mit jemandem zu sprechen, wenn man Hilfe braucht“, so der Wirtschaftsinformatiker. Bei den Expertenvorträgen seien Fragen möglich, außerdem könne der eigene Pitch vor Business Angels sowie kleineren und größeren Venture Capitals geübt werden. Diese Chance gebe es sonst nicht. „Man bekommt Feedback: Wie spricht man sie an, wie soll man sich darstellen“, nennt er als Beispiele.

Leiter ist mit Herzblut dabei

Auch werde immer eine Möglichkeit gefunden, die Start-ups auf die Bühne zu heben, erzählt er. So konnten bei der MTH-Conference im September erstmals die Gründer vor einer Unternehmer-Jury pitchen und Preise gewinnen. Dazu gebe es ein mehrere 100 Seiten umfangreiches Kompendium an Wissen, das Erdinç Koç, der Leiter des Accelerators, zusammengestellt habe und das von der fairen Anteilsverteilung bis zu interessanten Podcasts einfach alles enthalte. Überhaupt sei Koç „mit Herzblut dabei“, sagt Bender, der die Einzelsessions mit dem MTH-Chef etwa dazu genutzt hat, die Unternehmens-Präsentation durchzubesprechen. „Er hat uns auch ein Event in München empfohlen und uns interessanten Leuten vorgestellt.“

17
Millionen Euro steuert das Land Brandenburg zum Aufbau der Start-up-Zentren bis 2028bei

Der MTH Accelerator ist eines von mittlerweile sechs Start-up-Zentren in Brandenburg. Während das Potsdamer Angebot seinen Fokus auf Medientechnologien hat, gibt es noch weitere Zentren in Bad Belzig, Beeskow, Cottbus, Strausberg und Wildau mit anderen Schwerpunkten. Das Ziel ist jedoch überall das gleiche: Junge Unternehmen auf ihrem Weg zur Marktreife zu unterstützen. Den Aufbau dieser sechs Zentren kofinanziert das Land Brandenburg mit mehr als 17 Millionen Euro bis 2028, der MediaTech Hub hat außerdem die Landeshauptstadt, die Universität Potsdam, das Hasso-Plattner-Institut und die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf als Partner.

Viele Programme sind auf Gründer mit Risikokapital konzentriert. Aber viele wollen mit eigenem Kapital arbeiten.

Erdinç Koç, der Leiter des MTH Accelerators in Potsdam

Während der Accelerator in Cottbus erst Anfang Oktober eröffnet wurde, gibt es den in Potsdam schon seit 2019. Immer wieder sei in dieser Zeit das Angebot den Bedürfnissen der Gründerszene angepasst worden, so Koç, von Anfang an Leiter des Programms. Genau das passiert auch jetzt: „Viele Programme sind auf Gründer mit Risikokapital konzentriert“, sagt er. „Aber viele wollen mit eigenem Kapital arbeiten, also bootstrappen.“ Deswegen startet im Dezember die erste Kohorte mit jungen Unternehmen, die mit Umsatz, Fördermitteln oder einer einmaligen Finanzierungsrunde wachsen wollen. „Das ist dann eines der ersten Programme in Deutschland“, so Koç.

Erdinç Koç, der Leiter des MediaTech Hub Accelerators.

© mth

Gleichzeitig läuft das bisherige „Investment Readiness Programm“ weiter, bei dem im kommenden Monat ebenfalls eine neue Runde an den Start geht. Hier werden Start-ups betreut, die einen Investor an Land ziehen wollen und sich darauf vorbereiten möchten.

Die Vorteile für alle, die nach Bewerbung in einem der Programme aufgenommen werden: Sie werden gecoacht und profitieren von einem großen Netzwerk aus Kunden und Experten. Dabei können sie ihre Pitches testen oder an Vorträgen und anderen Veranstaltungen zu Gründerthemen teilnehmen. Das Coaching mit Koç oder externen Experten wird nach Bedarf durchgeführt, vielleicht wöchentlich, phasenweise ist es aber auch täglich oder nur monatlich möglich. Auf der eigenen Kommunikationsplattform können sich die Start-ups zudem präsentieren.

Der erste Prototyp muss stehen

Auch die Abgänger des Programms können sich weiter beraten lassen und an den Angeboten teilnehmen. Bender möchte in einigen Monaten diese Möglichkeit ebenfalls auf jeden Fall nutzen, sagt er, und das Programm auch selbst unterstützen.

Der Platz im MTH Accelerator ist für brandenburgische Start-ups kostenlos, es müssen auch keine Anteile abgegeben werden, und nur wenn innerhalb von 18 Monaten Kapital aufgenommen wird, ist eine Erfolgsgebühr von drei Prozent zu zahlen.

Der erste Prototyp muss stehen, die ersten Interaktionen mit potenziellen Kunden muss es geben.

Erdinç Koç, der Leiter des MTH Accelerators in Potsdam, zu den Voraussetzungen für eine Bewerbung

Doch wer kann sich für eine der drei jährlichen Kohorten bewerben? Start-ups, die in Deutschland registriert sind und nicht mehr ganz am Anfang sind, sagt Koç. „Der erste Prototyp muss stehen, die ersten Interaktionen mit potenziellen Kunden muss es geben.“ Praktisch alle Bewerber hätten dabei mittlerweile eine KI-Komponente. „Wir schreiben nicht vor, wie das Team zusammengesetzt ist, aber es muss funktionieren für das, was es vorhat“, so Koç. Auch Alumni, die etwa Unterstützung bei der zweiten Finanzierungsrunde suchen, können sich erneut bewerben.

„Die wichtigste Frage ist, ob wir helfen können, ob wir der richtige Ansprechpartner sind“, sagt er. Potsdam hat einen starken Fokus auf Medientechnologie. So wäre etwa die Unterstützung eines Unternehmens, das KI-gestützte Analyse von MRT-Bildern plant, möglich, wenn es um die Finanzierungsrunde geht. Schwieriger wäre es, wenn es um den Kontakt mit Kliniken ginge, erklärt er. Und auch wenn etwa Büroräume im Medieninnovationszentrum Babelsberg genutzt werden können, so steht den Gründern im MTH etwa kein Makerspace mit Hightech-Geräten wie 3D-Druckern oder Lasercuttern zur Verfügung.

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