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Der Bestatter mit dem Lastenrad: „Ich glaube, das kommt ganz sympathisch“
Bestatter und Podcast-Host Eric Wrede über kleine Trauerzüge per Fahrrad, würdige Urnentransporte und Pünktlichkeit im Berliner Straßenverkehr.
Stand:
Eric Wrede, Ihre Firma „Lebensnah“ macht Bestattungen mit dem Lastenrad. Wie darf man sich diese vorstellen?
Das ist eigentlich gar nichts Besonderes. Ich transportiere die Urne mit dem Lastenrad zum Friedhof, wann immer es sinnvoll ist. Das Lastenrad ist also primär mein Arbeitsmittel. Wir sind in einer Großstadt mit dichtem Autoverkehr und ich bin privat Fahrradfahrer. Das hat sich einfach angeboten. Eine Bestattung mit dem Lastenrad statt mit dem Auto ist also nichts, was man direkt bucht.
Aber es gibt schon Menschen, die sich einen Urnentransport mit dem Rad wünschen?
Ja, und es werden langsam mehr. Zum Beispiel hatte ich kürzlich eine Fahrt zu einem Friedhof in Potsdam, bei der mich 30 Menschen auf dem Rad begleitet haben. Alle haben ihr Fahrrad so mit Blumen geschmückt, es war eine Art Umzug. Das unterscheidet sich schon von einer normalen Bestattung. Mit dem Auto fährt man zum Friedhof und dort kommen alle hin. Mit dem Lastenrad kann man die Menschen schon auf dem Weg mitnehmen. Das ist etwas total Schönes.
Was für ein Lastenrad fahren Sie?
Es ist ein Serien-Lastenrad, das wir von einem Berliner Tischler haben modifizieren lassen. Die Urne thront vorne, sie ist auf Gummi gelagert und steht sehr sicher, selbst wenn ich über Steine fahre. Unser Lastenrad hat zwei Motoren, wir können recht entspannt Wege bis 15 Kilometer zurücklegen. Gerade in einer relativ flachen Stadt wie Berlin bietet sich das an. Ich denke, wir werden uns bald noch ein zweites Rad zulegen. Und wir lassen grade eine Plexiglashaube anfertigen, damit wir auch bei Regen mit Urne fahren können.

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Welche Vorteile bietet das Fahrrad gegenüber einem klassischen Leichenwagen?
Mit dem Lastenrad bin ich zumeist schneller und pünktlicher. Ich biete die Möglichkeit, mitzumachen. Und last not least: Sichtbarkeit. Wir holen den Tod ein Stück weit zurück in die Öffentlichkeit.
Ich finde außerdem total schön, dass das Fahrrad sehr unmittelbar ist. Du hast keine Trennwand mehr zwischen dir und der Urne. Das war auch der Hauptgedanke. Unser Rad ist so gebaut, dass ich neben der Urne Blumen und eine Musikanlage habe. Damit kann man gut eine kleine Abschiedsfeier machen.

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Kommt es vor, dass Leute komisch gucken?
Bisher hatte ich noch keine negativen Reaktionen. Ich glaube, dass das ganz sympathisch rüberkommt. Unser Lastenrad steht im Sommer häufig vor unserem Geschäft am Arnimplatz in Prenzlauer Berg, es ist im Kiez also durchaus bekannt.
Darf man mit dem Lastenrad eigentlich auf den Friedhof fahren?
Es gibt Friedhöfe, die das nicht so gerne sehen. Aber im Normalfall geht das, wenn ich es vorher anmelde. Bei einer normalen Trauerfeier fahre ich mit dem Auto schließlich auch bis an die Kapelle ran.

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Gibt es einen Friedhof, den Sie besonders gerne mit dem Rad anfahren?
Es gibt Friedhöfe, die ich besonders mag, aber das hat nichts mit dem Fahrrad zu tun. In Berlin sind eigentlich alle gut erreichbar.
Gab es rechtliche Hürden zu überwinden?
Nein. Es gibt nur die Vorgabe, dass der Urnentransport würdig zu geschehen hat. Aber da habe ich keine Bedenken. Solange Urnen per DHL versendet werden, brauchen wir darüber, glaube ich, nicht zu sprechen.
Ihrem Buch „The End“ haben Sie Ihr eigenes Testament vorangestellt. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, ob Sie selbst mit dem Lastenrad zum Friedhof transportiert werden möchten?
Anders als 90 Prozent der Berlinerinnen und Berliner möchte ich nicht verbrannt werden. Daher wird das schwierig.
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