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Tiefe Töne: Die Art Genève will sich von anderen Messen unterscheiden

Der Auftritt von Kunst-Institutionen, ein ambitioniertes Musikprogramm und eine feine Auswahl von Galerien zeichnen die Messe in Genf aus.

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Drei zu eins, ungefähr. Mit diesem ungewöhnlichen Verhältnis von Galerien zu Institutionen unterstreicht die Art Genéve seit den Anfängen vor einem Jahrzehnt ihren Anspruch, mehr zu sein als eine Kunstmesse. Man sieht sich als „Salon d’Art“, wie es im Untertitel heißt. Entsprechend familiär und ausgesucht geht es in den Messehallen zu: Direktorin Charlotte Diwan, die die Veranstaltung von Thomas Hug vor anderthalb Jahren übernommen hat, justierte die Liste der teilnehmenden Galerien noch einmal nach: Nun ist sie etwas verkleinert und mit stärkerem Fokus auf Ausstellern aus der Schweiz und Paris wie Eva Presenhuber oder Peter Kilchmann.

Konkurrenz in Gstaad

Unter den 81 Galerien findet sich mit Contemporary Fine Arts aus Berlin gerade einmal eine aus Deutschland, und die betreibt seit 2023 einen Showroom in Basel. Zur Eröffnung am Mittwoch war Mitinhaberin Nicole Hackert zuversichtlich, für ihren Mix aus jüngeren und berühmten Namen Interessenten zu finden. Preise von bis zu 400.000 britische Pfund, wie sie für eine Skulptur der Künstlerin Sarah Lucas fällig werden, treffen in Genf durchaus auf entsprechende Kaufkraft.

Werke jenseits der Millionengrenze sind nur vereinzelt bei Händlern der Moderne und der Nachkriegskunst zu finden, etwa bei Van de Weghe aus New York. Das Hochpreissegment dürfte durchaus darunter leiden, dass nur zwei Wochen später zum zweiten Mal die Art Gstaad stattfindet – geleitet wird sie vom ehemaligen Direktor Hug, der gut vernetzt ist und mit seiner ebenfalls Salon genannten Veranstaltung eher das obere Marktsegment bedient.

Berliner Sammlung zu Gast

Das Gros des Angebots der zeitgenössischen Galerien in Genf bietet hingegen durchaus Erschwingliches von jungen Künstlern und Künstlerinnen. Livie aus Zürich etwa widmet ihren Stand der knapp 40-jährigen Esther Mathis aus der Schweiz, deren Arbeiten durchweg unter 10.000 Franken kosten. Mit solchen Einzelpräsentationen, wie sie auch über 20 andere Aussteller bevorzugen, untermauert die Messe ihren Anspruch, mehr als eine reine Verkaufsveranstaltung zu sein. So ist mit Christian Jankowski bei Suprainfinit aus Bukarest einer der Berliner Künstlerstars dabei. Nicht ohne Risiko: Die Konzentration auf eine Position verengt das Angebot der Galerien, die auf Messen üblicherweise in der Breite zeigen, wen sie vertreten.

Ein Pfund, mit dem die Art Genève gern und zu Recht wuchert, ist das institutionelle Programm, das sich bis hin zur zeitgenössischen Musik erstreckt und eine Vielzahl öffentlicher und privater Institutionen einbindet. Zu Gast ist in diesem Jahr auch die Berliner Sammlung Scharf Gerstenberg, die „Surreale Welten“ auf Papier zeigt und dabei bis in den Barock zurückblickt.

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