
© dpa/Efrem Lukatsky
Ukraine-Invasion, Tag 1174: Trumps Handelskrieg mit China trifft auch die ukrainische Drohnenproduktion
Die Bundesregierung stellt Russland ein Ultimatum, die EU will die russische Schattenflotte sanktionieren. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Der Handelskrieg zwischen den USA und China trifft nicht nur Konsumenten und Aktienmärkte, sondern auch ukrainische Drohnenhersteller. Das berichtet der Geschäftsführer von TAF Drones, Oleksandr Yakovenko, der britischen „Financial Times“ (Quelle hier).
Yakovenko gründete TAF Drones kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Vergangenes Jahr stellte sein Unternehmen 350.000 Drohnen her, in der ersten Jahreshälfte 2025 soll es im Auftrag der ukrainischen Regierung noch einmal genauso viele produzieren, schreibt die „FT“. Letztes Jahr seien in der Ukraine insgesamt zwei Millionen Drohnen gebaut worden.
Die „FT“ aber beschreibt ihn als einen Mann, dem nicht nach Feiern zumute ist. Nicht nur, weil Russland seine Strategien an den ukrainischen Drohnenkrieg angepasst hat. („Vor zwei Jahren noch waren wir den Russen zwei Schritte voraus. Jetzt sind wir ihnen nur noch einen Schritt voraus.“) Sondern auch, weil der Handelskrieg zwischen den USA und China seine Lieferketten störe.
China liefert den Großteil der Wärmebildkameras, Carbonrahmen und Batteriezellen für die billigen FPV-Drohnen, die auf dem Schlachtfeld massenhaft zum Einsatz kommen, schreibt die „FT“. Jakowenko sagte, er habe in den letzten 18 Monaten 1,2 Milliarden US-Dollar für chinesische Komponenten ausgegeben, die er oft über Dritte gekauft habe, um die Exportkontrollen zu umgehen.
Die Spannungen zwischen Washington und Peking hätten jedoch die Auswirkungen der im September 2024 eingeführten chinesischen Exportbeschränkungen für Schlüsselkomponenten verschärft. Für ukrainische Drohnenhersteller würde es immer schwieriger, die Beschränkungen zu umgehen.
„Schon nach wenigen Wochen des Handelskriegs haben wir ein großes Problem“, sagte Jakowenko der „FT“. „Wegen der Beschränkungen müssen wir Lieferungen um einen Monat verschieben.“ Es gebe nur eine Handvoll europäischer Unternehmen, die solche Teile herstellen, und ihre Produkte seien viel teurer als die chinesischen.
Jakowenko mache sich ebenfalls keine Illusionen über die sich wandelnde russische Bedrohung. „Wir neigen dazu, zuerst zu innovieren. Aber wenn wir etwas Neues schaffen, haben sie schnell eine Antwort parat“, sagte er über Russland.
Außerdem sei die Ukraine bei der Innovation zwar noch immer im Vorteil, doch bei der Produktion habe sich Moskau als effizienter erwiesen: „Russland geht Schritt für Schritt vor. Wenn es zwei Jahre lang so weitergeht, wird es [für uns] unmöglich sein, weiter zu verteidigen.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- In den Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine hat die Bundesregierung Russland ein Ultimatum gestellt: Wenn die Waffenruhe bis Montagabend nicht stehe, würden Sanktionsvorbereitungen gegen Moskau „in Gang gesetzt“, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius in Berlin. Der Kreml wies daraufhin jegliche Ultimaten als „inakzeptabel“ zurück. Mehr dazu im Newsblog.
- Der russische Präsident Wladimir Putin meint seinen Vorschlag für Friedensgespräche in der Türkei seinem Sprecher zufolge angeblich ernst. „Wir sind einer ernsthaften Suche nach Wegen für eine langfristige friedliche Lösung verpflichtet“, sagt Dmitri Peskow.
- Die Türkei hat Russland und die Ukraine zu schnellstmöglichen direkten Gesprächen gedrängt. „Wir laden beide Parteien ein, so schnell wie möglich zusammenzukommen und die Waffenruhe zu beginnen“, sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan am Montag in Ankara.
- US-Präsident Donald Trump hat sich vor dem möglichen Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Kremlchef Wladimir Putin am Donnerstag hoffnungsvoll gezeigt. „Ich denke, dass dieses Treffen gute Dinge hervorbringen kann“, sagte Trump.
- Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, ist Donald Trump offenbar zunehmend frustriert von der Haltung Moskaus in den Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine. Bei einem Gespräch mit Geldgebern in Florida habe der US-Präsident zuletzt von seinem zunehmenden Ärger in Bezug auf die Friedensbemühungen berichtet. Die Verhandlungen würden ihm den Schlaf rauben, erklärte er vor den Zuhörern. Mehr dazu hier.
- Nach Ablauf der von Putin verkündeten dreitägigen Waffenruhe greifen die russischen Truppen wieder in der gewohnten Intensität an. An der Front wurden am 11. Mai 155 Gefechte zwischen den Verteidigungskräften der Ukraine und den russischen Invasoren gemeldet. Mehr dazu im Newsblog.
- Die Bundesregierung will über deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine künftig weniger detailliert berichten als bisher. Regierungssprecher Stefan Kornelius verwies am Montag in Berlin auf den Wunsch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), „weniger über einzelne Waffensysteme zu diskutieren“. Mehr dazu hier.
- Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hat die Entscheidung der neuen Bundesregierung begrüßt, die Waffenlieferungen an die Ukraine wieder als Geheimsache zu behandeln. „Ein guter Schachspieler denkt mehrere Züge voraus. Was er nicht tut, ist, diese Züge seinem Gegner vorherzusagen“, sagte Makeiev der Deutschen Presse-Agentur. Mehr dazu im Newsblog.
- Frankreich hat Gerüchte über ein angebliches Kokain-Tütchen von Staatschef Emmanuel Macron im Zug auf dem Weg nach Kiew entschieden zurückgewiesen. „Dies ist ein Taschentuch. Um sich zu schnäuzen“, schrieb der Élysée-Palast auf der Plattform X und zeigte eine Nahaufnahme des weißen Gegenstandes. Mehr dazu hier.
- Ein Jahr nach einem Großbrand in einem Einkaufszentrum in Warschau hat der polnische Regierungschef Donald Tusk Russland dafür verantwortlich gemacht. „Wir wissen nun mit Sicherheit, dass das große Feuer im Marywilska-Einkaufszentrum durch Brandstiftung im Auftrag der russischen Geheimdienste verursacht wurde“, schrieb der Politiker auf der Plattform X. Mehr dazu hier.
- Die Grünen stellen sich hinter die ersten außenpolitischen Initiativen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). „Die Signale, die Friedrich Merz mit Blick auf die Ukraine mit seinem Besuch so kurz nach Beginn seiner Amtszeit gesetzt hat, haben unsere volle Unterstützung“, sagte Parteichef Felix Banaszak in Berlin. Mehr dazu im Newsblog.
- Europa muss laut dem CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen angesichts der potenziellen Bedrohung durch Russland seine Verteidigungsfähigkeit sehr schnell stärken. Es sei nicht gesagt, dass der russische Präsident Wladimir Putin „vier oder fünf Jahre“ warten werde, um loszuschlagen, sagte Röttgen am Montag in Berlin.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte auf Facebook mit, dass sein erstes Telefongespräch mit Papst Leo XIV. „sehr herzlich und wirklich sachlich“ gewesen sei. Selenskyj habe dem Pontifex für die Unterstützung der Ukraine in ihrem Streben nach einem gerechten und dauerhaften Frieden gedankt.
Hintergrund und Analyse
- Bundesregierung
- CDU
- China
- Donald Trump
- Friedrich Merz
- Krieg in der Ukraine
- Russland
- Türkei
- Ukraine
- Wladimir Putin
- Wolodymyr Selenskyj
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: