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Menschenrechtsaktivistin und Kunstfreundin. Kimberly Emerson im Mai bei einer Vernissage. Nebenbei schrieb sie an ihrem Buch.

© Getty Images Entertainment/Getty Images

Von der Karrierefrau zur Botschafter-Gattin: Als der Himmel über Berlin zu weinen anfing

Kimberly Emerson hat ein Buch geschrieben über ihre Zeit an der Seite von US-Botschafter John Emerson. In Sacrow testete sie es vor geladenen Gästen.

Stand:

Was für eine Dramaturgie! Der Regen setzte an dem bis dahin sonnigen Nachmittag exakt an der Stelle ein, als Kimberly Emerson auf dem Bett lag und weinte, bis sie keine Tränen mehr in sich hatte.

Die Frau des früheren US-Botschafters John Emerson las aus ihrem gerade fertig gestellten Buch „Hugging Angela Merkel“ an einem ganz besonderen Ort. Der Unternehmer und Galerist Markus Peichl hatte dafür das Haus Nachtlicht in Sacrow zur Verfügung gestellt, durch dessen Garten einst die Mauer ging.

Damals, zu DDR-Zeiten,  war in der Villa ein Kinderheim untergebracht, und die Kinder konnten sich den freien Blick auf die Sacrower Lanke, den am Samstag die Gäste genießen konnten, damals nur in ihrer Phantasie ausmalen.

Entsetzen bei der ersten Schulung

An diesem „sehr deutschen Ort“ wollte Kimberly Emerson testen, ob sie das Buch lieber in Deutschland oder in den USA auf den Markt bringen soll. Ihre tiefe ausgebildete Stimme begeisterte die Gäste so, dass sich viele einig waren, es müsse auf jeden Fall ein von ihr selbst gesprochenes Hörbuch werden.

Die Menschenrechtsaktivistin, die für die Clinton-Regierung in der Öffentlichkeitsarbeit tätig war, beschreibt sehr unterhaltsam die herausfordernden Situationen, in die eine Karrierefrau geraten kann, die sich plötzlich als Botschaftergattin wiederfindet.

Von der ersten Schulung, in der sie zu ihrem Entsetzen lernt, dass sie vor allem ihren Mann unterstützen und eine gute Gastgeberin sein solle, bis zu der einen Situation, die ihr bis heute so rasend peinlich ist, dass sie immer wieder davon erzählen muss, um sie zu bewältigen.

Sturm der Entrüstung

Auch „Handygate“ spielt eine Rolle. Der Sturm der Entrüstung, der ausbrach, als herauskam, dass die USA das Handy der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört haben und die Autorin ihren Mann unterstützte, indem sie sich auf ihre Expertise in Public Diplomacy besann.

Den Gästen, darunter der frühere Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, KPM-Chef Jörg Woltmann und Jutta Falke-Ischinger, die ebenfalls Erfahrungen als Botschafterfrau gesammelt hat, versprach sie, dass sie alles über ihre Unterhaltung mit Barack Obama erfahren würden, wenn sie das Buch lesen.

Die Szene, bei der sogar der Berliner Himmel zu weinen anfing, spielte in der Wahlnacht im November 2016, als feststand, dass Donald Trump der nächste Präsident der USA sein würde. Von der Bertelsmann-Repräsentanz ließ sie sich direkt nach Hause in die Residenz fahren und brach dort zusammen.

Wie es zu dem punktgenauen Einsatz der Himmelsmächte kam, erklärte sich John Emerson mit den guten Drähten der Familie nach Hollywood. Ihre Residenz im Grunewald mussten sie zwar am Tag von Trumps Amtsantritt räumen, aber die ebenfalls anwesende Immobilienexpertin Kathleen von Alvensleben half ihnen, ein eigenes Berliner Zuhause zu finden.

Seitdem lebt die Familie auf beiden Seiten des Atlantiks in den Partnerstädten Los Angeles und Berlin.

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