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Sarfo Emmanuel Annor: „Ti Koro Nko Agyina“, 2024.

© The Bridge Gallery

Was fehlt: In Basel widmen sich zwei kleinere Messen der Fotografie und Kunst aus Afrika

Trotz der mächtigen Position der Art Basel gelingt es spezialisierten Messen, das internationale Publikum dieser Woche auch in die eigenen Hallen umzuleiten.

Stand:

Sind das die neuen Mütter? Auf den Fotografien von Bára Prášilová sehen sie wie hypertrainierte Skulpturen aus, stehen in roten High Heels vor grauem Beton und balancieren an einem Bein dazu die Kinderschaukel, auf der ihr Nachwuchs sitzt. Die Motive der Prager Künstlerin sind anziehend absurde Märchen, die eine leichte Gänsehaut verursachen, weil alles darin so clean und roboterhaft wirkt.

Die Buchkunst Berlin Gallery verlangt netto 2900 Euro für den Abzug (70 x 80 cm) einer 5er-Edition in musealer Qualität. Oder 2900 Franken all inclusive: Wir sind schließlich in Basel, und die Messe Photo Basel findet parallel zur riesigen Art Basel mit ihren 290 Ausstellern statt.

39 Galerien mit Fokus Afrika

Bei der auf Fotografie spezialisierten Veranstaltung im Volkshaus trifft man auf gerade einmal 39 Galerien. Sven Eisenhut, der in Basel lebt und Photo Basel vor zehn Jahren gegründet hat, war klar, dass es ein besonderes Konzept braucht, um hier bestehen zu können. Er tut dies mit der Konzentration auf ein Medium, das auf der Art Basel keine große Rolle spielt – und mit Galerien, die sich in dem Bereich gut auskennen.

Zum Beispiel die Galerie Springer aus Berlin. Sie zeigt schon lange die schrulligen Aufnahmen von Arnold Odermatt und bringt die Aufnahmen des Schweizers nun als Soloschau in die Schweiz zurück. Vor vier Jahren verstarb der Künstler, die begehrten Abzüge in kleiner Auflage werden langsam rar. Was sich im Preis niederschlägt: Zahlreiche Fotos am Stand von Springer kosten um 6000 Euro, beliebte Motive schon mal das Doppelte.

Neu in Basel

Viele Exponate rangierten jedoch preislich darunter, die Fotografie als reproduzierbare Kunst macht es möglich, dass man die Messe mit einer Arbeit für 1000 Franken verlässt. Die Münchner Galerie Smudajescheck bietet dafür leuchtend farbige Objekte der Serie „Mythos Licht“ von Chris Tille an. Dreimal mehr kosten die Stillleben von Moritz Herzog am Stand der Galerie Monika Wertheimer oder die Abstraktionen in Schwarz-Weiß bei der Blackprint Edition aus Zürich; doch hier steckt auch – nicht bloß, was die qualitativ hochwertigen Digitalprints anbelangt – mehr Tiefe drin.

Das Angebot ist breit gefächert, es reicht von klassischer Street Photography bis hin zu den Impressionen aus Ghana von Denis Dailleux (Galerie Peter Sillem) und inszenierten Menschen vor monochromen Hintergründen von Sarfo Emmanuel Annor (The Bridge Gallery), die perfekt zu Eisenhuts jüngstem Coup überleiten: der Africa Basel Art Fair.

Collage aus Flipflops

Sie ist im Ackermannshof untergekommen und hat mit Benjamin Füglister als Mitgründer einen Experten für zeitgenössische afrikanische Kunst an Bord. Im kuratorischen Beirat sitzen ebenfalls wichtige Vertreter der Szene, darunter Azu Nwagbogu, der die African Artists’ Foundation gründete und das LagosPhoto Festivals kuratiert.

Die Zahl der Teilnehmer beschränkt sich auf 20, dennoch bekommt man an den Ständen viel zu sehen. Zum Beispiel die meerblaue Collage „Aniydado von Patrick Tagoe-Turkson am Stand der Galerie Le Sud. Der multidisziplinäre Künstler, Jahrgang 1979, setzt seine großen Formate aus gefundenen FlipFlops zusammen – und Galerist Ted Gueller empfiehlt ihn wärmstens als künftigen Star.

Genagelte Gesichter

Das gilt ebenso für Kwama Frigaux. Ihre über die Wände mäandernden Teppiche am Stand der Pariser Galeristin Hélene Lacharmoise wirken wie mit Edelsteinen dekoriert. Tatsächlich handelt es sich um leere Tablettenblister, die Frigaux mit transparenten Farben füllt. Die kleinste Arbeit kostet auch hier 1100 Franken, die größeren sind weitaus teurer, aber immer noch erschwinglich.

Bei der October Gallery aus London oder La Galerie 38 sind ungleich etabliertere Positionen vertreten. Erstere hat Künstler wie El Anatsui im Programm, zeigt in Basel aber mit großen Porträts von Eddy Kamuanga Ilunga, dass nicht allein der jüngst verstorbene Günther Uecker Nägel zu Kunst machen kann. Bei der in Casablanca, Marrakesch und seit wenigen Tagen auch in Genf ansässigen La Galerie 38 hängen große, blaue Fantasiegeschöpfe aus der Hand von Barthélémy Toguo. Ein international renommierter Künstler aus Kamerun, Preise verrät sein diskreter Galerist auf der Africa Basel erst einmal keine.

Es soll ja niemand abgeschreckt werden, vielmehr ist Neugier auf ein virulentes Thema gefragt, dem sich erst wenige Messen ähnlich intensiv widmen. Ob die Premiere ein finanzieller Erfolg wird, lässt sich noch nicht sagen – bereichernd wirkt sie selbst im Kunst gesättigten Basel auf jeden Fall.

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