Weltraumteleskop Euclid: Bilder, die die Geheimnisse des Alls lüften sollen
Die europäische Raumfahrtbehörde Esa hat Bilder der durchs All fliegenden Sonde Euclid präsentiert. Teils Milliarden von Lichtjahren entfernt – und in nie dagewesener Qualität.
Atemberaubend, nie zuvor gesehen, Gänsehaut. So beschreiben Josef Aschbacher und Carole Mundell, was sie im dunklen Universum gesehen haben. Oder viel eher, was sie dank „Euclid“ sehen konnten.
Der Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur Esa und die Wissenschaftsdirektorin stellten gemeinsam mit anderen Forschern die erste wissenschaftliche Ergebnisse am vergangenen Donnerstag vor. Der gewählte Zeitpunkt ist kein Zufall, schließlich wird in diesen Tagen in Brüssel die Zukunft der europäischen Raumfahrt diskutiert. Die ESA kann positive Nachrichten also nur zu gut gebrauchen.
Von Dunkler Energie und Dunkler Materie
Euclid liefert sie. Im Juli 2023 war das Teleskop gestartet worden und bezog seine Beobachtungsposition 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde am sogenannten Lagrangepunkt, um von dort das „dunkle Universum“ zu erforschen. Gemeint sind damit Phänomene, die als „Dunkle Materie“ und „Dunkle Energie“ umschrieben werden. Was das genau ist, kann bisher niemand erklären.
Aber es braucht sie, denn die sichtbaren Himmelsobjekte, wie Sterne, Galaxien und Planeten, genügen allein nicht, um die Entwicklung des Kosmos nachzuvollziehen. Da ist noch mehr. Einerseits eine mysteriöse Anziehungskraft, die Galaxien beieinanderhält und den Arbeitstitel „Dunkle Materie“ erhielt, weil sie – zumindest bisher – nicht sichtbar ist. Und auf der anderen Seite scheint der ein Mechanismus, der den Kosmos immer schneller auseinander treibt – genannt „Dunkle Energie“.
Auch wenn sie nicht sichtbar sind, an ihren Wirkungen lassen sich die zwei dunklen Gesellen durchaus erkennen. Darum erstellt Euclid ein Übersichtsbild von Milliarden von Galaxien und ihrer Verteilung. Dafür eignet sich etwa ein Drittel des Himmels, jener Teil, der außerhalb unseres Universums, der Milchstraße, liegt. Dort kann das Teleskop in sehr weit entfernte, sprich sehr alte, Regionen schauen und damit die Evolution des Universums verfolgen.
Verschmelzende Galaxien – in action
Die jetzt vorgestellten Bilder lassen erahnen, wie hilfreich Euclid den gut 2000 beteiligten Forschern ist. An mehreren Beispielen zeigten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst globale Ansichten, etwa von verschmelzenden Galaxien oder einer mit opulenten Spiralarmen.
Beim Hineinzoomen jedoch tauchten immer neue Objekte auf: kleine und lichtschwach, die mit bodengebundenen Teleskopen nicht auszumachen wären. „Das ist das Revolutionäre an Euclid: Es zeigt nicht nur Teile der Galaxienzentren gestochen scharf, wie etwa ‚Hubble‘, sondern liefert auch den Überblick“, sagt Karina Voggel vom Observatoire Astronomique de Strasbourg,.
Euclid erfasst Lichtwellen im sichtbaren und Infrarotbereich, die Aufnahmen sind laut ESA mindestens viermal schärfer als die, die wir mit Teleskopen auf der Erdoberfläche gemacht werden. Die ersten Resultate zeigen, dass Euclid Sternentstehungsgebiete nach freifliegenden Planeten durchsuchen kann, die nur viermal so groß sind wie Jupiter.
Zugleich kann es die äußeren Regionen von Sternhaufen in bisher unerreichter Detailgenauigkeit untersuchen und verschiedene Sternpopulationen kartieren, um zu erforschen, wie sich Galaxien im Laufe der Zeit entwickelt haben.
„Diese erstaunliche Vielseitigkeit hat zu vielen neuen wissenschaftlichen Ergebnissen geführt, die in den kommenden Jahren unser Verständnis des Universums erheblich verändern werden“, sagt Mundell. Wobei bisher nur Daten aus 24 Stunden Beobachtungszeit analysiert wurden. Die Mission ist für mindestens sechs Jahre konzipiert.
Sie ist benannt nach dem antiken Mathematiker Euklid von Alexandria. Sie kostet insgesamt 1,4 Milliarden Euro, Deutschland finanziert etwa ein Fünftel. Zusätzlich werden für eines der Instrumente mehr als 60 Millionen Euro über das Nationale Raumfahrtprogramm finanziert.
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