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Eine Sonde eines Gerätes zur Abgasuntersuchung für Dieselmotoren steckt im Auspuffrohr. Was wirklich im Abgas ist, ist umstritten.

© dpa

Der Dieselskandal und die Folgen: 30 Automodelle stoßen zu viel CO2 aus

Autobesitzer können eventuell Schadenersatz geltend machen. Verkehrsminister Dobrindt hält Testergebnisse vorerst zurück, Umwelthilfe klagt.

Mehr Autos als gedacht sind schmutziger wie von den Herstellern angegeben. Wenn der Kraftstoffverbrauch und damit auch der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) deutlich über den offiziellen Werten liegen, können die Autobesitzer möglicherweise Schadenersatz geltend machen. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte am Freitag, dass bei Abgastests 30 von 52 Autos mehr CO2 in die Luft blasen als von den Autofirmen angegeben. Über Autotypen und Größenordnung der Abweichung machte das Ministerium aber keine Angaben. Das Kraftfahrzeugbundesamt sei mit weiteren Untersuchungen beauftragt worden. Umweltverbände kritisierten das Vorgehen scharf. „Die komplette Aufklärungsarbeit findet hinter verschlossenen Türen statt“, hieß es beim Verkehrsclub Deutschland. Und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte an, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zur Veröffentlichung der Daten „zwingen“ zu wollen. Gegen das Ministerium und das Kraftfahrtbundesamt wurde ein Verfahren eingeleitet und der Antrag auf Übermittlung der CO2-Werte gestellt.

Angeblich 2,2 Milliarden Euro weniger Steuern

Nach Bekanntwerden der Motormanipulationen bei VW-Dieselfahrzeugen im vergangenen Herbst wird die Glaubwürdigkeit der Verbrauchs- und Emissionsangaben insgesamt in Zweifel gezogen. „Die rechtswidrigen Praktiken betreffen nicht nur Stickoxide, sondern auch das Klimagas CO2 und damit über den erhöhten Spritverbrauch den Autohalter“, argumentiert die Umwelthilfe. Gleichzeitig profitieren die Autofahrer aber auch, da die Menge des CO2 für die Höhe der Kfz-Steuer relevant ist: Wenn die Berechnungsgrundlage korrekt wäre, dann würden die Finanzämter 2,2 Milliarden Euro im Jahr mehr von den Autohaltern kassieren, hat die DUH ausgerechnet.

Die Umweltschützer haben sich 25 neue Pkw angeschaut und dabei festgestellt, „dass die Abweichungen zwischen Herstellerangaben und Realverbrauch auf durchschnittlich 42 Prozent angewachsen sind“. Für die Autofahrer führt das angeblich zu Mehrkosten zwischen 4000 und 6000 Euro über die gesamte Nutzungszeit des Autos. „Bundesverkehrsminister Dobrindt steht in der Pflicht, Tricks und Manipulationen aufzuklären und für Sanktionen zu sorgen, damit Betrügereien auf Kosten der Verbraucher und der Umwelt ein Ende haben“, meint der Verkehrsclub Deutschland. Die Autoindustrie betont dagegen, man halte sich an alle Vorschriften und gesetzlichen Grenzwerte.

Umweltschützer sind sauer auf die Regierung

Der Bundesgerichtshof hat sich 1997 mit dem Thema befasst und damals entschieden, dass bei einem Mehrverbrauch von über zehn Prozent ein „erheblicher Mangel“ vorliegt. In dem Fall könnten Autofahrer zum Rücktritt vom Kaufvertrag oder zur Reduzierung des Kaufpreises berechtigt sein. Umweltorganisationen fordern seit Langem eine Stelle beim Umweltbundesamt an, die Verbrauchsangaben und Abgasemissionen überprüft. „Erfreulicherweise haben sich die Umweltminister für dieses Modell entschieden“, schreibt die Umwelthilfe. Doch dagegen „läuft die Autoindustrie gemeinsam mit Dobrindt Sturm“ und setze im Übrigen darauf, dass am Ende die Kanzlerin „im Sinne der Autokonzerne entscheide“, argwöhnen die Umweltschützer.

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