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Umkämpfter Photovoltaik-Markt. Auf diesem ehemaligen Truppenübungsplatz der Roten Armee im brandenburgischen Lieberose wurde 2009 das bis dahin größte Solarkraftwerk Deutschlands aufgebaut. Die Module stammen von First Solar aus Frankfurt (Oder).

© First Solar

Solarenergie: Amerika sonnt sich in Brandenburg

Der US-Solarkonzern First Solar feiert am Mittwoch Richtfest in Frankfurt (Oder) – und warnt die Bundesregierung.

Berlin - Es ist eine der größeren Investitionen eines ausländischen Konzerns in der Region. 500 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Daher will auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am heutigen Mittwoch nach Frankfurt (Oder) reisen, wo der US-Konzern First Solar Richtfest für seine zweite Produktionshalle feiert. Vorab sagte der Chef des nach eigenen Angaben größten Solarmodulherstellers der Welt, Robert J. Gilette, dem Tagesspiegel, wie wichtig die Hilfe des Landes Brandenburg für ihn war. Zugleich sprach er eine Warnung an die Adresse der Bundesregierung aus.

Diese dürfe die Höhe der jährlich ausgeschütteten Subventionen für Photovoltaikanlagen nicht begrenzen. „So eine Deckelung würde unsere Anstrengungen unterlaufen, die Produktion in Deutschland so weit hochzufahren, dass wir die Kosten für Module signifikant senken können“, sagte er. „Das ist aber nötig, um Solarstrom schnell konkurrenzfähig gegenüber Strom aus konventionellen Quellen zu machen.“

Seinem Unternehmen sei es auch wegen des Werks in Frankfurt gelungen, die Produktionskosten von rund drei Dollar auf rund 77 Cent je Watt Modulleistung zu drücken. Dieses Kostenniveau könne derzeit von keinem Konkurrenten unterboten werden, sagte Gilette. Auch von den Chinesen nicht. Mit den derzeit in Deutschland existierenden Förderbedingungen für Solarstrom zeigte sich der Manager daher grundsätzlich sehr zufrieden. „Wir unterstützen auch den Plan des Umweltministers, eine Kürzung der Einspeisevergütung für Sonnenstrom auf den Sommer 2011 vorzuziehen. Die trägt der gestiegenen Produktivität unserer Branche Rechnung“, sagte er.

Schon vorherige Bundesregierungen hätten mit der Schaffung stetiger Förderbedingungen im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) „ein hohes Maß an Weitsicht und Verlässlichkeit für die Branche geschaffen, die nachhaltige Investitionen hierzulande erst möglich gemacht hat“, sagte Gilette. „Nicht ohne Grund entfällt die Hälfte des weltweiten Photovoltaikmarktes auf Deutschland.“

An der Oder will First Solar sein Produktionsvolumen jetzt verdoppeln. Jedes Jahr sollen Module mit einer theoretisch möglichen Spitzenleistung von insgesamt 447 Megawatt das Werk verlassen. Nach dem Ausbau wäre es eines der größten Werke hierzulande. First Solar produziert seit 2007 sogenannte Dünnschichtmodule in Frankfurt und beschäftigt dort derzeit 600 Menschen. Dafür wird eine Halbleiterschicht aus Cadmiumtellurid in Glas eingefasst, die dann bei Sonne mit dem Photovoltaikeffekt Strom erzeugt.

Das Prinzip unterscheidet sich grundsätzlich von der Technologie, mit der die meisten deutschen Wettbewerber wie Q-Cells, Solarworld oder Solon Module fertigen. Diese Hersteller verarbeiten kristallines Silizium. Seit jeher streiten Experten, welche Technologie vielversprechender ist – und umweltschonender bei Erzeugung und Entsorgung. Die eine Seite führt an, dass Module auf Cadmiumtellurid, wie First Solar sie baut, nach Ende ihrer Lebenszeit als Sondermüll entsorgt werden müssten, da der Stoff giftig sei. „Das ist Unfug. Derartige Aussagen stammen fast ausschließlich von der Konkurrenz, die auf die andere Technologie setzt“, sagte Gilette. Richtig sei vielmehr, dass die Verarbeitung von Silizium im Schnitt mehr Energie verbrauche als die Fertigung von Dünnschichtmodulen.

Sein Unternehmen jedenfalls habe ein Rücknahmesystem aufgebaut, bei dem 95 Prozent der verbauten Materialien recycelt werden könnten. Zudem zahle First Solar für jedes verkaufte Modul vier Dollar an einen unabhängigen Treuhandfonds, der auch noch in Jahrzehnten die fachgerechte Entsorgung finanziert – unabhängig davon, was in ferner Zukunft mit First Solar sein wird.

Ob und wie das börsennotierte Unternehmen weiter wächst, erfahren Anleger am Donnerstag. Dann wird First Solar mit Sitz in Tempe im US-Bundesstaat Arizona Zahlen zum vierten Quartal und fürs Gesamtjahr vorlegen. Für das laufende Jahr 2011 hatte First Solar bereits angekündigt, dass man 46 Prozent mehr Module und Dienstleistungen als im Vorjahr verkaufen will: im Wert von 3,9 Milliarden Dollar (knapp 2,9 Milliarden Euro).

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