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Bleiben noch mehr Kräne stehen? Der Ausblick für 2023 ist gedämpft.

© picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Bundesbank pessimistischer als Regierung: 2023 kein Wirtschaftswachstum

Der neue Monatsbericht fällt etwas schlechter aus als zuletzt die Prognosen der Ampel-Koalition. Vor allem warnt die Bundesbank vor hartnäckiger Inflation und zu hohen Tarifabschlüssen.

Der neue wirtschaftliche Jahresausblick der Bundesbank fällt etwas pessimistischer aus als die Zahlen, welche zuletzt die Bundesregierung vorgelegt hat. Nach dem neuesten Monatsbericht gehen die Bundesbank-Ökonomen nun davon aus, dass Deutschland in eine milde Rezession geglitten ist.

Nach dem Minuswachstum im letzten Quartal 2022 (die Wirtschaft schrumpfte demnach um 0,2 Prozent) erwartet die deutsche Notenbank auch für das aktuelle Vierteljahr eine Delle. „Die Wirtschaftsleistung dürfte im ersten Quartal 2023 abermals geringer ausfallen“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht. Ökonomen sprechen von einer Rezession, also einer länger andauernden Wirtschaftsflaute, wenn eine Volkswirtschaft mindestens zwei Quartale in Folge schrumpft.  

Wichtiger ist aber der Ausblick: Die Bundesbank rechnet auch für das Gesamtjahr mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung. Ende Januar hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung noch ein leichtes Plus von 0,2 Prozent für 2023 prognostiziert.

Eine wesentliche Verbesserung ist noch nicht in Sicht

Aus dem Monatsbericht der Bundesbank

Im Gegensatz zur Regierung vermeidet die Bundesbank allerdings konkrete Zahlen, was darauf hindeutet, dass die Unsicherheiten derzeit höher sind als gewöhnlich. Im Dezember hatte die Bundesbank von einem Minus von 0,5 Prozent für 2023 gesprochen. So stark soll es nun nicht mehr ausfallen. „Ein wesentliche Verbesserung“ sei aber noch nicht in Sicht, heißt es jetzt.

Mit Blick auf die Inflation warnt die Bundesbank vor verfrühtem Aufatmen. Trotz des Rückgangs der vor allem durch hohe Energiepreise verursachten Gesamtinflation in den vergangenen Monaten gehen die Bundesbanker von „weiterhin hohen Inflationsraten“ aus.

Der „Inflationsdruck“, so der Bericht, könnte sich „angesichts der robusten Arbeitsmarktlage und des hohen Lohnwachstums als hartnäckiger erweisen“. Das könnte darauf hindeuten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Politik der Zinserhöhungen länger beibehalten wird als bisher angenommen.

Eine Lohn-Preis-Spirale?

Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte schon im Herbst vor einer Lohn-Preis-Spirale gewarnt und versucht, Arbeitgeber und Gewerkschaften zu zurückhaltenden Abschlüssen zu bringen. Im Bundesbank-Bericht heißt es nun, die Preissteigerungen hätten spürbaren Einfluss auf die Tarifabschlüsse. In der Spitze liegen die aktuellen Lohnforderungen der Gewerkschaften bei 15 Prozent, wie zuletzt im Tarifstreit bei der Deutschen Post.

Hohe Tarifabschlüsse tragen laut Bundesbank dazu bei, dass die Inflationsrate über einen längeren Zeitraum über dem mittelfristigen Inflationsziel der EZB bleibe, das bei zwei Prozent liegt.

Höhere Zinsen als Folge dessen haben wiederum den Effekt, das Wachstum zu dämpfen, unter anderem, weil sich Konsumenten- und Baukredite sowie die Investitionskosten der Unternehmen verteuern. Andererseits gleichen höhere Einkommen den Kaukraftverlust durch die Inflation aus, was den Konsum stützt.

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