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Wirtschaft: Bundesregierung lehnt einen Benzin-Gipfel ab

Die Gewalt im Nahen Osten lässt die Ölpreise weiter steigen. In den USA kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl der Sorte "US Light Crude" in der Nacht zum Dienstag auf 27,40 Dollar - der höchste Wert seit sieben Monaten, bröckelte dann aber wieder leicht ab.

Die Gewalt im Nahen Osten lässt die Ölpreise weiter steigen. In den USA kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl der Sorte "US Light Crude" in der Nacht zum Dienstag auf 27,40 Dollar - der höchste Wert seit sieben Monaten, bröckelte dann aber wieder leicht ab. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) betonte: "Es ist genug Öl auf dem Markt."

In Deutschland ging während dessen der Streit darüber weiter, wer die Schuld an den hohen Benzinpreisen trage. Am Wochenende hatte Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) den Konzernen vorgeworfen, die Verbraucher abzuzocken. Die Ölmultis verwiesen auf höhere Rohstoffpreise und den hohen Steueranteil an den Benzinpreisen in Deutschland. Den Vorschlag von Seiten der Unternehmen, einen Benzin-Gipfel abzuhalten, lehnte die Bundesregierung ab.

Teures Öl und Benzin schlagen sich auch in einer höheren Inflationsrate nieder. Die Teuerung in Euroland zog im März wieder leicht an. Die Rate lag bei 2,5 Prozent, teilte das Europäische Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mit. Die Europäische Zentralbank (EZB) will den Wert unter zwei Prozent halten. Mit Zinserhöhungen der EZB rechnen Experten jedoch nicht, weil die Verteuerung des Öls von den meisten Beobachtern als vorübergehend gewertet wird. Dem entsprechend sei die Gefahr für die langsam anlaufende Konjunktur im Moment nicht groß, durch das teure Öl wieder an Schwung zu verlieren, sagten Experten des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel.

Die Opec sieht angesichts der aktuellen Entwicklung allerdings keinen Grund, die zurzeit geltenden Förderbeschränkungen für ihre Mitglieder zu lockern. Opec-Pressesprecher Abdulrahman Alkheraigi sagte am Dienstag dem Tagesspiegel: "Die Preise sind eine Übertreibung. Der Markt braucht nicht mehr Öl. Die Opec würde mit einer Ausweitung des Angebots nur ein neues Problem schaffen." Ohne die Unsicherheit durch die kriegerische Entwicklung in Nahost läge der Preis für Opec-Öl zurzeit nicht bei rund 25 Dollar, sondern bei 22 bis 23 Dollar.

Ähnlich sieht das auch der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Hamburg. Birgit Layes, MWV-Pressesprecherin, sagte dem Tagesspiegel: "Die harten Fakten, Angebot und Nachfrage, sind am Ölmarkt relativ entspannt." In den vergangenen zwei Jahren habe ein relatives Überangebot geherrscht. Schwieriger sei die Situation am Benzinmarkt. Da seien die Preissteigerungen im März noch deutlicher gewesen. "Unter anderem gab es in Frankreich und den USA einige Raffinerieausfälle", sagte Layes. Der Großhandelspreis je Liter Normalbenzin stieg im März um rund 55 Prozent.

Weiter steigende Preise sind nicht auszuschließen. Alles hängt an der Lage in Nahost. So wurde über ein mögliches Ölembargo der arabischen Förderländer gegen die USA und andere Unterstützerländer Israels spekuliert. Entsprechend hatten sich der Irak und später auch der iranische Außenminister Kamal Charassi geäußert. Andere islamische Ölländer wie Kuwait lehnten den Vorschlag jedoch ab.

hop

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