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Der Dollar verliert an Wert: Welche Folgen hat ein starker Euro für Verbraucher und Unternehmen?
Umso schwächer die US-Währung ist, desto stärker steht der Euro da. Das kann positive, aber auch negative Auswirkungen für uns haben. Experten ordnen ein.
- Jürgen Matthes
- Sonja Marten
- Nadine Graf
Stand:
Der US-Dollar verliert seit geraumer Zeit an Wert. Ein wesentlicher Grund liegt in der chaotischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die viel Unsicherheit schürt und den Kurs des Dollars belastet. Spiegelbildlich wird damit der Euro-Kurs aufgewertet.
Und das hat Folgen – für Unternehmen, die in den Dollarraum exportieren oder aus den USA importieren, aber auch für Verbraucher hierzulande, die ausländische Waren konsumieren oder als Anleger in internationalen Märkten ihr Geld investieren.
Drei Expertinnen und Experten ordnen ein: Wann ist ein starker Euro positiv, wann wirkt er sich für uns negativ aus? Weitere Folgen des Formats 3 auf 1 lesen Sie hier.
Das Einkaufen von US-Waren und Aktien wird günstiger
Beim Geldwechseln für den Urlaub in den USA würden wir es sofort merken: Für einen Euro bekommen wir mehr Dollar als zuvor. Der Urlaub und das Einkaufen von US-Waren wird für uns Deutsche also etwas günstiger.
Toll ist das auch beim Kauf von Aktien: Momentan bekommen wir pro Euro mehr Anteile an einem weltweiten Aktien-ETF, zum Beispiel auf den MSCI World, als noch vor einiger Zeit.
Weniger erfreulich ist dafür der Blick auf die Entwicklung der bereits gekauften ETF-Anteile: Die Währungsumrechnung schmälert die Rendite, denn umgerechnet in Euro sind die US-Dollar-Gewinne der besonders stark vertretenen, amerikanischen Unternehmen weniger wert. Doch die gesunkenen Kurse müssen Anlegenden keine Sorgen bereiten. Nicht der schwache Dollar an sich sorgt für den Verlust, sondern nur der Moment, wenn sein Wert im Vergleich zum Euro fällt. Bliebe der Abstand zwischen Euro und Dollar danach gleich, hätte das keine weiteren Auswirkungen.
Langfristig gleichen sich Währungsbewegungen über Jahre aber oft wieder aus. Wer ohnehin für die Altersvorsorge 15 Jahre oder länger investiert, kann solche kurzfristigen Währungsschwankungen einfach aussitzen. Währungsbesicherte ETFs, die solche kurzfristigen Schwankungen absichern sollen, sind für langfristige Anleger teuer und unnötig.
Der starke Euro verbilligt Importe
Der angeschlagene Dollar hat dem Euro seit Jahresanfang eine beeindruckende Zwölf-Prozent-Rally ermöglicht. In der Eurozone löst die erstarkte Gemeinschaftswährung gemischte Gefühle aus. Für die vielen exportorientierten Unternehmen, insbesondere in Deutschland, ist er ein nicht zu unterschätzendes Problem.
Kurse im Bereich von 1,18 US-Dollar sind zwar nicht extrem und von einer deutlichen Überbewertung des Euros kann auch keine Rede sein. Die Kombination aus einem stärkeren Euro und den Zolldrohungen aus den USA ist aber ungünstig. Diese trifft den Exportsektor doppelt.
Auf der anderen Seite der Medaille verbilligt der stärkere Euro die Importe. Dies betrifft sowohl Konsumgüter als auch den Import von Rohstoffen und Vorprodukten. Das nützt den hiesigen Unternehmen. Beides zusammen hat dazu beigetragen, dass die Inflationsrate in der Eurozone zuletzt schneller gefallen ist als gedacht. Die EZB konnte die Zinsen weiter senken und dürfte im Herbst noch ein letztes Mal die Zügel lockern. Das ist ein positives Signal für den Konsum und die Investitionstätigkeit – und somit für die ganze Wirtschaft.
Exporteure müssen Marktanteilsverluste fürchten
Eine Abwertung des US-Dollar und eine spiegelbildliche Euro-Aufwertung haben unterschiedliche Auswirkungen auf Importe und Exporte. Importe werden günstiger, weil wir im Euroraum weniger für ausländische Produkte aus dem Dollarraum zahlen müssen. Davon können Verbraucher nennenswert profitieren, wenn die Euro-Aufwertung stark ist und sie gern auf ausländische Güter zugreifen. Selbst Öl- und Gasimporte aus dem Nahen Osten werden häufig günstiger, weil sie in Dollar abgerechnet werden.
Dagegen verlieren exportierende Firmen an preislicher internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Denn bei gleichen Preisen in Euro steigt der Absatzpreis im Zielmarkt in US-Dollar. Die Unternehmen stehen dann vor der Wahl, die Preise in Euro zu senken und Gewinneinbußen hinzunehmen oder zu versuchen, die Preise im Dollarraum entsprechend zu erhöhen. Das kann aber zu Marktanteilsverlusten führen. Die sind umso stärker, je höhere die Konkurrenz durch Firmen im Dollarraum ist, die durch die Dollar-Abwertung ja spiegelbildlich an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen.
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