
© IMAGO//Thomas Trutschel
„Die strukturellen Probleme bleiben bestehen“: Mehr als jedes zweite Wohnungsbau-Unternehmen beklagt Auftragsmangel
Wohnraum wird dringend benötigt, Wohnungsbauunternehmen beklagen aber mehrheitlich einen Auftragsmangel. Auch die Baupreise steigen weiter. Experten fordern ein Sofortprogramm.
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Die Auftragslage im deutschen Wohnungsbau bleibt angespannt. 53,6 Prozent der Unternehmen meldeten im Dezember einen Mangel an Aufträgen, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner Manager-Umfrage mitteilte. Das sind kaum weniger als im November mit 54,0 Prozent. „Die strukturellen Probleme im Wohnungsbau bleiben bestehen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Die neue Bundesregierung steht vor großen Herausforderungen bei der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum.“
Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich zum Jahresausklang leicht verbessert, verharrt aber deutlich im negativen Bereich. Die Unternehmen bewerten dabei sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Zukunftsaussichten etwas weniger pessimistisch als noch im November. Der Anteil der Auftragsstornierungen ging zurück und liegt nun bei zehn Prozent. „Die gesunkenen Zinsen allein reichen bisher nicht aus, um eine nachhaltige Trendwende im Wohnungsbau einzuleiten“, betonte Klaus Wohlrabe.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht sich angesichts der Misere für ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau aus. In diesem sollten gezielt Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten mehr Bundesmittel erhalten. Dafür müsse auch der rechtliche Rahmen für eine beschleunigte Umsetzung auf Bundesebene geschaffen werden.
Bisherige Maßnahmen der Politik, wie die erhöhte degressive Abschreibung von Investitionen in den Wohnungsneubau, zeigen zwar erste Erfolge. Auch Ansätze, um Kostensteigerungen zu begrenzen und Verfahren zu beschleunigen, seien auf den Weg gebracht. „So richtig diese Maßnahmen sind, so wenig helfen sie aber, die akute Wohnungsbaukrise zu bewältigen“, sagte DIW-Experte Martin Gornig. Die vergangenen Jahre hätten eine riesige Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen. Das Volumen im Wohnungsneubau dürfte auch 2026 noch um rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen, erwartet das DIW.
Baupreise für Wohnungsgebäude steigen
Hinzu kommt, dass die Preise für den Bau neuer Wohnungen in Deutschland weiter steigen. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude verteuerte sich im November um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag zu seiner vierteljährlichen Auswertung mitteilte. Im August hatte es ebenfalls einen Anstieg in dieser Höhe gegeben. Von August auf November erhöhten sich die Baupreise um 0,4 Prozent.
Die Kosten am Bau sind vor allem ab 2022 erheblich gestiegen, als sich infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine viele Rohstoffe und Energie massiv verteuerten. Dämpfend auf die Teuerung dürfte sich dagegen die schwächelnde Nachfrage nach Neubauprojekten wegen der gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten auswirken.
Rohbauarbeiten an Wohngebäuden kosteten im November 2,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Betonarbeiten verteuerten sich dabei um 1,0 Prozent. Bei Mauerarbeiten zogen die Preise um 1,2 Prozent an. Für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten mussten 3,6 Prozent mehr bezahlt werden, für Erdarbeiten 4,5 Prozent mehr. Für Zimmer- und Holzbauarbeiten wurden 2,6 Prozent mehr verlang.
Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen um 3,8 Prozent zu. Bei Heiz- und zentrale Wassererwärmungsanlagen - wozu etwa Wärmepumpen gehören - gab es ein überdurchschnittliches Plus von 4,9 Prozent. Für Metallbauarbeiten mussten 3,0 Prozent mehr bezahlt werden. Bei Elektro-, Sicherheits- und Informationstechnischen Anlagen – darunter fallen zum Beispiel Elektro-Warmwasserbereiter und Kommunikationsanlagen – nahmen sie um 6,3 Prozent zu.
Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen zwischen November 2023 und November 2024 um 3,4 Prozent. Im Straßenbau erhöhten sie sich um 4,6 Prozent. Alle Angaben beziehen sich auf Bauleistungen am Bauwerk einschließlich Mehrwertsteuer. (Reuters)
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