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Hand anlegen. Seit dem Börsengang verloren Anleger viel Geld mit der T-Aktie. So wenig Freude der Aktienkurs machte, die verhältnismäßig hohe Dividende zahlte sich aus. Jetzt soll diese Kurspflege offenbar pausieren. Foto: ddp

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Strategiewechsel: Die Telekom quält ihre Aktionäre

Um Milliarden in neue Netze investieren zu können, will der Vorstand die Dividende bis 2014 um fast ein Drittel kappen.

Die Deutsche Telekom spaltet die Nation. Den Kunden stellte der Konzern am Freitag eine bessere Verfügbarkeit von schnellem Internet in Aussicht. Um den Ausbau hierzulande zu finanzieren und das chronisch kranke US-Geschäft zu sanieren, setzt die Telekom aber ihre rund 1,8 Millionen Aktionäre auf Diät: Für das Jahr 2012 sollen sie im kommenden April zwar wie angekündigt 70 Cent je Aktie ausgezahlt bekommen. Für die Geschäftsjahre 2013 und 2014 aber werde die Dividende um 20 Cent auf 50 Cent je Aktie gekürzt, kündigte Telekom-Chef René Obermann am Konzernsitz in Bonn an.

Damit schüttet der Konzern dann so wenig Geld aus wie seit zehn Jahren nicht mehr. Seit den Nullrunden der Geschäftsjahre 2002 und 2003 hatte die Telekom stets mehr als 62 Cent ausgezahlt. Die Dividende galt für viele Halter der einstigen „Volksaktie“ als Trost dafür, dass der Kurs seit mehr als zehn Jahren stagniert. Im Jahr 2000, vier Jahre nach dem Börsengang, war das Papier zeitweilig über 100 Euro wert. Am Freitag verlor es nach Obermanns Ankündigungen als größter Tagesverlierer im Dax erneut zwei Prozent zum Vortag und notierte bei 8,40 Euro. „Nicht die Höhe der Dividende ist entscheidend, sondern die Sicherheit, dass wir sie verlässlich zahlen“, sagte Finanzvorstand Tim Höttges am Freitag.

Auch Obermann verteidigte den Schritt und begründete ihn mit den Investitionen. „Wer heute zögert, sitzt morgen in der zweiten Reihe. Wir investieren in die Zukunft – entschlossen und mit einer klaren Strategie“, sagte er. Man lege das Fundament für künftiges Wachstum. „Und vor allem die Menschen in Deutschland werden von der modernen Infrastruktur mehr denn je profitieren.“

Immerhin 23,4 Millionen von gut 41 Millionen Haushalten in Deutschland verfügten im Jahr 2011 über einen Festnetzanschluss bei dem ehemaligen Monopolisten. In der Hoffnung, diese Kunden zu halten und vor allem fürs Internet neue zu gewinnen, will der Konzern von 2013 bis 2020 rund sechs Milliarden Euro in die Infrastruktur des Festnetzes mit Glasfaser und dem sogenannten Vectoring investieren. Letzteres ist eine neue Technologie, die die Datenübertragung auf der letzten Meile zum Endkunden noch schneller macht. Kombiniert mit der LTE-Technik im Mobilfunk könnten Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde möglich werden – auch in der Provinz. Davon dürften auch die 35 Millionen Mobilfunkkunden profitieren, sofern sie der Telekom treu bleiben: Bis 2016 will die Tochter T-Mobile 85 Prozent der Bevölkerung diesen schnellen Übertragungsstandard bieten können und damit ihren Vorsprung gegenüber den Handynetzbetreibern Vodafone, O2 und E-Plus ausbauen.

Einen weiteren Schwerpunkt bei den Investitionen setzt die Telekom in den USA, wo der Konzern bisher nur Geld verbrannte. 4,7 Milliarden Dollar (3,64 Milliarden Euro) wollen die Bonner allein im kommenden Jahr in die Infrastruktur investieren – auch hier vor allem in den Ausbau des schnellen LTE-Funknetzes. Dort arbeitet die Telekom eng mit ihrem neuen Partner MetroPCS zusammen, der im kommenden Jahr mit T-Mobile USA fusioniert werden soll.

Die Wende zum Guten soll zudem ein neuer Kooperationsvertrag mit Apple über den Produktvertrieb bringen. Bisher durften die Deutschen das begehrte iPhone nicht in ihren Shops in den Staaten verkaufen, wodurch sie dort Kundenanteile an die Konkurrenz verloren.

Unterm Strich geht es im kommenden Jahr weiter abwärts: 2013 erwartet der Vorstand einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) von 17,4 Milliarden Euro – nach 18,7 Milliarden 2011. Die Fusion mit MetroPCS ist darin noch nicht enthalten. Ab 2014 soll der bereinigte operative Gewinn wieder wachsen, hieß es.

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